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Anziehungspunkt für Sammler und Touristen

Schloss- und Spielkartenmuseum Altenburg

In Altenburg, der Stadt der Kartenmacher und des Skatspieles, existiert seit 1923 das erste und über viele Jahrzehnte einzige Spielkartenmuseum Deutschlands.

Seit ihrem Auftauchen in Europa in der Zeit um 1400 fand die Spielkarte ihre leidenschaftlichen Anhänger, aber auch Gegner. Die vielgestaltige Vergangenheit der Spielkarte ist ein eigenes, interessantes Kapitel Kulturgeschichte. Während sich viele Menschen mit Vergnügen dem Kartenspielen widmen, bezeichnen ihre Feinde sie als "des Teufels Gebetbuch". Goethe empfahl ihr Spiel den "Jungen Leuten, die sich in der Welt umtun wollen", und Richard Strauss komponierte ihr seine Oper "Intermezzo". Schopenhauer wetterte gegen die Menschen, die nichts mehr zu denken hätten und ihre geistige Leere durch das Kartenspiel ausglichen. Immanuel Kant sah hingegen im Kartenspiel eine "gute und nützliche Verstandesübung".

Schon im 15. Jahrhundert gab es in allen Bevölkerungsschichten begeisterte Kartenspieler, denn es wurde immer um Geld gespielt. So verwundert es nicht, dass die ältesten Belege Spielverbote sind. Diese, gegen das ausufernde öffentliche Kartenspielen gerichteten Erlasse, ziehen sich durch ganz Europa. Doch alle Obrigkeitsverbote konnten der Beliebtheit der kleinen Karten bis heute keinen Schaden antun. Voraussetzung für die serienmässige Herstellung von Spielkarten waren die Erfindungen des Holzschnittes und des Kupferstichs als Drucktechniken im 15. Jahrhundert.

Seit 500 Jahren werden in Altenburg Spielkarten hergestellt. 1813 entstand in Altenburg das Skatspiel, das liebste Kartenspiel der Deutschen und nach Poker und Bridge ein weit verbreitetes Kartenspiel in der Welt. Was hier in zwei Sätzen als Tatsachen unserer kulturellen Entwicklung schlicht und sachlich formuliert worden ist, umfasste einen langen Zeitraum und hinterliess eine Fülle historischer Zeugnisse. Die Objekte dieser kulturgeschichtlichen Entwicklung mit Besonderheit der Region verlangten nach Aufbewahrung, Pflege, Erhaltung und Präsentation. Die Einrichtung eines Museums lag nahe und wurde zum Leitgedanken für zahlreiche Aktivitäten. Als zu Beginn der 20er Jahre der Leiter des im Aufbau befindlichen Heimatmuseums um Unterstützung bat, war es im besonderen Masse der Altenburger Spielkartenfabrik Verpflichtung, für alte Spielkarten, Druckformen, Gerätschaften und Zubehör aller Art ein würdiges Domizil zu schaffen.

1923 entstand im Altenburger Schloss das erste deutsche Spielkartenmuseum. In einem 6 x 5 m grossen Raum nahm die "sogenannte" Skatheimat", oft auch als Keimzelle des Altenburger Spielkartenmuseums bezeichnet, ihre besonderen Schätze auf. Mit der Gestaltung des Raumes einschliesslich einer umfassenden Wandbemalung wurde der Altenburger Bildhauer und Kunstmaler Otto Pech (Pix) betraut. Mit der ihm eigenen humorvollen Art malte er unter Verwendung aller wesentlichen Figuren und Elemente der in Altenburg gebräuchlichen Spielkarte eine den Raum beherrschende Skatlandschaft. In Schränken und Kästen gut untergebrachte Objekte waren die inhaltliche Ergänzung all dessen, was an Kostbarkeiten und Seltenheiten auf dem Gebiet der Spielkarte und des Kartenspiels zur Verfügung stand. Neben dem Sammlungsgrundstock der Vereinten Altenburger Spielkartenfabriken AG wurden eine Reihe von Schenkungen und Leihgaben durch Altenburger Bürger übergeben. In besonderer Weise erwarb sich der Altenburger Bürger Julius Benndorf um die Errichtung eines Spielkartenmuseums Verdienste. Übersichtlich und gut erläutert wurde dem Besucher die Geschichte der Spielkarte vor Augen geführt und nachgewiesen, dass das so beliebte Skatspiel ein Denk- und Geistersport ist. Viele Sachzeugen, eine einmalige Fachbibliothek und mehr als 8000, zum Teil sehr alte, komplette Kartenspiele, machten das sich ständig vergrössernde Spielkartenmuseum und Altenburg zum Anziehungspunkt für Sammler und Touristen aus dem In- und Ausland.

Der Bekanntheitsgrad Altenburg definiert sich in erster Linie über den Skat. Überall, wo man hinkommt, hört man "…ach ja die Skatstadt Altenburg". Über die Entstehung des Skatspieles sind mancherlei Legenden verbreitet. Bewiesen ist hingegen, dass die Entwicklung des Skates eine Gemeinschaftsarbeit Altenburger Bürger war. Aus den Spielen Tarock, Solo, Schafkopf und L'hombre wurden Elemente entnommen und zu einem neuen Spiel - Skat - arrangiert. Das neue Spiel, das nicht nur allein dem Glück und Zufall überlassen bleibt, sondern mathematisches Denken erfordert, errang schnell allgemeine Beliebtheit. Von Studenten und Kaufleuten weitergetragen, führte der Siegeszug des Skatspieles von Altenburg über Erfurt rund um die Welt.

Im Schwarzwald bezahlten reiche Bauern beim Skatspiel mit den Goldknöpfen von ihren Röcken, die sie einfach abschnitten, denn die Knöpfe trugen ihren Wohlstand zur Schau.

Jeder rechte Skatspieler aber, so munkelt man, der nach Altenburg komme, tauche seine Karten in den "Skatbrunnen" der Stadt. Das aus Schweineköpfen tröpfelnde "Taufwasser" hat schon so manchen Glück und Ehre, zumindest im Skatspiel, gebracht.

Autor: Schloss- und Spielkartenmuseum / R.Reinhold
Fotos: Severin

HBZ · 07/2014
 
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