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Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

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Geschichte eines Dorf-Kaufmannsladens

Haus Peters, ein Juwel auf Eiderstedt

Kolonialwaren, sie werden heute wieder angeboten wie vor fast 200 Jahren. In dem ehemaligen Kaufmannsladen der Familie Peters in Tetenbüll in der Mitte der Halbinsel Eiderstedt lagern in den Regalen duftende Gewürze, Öle, Essig, altes Leinen, handgemachte Schokoladen, Kokosseife und Kaffee vom Feinsten.

Das 1820 eröffnete Geschäft ist wieder zum Leben erwacht. Es ist ein Museum ganz besonderer Art und mit seiner gutrestaurierten Einrichtung wohl die älteste, an ihrem Ursprungsort erhaltene, ländliche Hökerei in Schleswig-Holstein. Mehr als 200 Jahre lebte die Familie Peters in Tetenbüll und betrieb dort lange Zeit den kleinen Kaufmannsladen.

Als der Zimmermann und Holzhändler, Paul Peters, seinen Kaufmannsladen in Tetenbülls Hauptstrasse einrichtete, war er stolzer Besitzer eines "Kaufhauses" auf gerade mal 30 Quadratmeter. Bei ihm gab es fast alles, was die Menschen auf den umliegenden Kögen damals für ihren Haushalt brauchten. Er handelte zunächst mit Tabak, Salz, Essig und Gewürzen. Später erweiterte er sein Angebot und das Geschäft florierte ausgezeichnet. Er richtete seinen Laden mit schmucken Biedermeier-Möbeln ein, alles fein verziert. Für damalige Verhältnisse war das Geschäft ungewöhnlich gut ausgestattet.

In jener Zeit nahmen die Kunden aus den Kögen oft stundenlange Fussmärsche auf sich, um bei Peters einzukaufen, Er beschaffte fast alles und lieferte auch einmal in der Woche aus. Was nicht auf Lager war, wurde bestellt. Pfeffer, Salz, Essig, Zucker bekam man hier ebenso wie Saatgut oder Soda, Tuch, Textilien, Seife, Seide, Geschirr, Besen und Zündhölzer, aber auch feine Waren aus Übersee. Wer Qualität schätzte, kaufte schon im 19. Jahrhundert Markenartikel wie Maggi (Suppenwürze), Knorr (Suppen) oder Hoffmanns Wäschestärke.

Die Münzen fielen durch einen messingbeschlagenen Schlitz im Tresen und die Türglocke funktioniert sogar auch heute noch.

Bei unserem Besuch erfahren wir, dass der Laden, das benachbarte Kontor, die privaten Räume mit Küche und Schlafstube originalgetreu und mit Möbeln der Familie Peters ausgestattet sind. Gut einhundert Jahre versorgte der Laden ab 1820 seine Eiderstedter Kunden, bis mit dem Tod des Urenkels Johann Peters das Geschäft in der Inflationszeit 1923 schliessen musste. Die Zeiten des Kolonialwarenhauses waren vorbei. Seine beiden ledigen Kinder Paul und Luise wohnten mit ihrer Mutter Maria noch viele Jahre in dem Haus. Sie hatten die Möbel und die alte Ladeneinrichtung gehütet und Begehrlichkeiten trotzig abgelehnt. Nach dem Tode von Luise Peters 1991 kaufte die Gemeinde Tetenbüll das Haus und restaurierte es denkmalgerecht und der "Förderverein Haus Peters" erweckte den alten Laden wieder zum neuen Leben.

Was erwartet den Besucher? Im historischen Verkaufsraummit vielen kleinen Regalen und Schublädchen werden wieder viele schöne Dinge, Geschenkartikel und regionale Spezialitäten angeboten. Das angrenzende Kontor ist original eingerichtet und auf dem alten Sofa können Besucher Tee aus Übersee stilecht in aus altem Porzellan kosten. Der Kunst widmet sich auch das Horst- Janssen-Zimmer in der Giebelstube mit der "Eiderland- Mappe" und dem "Janssenhof" des Malers, der ganz in der Nähe einen typischen Eiderstedter Haubarg bewohnte. Ausserdem finden in weiteren Räumen immer aktuelle Ausstellungen von Künstlern statt. Im letzten Dachzimmer befindet sich das winzige Schlafgemach von Luise Peters. Ein Portrait von ihr hängt über dem Waschtisch mit Wasserkanne und Schale, daneben steht ihre alte Nähmaschine. Im hölzernen Bett liegt das dicke Bettzeug. Eine mehr als bescheidene, ganze karge Einrichtung. Luise wurde über 90 Jahre alt. Im Erdgeschoss befinden sich die Küche mit gusseisernen Ofen und dem typischen Küchenschrank und im angrenzenden Flur einige Ausstellungsstücke von der alten Kaufmannszeit und Utensilien der Familie Peters.

Über einhundert Jahre bildete der Laden den Dorfmittelpunkt und diente als sozialer Treffpunkt. Heute hat der " Förderverein Haus Peters" eine ähnliche Funktion übernommen. Der Verein betreibt das denkmalgeschützte Haus als einen lebendigen, kulturellen Mittelpunkt der ganzen Region. Das Haus der Familie Peters, gebaut um 1760 und von etwa 1850 bis 1955 Wohntrakt eines ehemaligen Haubargs, stellt ein wichtiges kulturhistorisches Baudenkmal dar, das Zeugnis gibt vom dörflichen Leben im 18. und 19. Jahrhundert. Neben der originalen biedermeierlichen Ladenausstattung besitzen auch Küche und Stuben weitgehend das gründerzeitliche Mobiliar der ehemaligen Hausbesitzer. Der Besucher hat hier die seltene Gelegenheit, Wohnen und Arbeiten im Umfeld von Dorf und Landschaft, dem Einzugsgebiet der ehemaligen Kundschaft des Ladens, zu erleben.

Haus Peters
Am Wegesrand zu den VHSt-Ferienappartements in St. Peter-Ording)
Dörpstraat 16, 25882 Tetenbüll,
Tel.: 04862- 681
Öffnungszeiten: Jan./Febr.: Sa./So.: 13-17 Uhr
März-Mai: Di.-So.: 14-18 Uhr
Juni - September: Di.-So.: 11-18 Uhr
Oktober - Dezember: Di.-So.: 13-17 Uhr
Eintritt: Frei

Autor: VHSt
Fotos: Fotos: Severin

HBZ · 03/2015
 
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