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Der grosse Reiz

Glücksspiele - und die Kehrseite des Wettvergnügens

Glücksspiele üben seit jeher einen grossen Reiz auf Menschen aus. Sie spielen, weil sie Spannung und Abwechslung erleben wollen.

Viele von ihnen erleben beim Glücksspiel eine Art "Gefühls-Achterbahn": Gewinnphasen sind mit Begeisterung und Triumphgefühlen, verlorene Spiele dagegen können zu Enttäuschung und Ärger führen. Oft nicht lange, denn die Aussicht auf einen möglichen Gewinn in der nächsten Spielrunde lässt Spannung und Nervenkitzel aufkommen, Gedanken an Verluste werden dabei von vielen ausgeblendet.

Viele Menschen können Glücksspiele problemlos in ihren Alltag integrieren, aber einige Menschen zeigen ein riskantes Konsum- und Spielverhalten. Diese können ein pathologisches (krankhaftes) Spielverhalten entwickeln: In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 600.000 beratungs- und behandlungsbedürftige Spielerinnen und Spieler. Seit wann gibt es Glücksspiele?

Überlieferungen zufolge wurde bereits im alten Ägypten, etwa 3000 Jahre vor Christus mit Würfeln gespielt. Das Würfelspiel ist eines der ältesten Glücksspiele.

Im 14. Jahrhundert wurden die aus Asien eingeführten Kartenspiele auch in Europa immer populärer, sie zählen bis heute zu den verbreitesten Gesellschafts- und Glücksspielen.

Das Lotteriespiel kam im 16. Jahrhundert in Europa auf - die erste Staatslotterie wurde übrigens im Jahr 1612 in Hamburg veranstaltet.

Das Roulette wurde im 17. Jahrhundert in Frankreich erfunden, wenig später hielt es Einzug in Spielkasinos und ist seitdem fester Bestandteil des sogenannten Grossen Spiels, zu dem beispielsweise Black Jack, Poker und eben Roulette gezählt werden. Übrigens: Auch Berichte von Menschen, die ihr gesamtes Vermögen verspielt haben, datieren weit zurück. Eine der bekanntesten und auch eindrücklichsten Schilderungen einer Glücksspielsucht ist Dostojewski in seinem Roman "Der Spieler" (1867) gelungen.

Zahlen und Fakten

Glücksspiele sind in Deutschland weit verbreitet. Hätten Sie gedacht, dass es über 12.000 Spielhallen in Deutschland gibt und mehr als 24.000 Lotto-Annahmestellen? Die Zahl der Geldspielautomaten in Gaststätten, Imbissen und Spielhallen wird auf über 200.000 geschätzt - damit ist ein solches Gerät für die meisten Menschen in erreichbarer Nähe und damit leicht verfügbar. Allein in Hamburg wurden vor vier Jahren 4.181 Geldspielgeräte in Spielhallen gezählt. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Geräte pro Spielhalle in der Hansestadt noch deutlich gestiegen.

Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, 2012) haben sich 86% der 16-65 -Jährigen in Deutschland schon (mindestens) einmal an einem Glücksspiel beteiligt. Männer haben häufiger Erfahrungen mit Glücksspielen als Frauen: 9 von 10 Männern (89%) zwischen 16 und 65 Jahren haben schon einmal ein Glücksspiel gespielt, bei Frauen sind es 82%.

Die meisten spielen zunächst ein Lotteriespiel. 41% derjenigen mit Glücksspielerfahrungen nennen "Lotto 6 aus 49" als erstes Glücksspiel in ihrem Leben, 17% geben "Sofortlotterien" (Rubbel- und Aufreisslose, Lose auf Jahrmärkten etc.) an. Danach folgen private Glücksspiele mit 11%.

Ungefähr die Hälfte der deutschen Bevölkerung gibt jeden Monat Geld für Glücksspiele aus, die meisten von ihnen einen vergleichsweise geringen Betrag (bis zu 20 Euro pro Monat). Etwa ein Zehntel der Menschen in Deutschland spielt jedoch regelmässig um hohe Einsätze: 5% geben zwischen 50 und 100 Euro pro Monat für Glücksspiele aus, weitere 5% sogar über 100 Euro. Bei einigen Spielerinnen und Spielern führen die regelmässigen Einsätze zu einer hohen Verschuldung.

Glückspielarten gibt es zahlreich

Es gibt die unterschiedlichsten Glücksspiele; nachstehend sind einige aufgelistet. Dabei ist jedoch zu beachten, dass prinzipiell jede Form von Glücksspiel in eine Sucht entgleiten kann.

Sportwetten Bereits im antiken Griechenland platzierten die Menschen Pferdewetten, in England reicht diese Tradition bis in das 19. Jahrhundert zurück.

Längst aber haben Fussballwetten der Pferdewette den Rang abgelaufen. In Deutschland gibt es diese Wettform seit 1948, lange Jahre ausschliesslich als staatliche Sportwette Toto. Mit dem aktuell geltenden Glücksspieländerungsstaatsvertrag wird der Markt zukünftig für private Anbieter geöffnet - zunächst mit einer Experimentierklausel, in deren Rahmen 20 Konzessionen mit einer Laufdauer von jeweils sieben Jahren vergeben werden. Um diese Konzessionen, die sowohl für den Vertrieb in Wettbüros als auch für das Internet gelten, können sich staatliche und private Anbieter bewerben. Dieses Verfahren ist derzeit noch nicht abgeschlossen.

Der Studie Goldmedia 2013 zufolge wurden mit Sportwetten im Jahr 2012 insgesamt 6,8 Milliarden Euro umgesetzt, davon 3,7 Milliarden mit online getätigten Wetten und der Umsatz der staatlichen Angebote (Oddset, Fussballtoto) im Jahr 2012 bezifferte sich auf 245 Millionen Euro.

Lotto ist das beliebteste Glücksspiel in Deutschland. Am bekanntesten und auch am populärsten ist das Spiel "6 aus 49". 50% der Bundesbürgerinnen und -bürger im Alter zwischen 14 und 64 Jahren haben schon einmal Lotto gespielt. Die Wahrscheinlichkeit, auf die sechs "richtigen Zahlen" zu tippen, ist mit 1:14 Millionen äusserst gering.

Die Chance auf "Sechs Richtige mit Superzahl" liegt mit 1:140 Millionen noch einmal deutlich darunter. Diese Gewinnwahrscheinlichkeit kann durch das sogenannte Systemspielen erhöht werden, bei dem die Spielenden einen höheren Geldbetrag einsetzen. Insgesamt bleiben die Gewinnchancen jedoch auch bei dieser Variante niedrig.

Veranstalter von "6 aus 49" sind die im Deutschen Toto- und Lottoblock (DTLB) zusammengeschlossenen Landesunternehmen der 16 Bundesländer. Auch bei den Spielen Super 6, Spiel 77, Glücksspirale und Keno handelt es sich um Angebote des DTLB.

Klassenlotterien Eine weitere Variante des Lotteriespiels sind die Klassenlotterien. Anbieter sind die Nordwestdeutsche Klassenlotterie (NKL) und die Süddeutsche Klassenlotterie (SKL). Veranstalter der beiden Lotterien sind jeweils Zusammenschlüsse verschiedener Bundesländer. So ist die NKL beispielsweise die Staatslotterie von unter anderem Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Zur Teilnahme an einer Klassenlotterie wird ein Los mit einer individuellen Nummer erworben. In regelmässigen Abständen finden Ziehungen statt, bei Übereinstimmung mit der Losnummer wird ein Gewinn ausgezahlt.

Die Fernsehlotterien "Ein Platz an der Sonne" und "Aktion Mensch". verfolgen das gleiche Spielprinzip und

bei Rubbellosen und anderen Sofort-/ Losbrieflotterien erfahren die Spielenden sofort nach Erwerb des Loses, ob und wie viel sie gewonnen haben.

Online-Glücksspiele, auch im Internet werden Glücksspiele angeboten, so beispielsweise Online-Poker oder Sportwetten. In Deutschland sind Online-Glücksspiele verboten und auch die Teilnahme an Spielen ausländischer Anbieter ist strafbar. Der Grund: Online- Glücksspiele haben ein besonders hohes Suchtpotenzial. Befragungen zeigen jedoch immer wieder, dass eine Reihe von Menschen im Internet um Geldbeträge spielen. Einer Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zufolge spielten im Jahr 2011 beispielsweise 1,6 Prozent der deutschen Bevölkerung Casinospiele im Internet.

Eine Ausnahme vom Glücksspielverbot im Internet bilden staatliche Lotteriespiele, die mit Inkrafttreten des aktuellen Glücksspieländerungsstaatsvertrages erlaubt werden.

Glücksspiele - unterschiedlich riskant

Wer Glücksspiele im Internet spielt, kann besonders schnell die Kontrolle über das Spiel verlieren - insbesondere weil Online-Spiele zeitlich unbegrenzt verfügbar und durch die weite Verbreitung des Internets leicht erreichbar sind. Ein paar Mouse-Klicks reichen, um die Welt der Online- Glücksspiele zu betreten. Dort geht es im wahrsten Sinne "rasant" zu, denn die Spiele dauern oft nur wenige Sekunden. Verluste geraten dadurch schnell aus dem Blick, ausserdem fällt die Abkühlungsphase zwischen den Spielen extrem kurz aus bzw. fehlt völlig. Denn auch das nächste Spiel ist nur einen Klick entfernt.

Auch die Zahlweise per Kreditkarte stellt ein Gefährdungsrisiko dar - so sinkt die Hemmschwelle für hohe Einsätze. Weitere Faktoren, die das besondere Risiko von Online-Glücksspielen mit bestimmen, sind die schnelle Abfolge der Spiele und teilweise die aktive Einbeziehung der Spielenden, wie etwa beim Online-Poker oder bei Sportwetten. Hinzu kommt, dass Online-Glücksspiele häufig alleine - und dadurch unkontrollierter - gespielt werden.

Jede Art von Glücksspiel kann zur Sucht werden; dennoch gehen von den verschiedenen Glücksspielarten jeweils unterschiedliche Gefährdungspotenziale aus. So gibt es zwar beispielsweise süchtige Lottospieler und -spielerinnen, das von Lotterien ausgehende Suchtrisiko ist jedoch im Vergleich zu anderen Glücksspielen deutlich geringer. Das Gefährdungspotenzial von Geldspielautomaten ist dagegen ungleich höher. So sind beispielsweise ungefähr 73 Prozent der Menschen, die wegen ihres Spielverhaltens eine Suchtberatungsstelle aufsuchen, Automatenspieler bzw. -spielerinnen.

Viele Glücksspielarten sind für die Spielenden leicht erreichbar, etwa Glücksspiele im Internet oder Geldspielautomaten in Gaststätten und Spielhallen. Für Menschen mit problematischem Spielverhalten stellt die hohe Verfügbarkeit ihres Glücksspiels eine ständige Herausforderung dar, dem Spieldrang nicht zu folgen. Bei Glücksspielsüchtigen werden die Spielorte, zum Beispiel die Stammkneipe oder die Spielhalle um die Ecke, zu sogenannten "auslösenden Reizen", die die Lust bzw. das Verlangen nach einem Spiel hervorrufen können. Hinzu kommt, dass Spielhallen meist 23 Stunden am Tag geöffnet haben, Onlineangebote sind rund um die Uhr verfügbar.

Wenn das Glücksspiel zur Sucht wird

Menschen spielen, weil sie Spannung und Geselligkeit erleben wollen - Spielen macht den meisten von uns einfach Spass. Die meisten Menschen haben keine Probleme mit Glücksspielen, allerdings kann harmloses Spielen in eine Spielsucht entgleiten.

Dieser oft jahrelange Prozess verläuft in den meisten Fällen schleichend und dadurch - sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen -unmerklich. So kann es bis zu 10 bis 15 Jahre dauern, bis eine Spielsucht erkannt wird. Dazu trägt auch bei, dass eine Glücksspielsucht über lange Zeit keine äusserlichen Veränderungen hervorruft. So kann es viele Jahre dauern, bis die Spielsucht erkannt wird und die Betroffenen oder ihre Angehörigen realisieren, dass Handlungsbedarf besteht und beispielsweise eine Beratungsstelle aufsuchen. Denn eine eindeutige Diagnose einer Spielsucht bzw. eines problematischen Spielverhaltens kann nur in einem Beratungsgespräch mit einem Experten bzw. einer Expertin erfolgen.

Hamburger Helpline Glücksspielsucht (040) 23 93 44 44

Glücksspielsucht ist in Deutschland eine anerkannte Krankheit, deshalb haben Betroffene einen rechtlichen Anspruch auf ambulante oder stationäre Leistungen (inkl. Nachsorge), die von den Rentenversicherungsträgern bzw. den Krankenkassen finanziert werden.

Eine aktuelle Studie hat jedoch ergeben, dass viele Menschen mit problematischem Spielverhalten die ihnen zustehenden Unterstützungsangebote nicht nutzen.

Die Hamburger Helpline möchte dazu beitragen, dass Betroffene passende Hilfs- und Unterstützungsangebote finden. Ein Gespräch in einer Beratungsstelle ist unverbindlich - es bleibt ganz jedem selbst überlassen, ob und welche Form der Unterstützung in Anspruch genommen werden sollen.

Bei der Helpline Glücksspielsucht können Sie sich zu allgemeinen Fragen rund ums Thema Glücksspiel und Spielsucht anonym in Hamburg beraten lassen. Auch vermitteln die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gegebenenfalls in weitere, geeignete Hilfsangebote.

(Quelle: Hamb. Landesstelle f. Suchtfragen e.V./ Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz)

Autor: VHSt

HBZ · 11/2014
 
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