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Beliebtes Ausflugsziel am Rhein

Das Niederwalddenkmal - Weltkulturerbe Mittelrhein

Hoch über den Rhein bei Rüdesheim erhebt sich das Niederwalddenkmal mit der 12,3 Meter hohen und 32 Tonnen schweren Figur der Germania auf einem Sockel vor einem Thron, die in der rechten Hand stolz die wieder erworbene Kaiserkrone hochhält.

Mit der rechten Hand stützt sie sich auf ein lorbeerumwundenes Reichsschwertals Symbol des Sieges. Ihre Masse sind beachtlich: Der Kopfumfang beträgt 3.7 m, die Gesichtslänge beträgt 1 m und der Hüftumfang 7 m. Das Schwert in der linken Hand hat eine Länge von rd. 7 m und wiegt 600 kg. Die Gesamthöhe beträgt 38,18 m und das Gesamtgewicht des Bronzegusses 75 Tonnen.

Das Niederwalddenkmal wurde als Andenken an den deutsch-französischen Krieg und den Sieg über Frankreich und das nachfolgend entstandene deutsche Kaiserreich errichtet. Der Rhein gewann dabei als Standort besondere Beachtung, da er für die Deutschen ein wichtiges Symbol darstellte. Denn er war seit alters her ein wichtiger Schauplatz der deutschen Geschichte und der Sagen- und Märchenwelt (Rheinromantik). Im April 1871 schlug der Schriftsteller Ferdinand Heyl im "Rheinischen Kurier" den konkreten Standort Niederwald bei Rüdesheim am Rhein vor. Kaiser Wilhelm I. und Reichskanzler Otto von Bismarck waren einverstanden, zumal das Denkmal zum Grossteil aus Spenden aus der Bevölkerung errichtet werden sollte. Im November 1871 begann die Durchführung des Denkmalprojektes mit der Veröffentlichung des ersten Spendenaufrufes an das Volk. Im Februar 1872 folgte der erste Wettbewerb für Künstler, Architekten und Bildhauer, um einen geeigneten Entwurf zu ermitteln. Jedoch war keins der eingereichten Modelle in den Augen des Komitees gut genug für eine reale Umsetzung. Erst nach einer zweiten Ausschreibung konnten die Ideen des Bildhauers Johannes Schilling überzeugen. Er reichte seinen dritten und endgültigen Entwurf im April 1874 ein. Am 16. September 1877 wurde die Grundsteinlegung mit einem grossen Fest gefeiert, bei dem auch Kaiser Wilhelm I. anwesend war. 1883 waren die Bauarbeiten beendet. Bei der Einweihungsfeier am 28. September 1883 hielt der Kaiser wieder eine Rede, die jedoch durch eine Panne gestört wurde. Weil die Geschützbedienung der Haubitze die Geste ihres Offiziers falsch deutete, feuerte sie bereits einen Salut, während der Kaiser noch sprach. Die Rheinschiffe hörten das verabredete Signal und feuerten nun auch mehrere Salutschüsse. Damit die letzten Worte trotzdem nicht verloren gingen, meisselte man sie auf dem mittleren Absatz des Treppenabgangs rund um den Denkmalssockel ein.

Der Sockel Auf dem Sockel, auf dem die Germania steht, befindet sich die Hauptinschrift des Denkmals:

"ZUM ANDENKEN AN DIE EINMUETHIGE SIEGREICHE ERHEBUNG DES DEUTSCHEN VOLKES UND AN DIE WIEDERAUFRICHTUNG DES DEUTSCHEN REICHES 1870 - 1871".

Rechts und links wird sie von Namen der Schlachtfelder eingerahmt, die wichtig im Krieg 1870/71 waren. An den abgefasten Kanten des oberen Sockels befinden sich Palmzweige, die eigentlich nicht vorgesehen waren und erst nach der Grundsteinlegung hinzugefügt worden sind. Sie dienen dem Gedenken der Gefallenen, da sie im Christentum das Symbol für Märtyrerschaft und als immergrüner Pflanzenteil das des ewigen Lebens darstellen.

Das Hauptrelief In dem Hauptrelief unterhalb des Sockels sind 133 Personen in Lebensgrösse abgebildet. Damit ist es das grösste Bronzerelief des 19. Jahrhunderts. Im Zentrum sitzt König Wilhelm von Preussen zu Pferd. Um ihn herum rechts die Generäle und Fürsten Norddeutschlands, links die aus Süddeutschland.

Unter der Bundesfahne und den Fahnen der grössten Städte Deutschlands sind die Personen Bismarck, Moltke, Prinz Friedrich Karl, Kronprinz Albert von Sachsen, Friedrich Franz Grossherzog von Mecklenburg-Schwerin, General von Manteuffel, ein preussischer Gardist mit Fahne und ein sächsischer Infanterist mit Trommel als ganze Figur hervorgehoben. Sie blicken mit teils verklärtem Blick in die Ferne und sammeln sich um ihren Anführer König Wilhelm. Auf Wilhelms linker Seite stehen der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preussen, die Generäle von Blumenthal, von Hartmann, von der Tann, von Werder, ein hessischer Jäger und ein preussischer Kanonier. Jeder, der selbst am Krieg beteiligt gewesen war oder zumindest solcherlei Angehörige besass, sollte sich in einem Vertreter der Truppengattungen wiederfinden können. Daher lassen sich unter den Figuren sowohl Darstellungen der Heerführer als auch der Mannschaften und Truppenteile ausmachen.

Das Lied "Die Wacht am Rhein" Unter dem Hauptrelief sind fünf der sechs Strophen des Liedes "Die Wacht am Rhein" eingemeisselt. Es hatte für Teile der damaligen Gesellschaft eine Art Hymnencharakter, insbesondere für die deutschen Soldaten 1870. Max Schneckenburger hatte das Lied gedichtet und 1854 war es von Karl Wilhelm vertont worden. Die Strophen wurden ihrem Inhalt gemäss an passender Stelle unter das Relief gemeisselt. So steht beispielsweise unter König Wilhelm, der sich auf seinem Pferd die Hand an die Brust hält und verklärt gen Himmel blickt: "Er blickt hinauf in Himmels Au'n, da Heldenväter niederschau'n, und schwört mit stolzer Kampfeslust; du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust!" Die Melodie ist zusätzlich zum Erhalt auf einem Grenzstein eingraviert. Die Strophe, welche sich direkt auf Frankreich bezieht, wurde ausgelassen, ausserdem wurde in einer anderen Strophe "betritt kein Welscher" durch "betritt kein Feind hier" ersetzt.

Wissenswert Das patriotische Denkmal zieht seit seiner Einweihung viele Touristen an. Es wurde mehr und mehr zu einem beliebten Ausflugsziel anstelle einer Stätte für patriotische Gedenkfeiern. Ab 1885 fuhr die Niederwaldbahn von Rüdesheim hinauf zum Niederwald, sie wurde jedoch 1944 bei einem Luftangriff teilweise zerstört und später rückgebaut. Seit 1954 führt stattdessen eine Kabinenseilbahn zu dem hoch über der Stadt liegenden Denkmal.

Und der Kölner Schokoladenproduzent Ludwig Stollwerck liess 1883 für die Weltausstellung World's Columbian Exposition in Chicago einen "Schokoladen-Tempel" bauen, der eine aus 300 kg Schokolade gefertigte und 12 m hohe Nachbildung der Germania des Niederwalddenkmals zeigte.

Autor: VHSt
Fotos: Severin

HBZ · 11/2014
 
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