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Besuch in der Hanse- und Baumkuchenstadt

Salzwedel

Die über 750jährige Kreisstadt in der Altmark war das Tagesausflugsziel der Stadtteilgruppe Walddörfer im vergangenen Monat unter der Leitung der Vorsitzenden Maria Artz. Prächtige Fachwerkarchitektur, norddeutsche Backsteingotik mit imposanten Kirchenensembles, kleine Geschäfte, Cafés, Kneipen und Restaurants, zwei Museen und eine Konzerthalle prägen das Stadtbild dieser lebendigen und doch beschaulichen Stadt. Ihre Spezialität ist seit 150 Jahren der über offener Flamme gebackene Baumkuchen.

Gabriele Mohaupt von der Tourismuszentrale begrüsste uns nach dem gemeinsamen Mittagessen auf dem Platz vor dem Rathausturm zum Stadtbummel. "Wenn wir gleich auf Salzwedels schmalen Kopfsteinpflasterstrassen wandeln, können sie deutlich den Charme von 900 Jahren Stadtgeschichte spüren". Die mittelalterliche Fachwerkarchitektur ist als weitgehend geschlossenes Ensemble erhalten geblieben und die mächtigen Sakralbauten norddeutscher Backsteingotik künden von Selbstbewusstsein und einstigem Reichtum.

Ausgangspunkt für die Stadtentwicklung war die Burg, von der Bergfried und Mauerreste noch erhalten sind. Dieser mit über 900 Jahren älteste Teil der Stadt bildet heute eine grüne Lunge mitten im Zentrum, gelegen an der Fussgängerzone und beliebten Einkaufsstrasse, der Burgstrasse. Mit der Burg werden auch die Anfänge der Salzwedeler Geschichte in Verbindung gebracht.Vielleicht wurde sie zum Schutz einer strategisch wichtigen Jeetzefurt an der Handelsstrasse zwischen Magdeburg und der Salinenstadt Lüneburg angelegt. Der Ortsname könnte dafür sprechen, denn "-wedel" soll mit "waten" stammverwandt sein. Es gibt Vermutungen, dass der in karolingischer Zeit zwischen Bardowiek und Magdeburg erwähnte Handelsstützpunkt "Schezla" hier gelegen haben könnte.

Belegt ist der Name "Salzwedel" 1112 anlässlich einer Belagerung der Burg durch Kaiser Heinrich V. Wenn auch die Quellen für Salzwedels Hansezeit spärlich sind, wird man davon ausgehen können, dass Salzwedel als Handelsstadt eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielte. 1248 werden Zölle für den Handel mit verschiedenen Waren zwischen Salzwedel und Hamburg sowie Salzwedel und Lübeck festgelegt. 1263 teilt der Lübecker Rat dem Aldermann in Visby auf Gotland mit, dass Salzwedel in die dortige Gemeinschaft aufgenommen sei. Diese Urkunde wird noch heute in Salzwedel als Aufnahme in die Hanse betrachtet, eine Tradition, auf die man seit 1995 wieder besonderen Wert legt.

Den Wohlstand der mittelalterlichen Doppelstadt Salzwedel machen noch heute die Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung, die beiden Pfarrkirchen von Altstadt (St. Marien) und Neustadt (St. Katharinen) sowie die als Konzertund Ausstellungshalle genutzte Mönchskirche, einst Kirche des 1280 erwähnten Franziskanerklosters, anschaulich. Zahlreiche andere Bauwerke, wie die Kirche St. Nikolai, das Annenkloster, der grösste Teil des Augustiner-Chorherren- Stifts St. Spiritus, fast alle Stadttore, die Befestigung zwischen den beiden Städten, die Hospitäler, der Turm der Lorenzkirche oder das Neustädter Rathaus fielen der Zeit zum Opfer.

Salzwedel ist eine Stadt im Wandel. Verströmte die Altstadt bis zur politischen Wende 1989 einen eher morbiden Charme, ist sie heute von oft farbenfrohem, liebevoll restauriertem Fachwerk geprägt. Die Hansestadt hat einen sehr guten Ruf als Kulturstadt! Eine Top-Adresse für Show, Comedy, Tanz, Theater, Tagungen und Kongresse ist das Kulturhaus. Die Mönchskirche als Konzert- und Ausstellungshalle, weitere private Ausstellungsinitiativen, Open-Air-Veranstaltungen und so manch kulturelles Kleinod in den Ortsteilen runden das vielfältige Angebot ab.

Dem Tourismus wird in diesem Zusammenhang grosse Bedeutung beigemessen. Den Besuchern präsentiert sich die Stadt mit vielen architektonischen Facetten, imposanten Bürgerhäusern, malerische Kopfsteinpflastergassen und prächtige Backsteinkirchen. Und auch der zentrale Rathausturmplatz hat nach jahrelangem Dasein als Brache eine neue Bestimmung gefunden: Bänke laden zum Verweilen beim Blick auf ein Wasserspiel ein.

Der Salzwedeler Baumkuchen - einzigartig in Tradition und Geschmack

Der zweite Teil unseres Nachmittagsprogrammes galt dem Besuch der stadtbekannten Baumkuchenfabrik und des Cafés Kruse. Bei einem Spezialgedeck mit drei exklusiven Baumkuchenspitzen und einem Kännchen Kaffee erlebten wir das Baumkuchenschaubacken live mit, während der Herr des Hauses uns in die Geschichte des Baumkuchens einführte und mit vielen nützlichen Informationen über das "Königs Gebäck" versorgte.

Wir erfuhren, dass die Geburtsstunde des echten Salzwedeler Baumkuchens um 1800 liegt.

Damals hatte Luise Lentz den ersten Salzwedeler Baumkuchen nach einem Rezept ihres Grossvaters gebacken. In einem Notizbuch hatte sie das Baumkuchenrezept gefunden.

Am 22. November 1865 war Wilhelm I in der Stadt. Zu dieser Zeit war das Café Kruse der einzige Baumkuchenherstellungsort in Salzwedel. Es wurde ein prunkvoller, mit Marzipanrosen bestückter, Baumkuchen zum Festessen in die Propstei bei den Grafen von der Schulenburg geliefert. Von diesem Moment an war das Café Kruse königlicher Hoflieferant, was den Umsatz und die Produktion enorm steigerte. Bei keinem Fest durfte der leckere Baumkuchen aus dem Café Kruse fehlen.

In den Jahren nach der Weltwirtschaftskrise bis 1939 war eine neue Blüte der Baumkuchen-Produktion zu verzeichnen. In Blechbüchsen verlötet, trat der Salzwedeler Baumkuchen von Fritz Kruse und später seiner Witwe den Weg in alle Erdteile an. Leider folgte der 2.Weltkrieg, welcher die Baumkuchen-Produktion fast zum Erliegen brachte. Ein guter Baumkuchen kann nicht mit Ersatzstoffen, wie Margarine oder Eipulver gebacken werden. Auch nach dem Krieg war die Lebensmittelknappheit so stark, dass Baumkuchen- Besteller die Zutaten selbst liefern mussten. Mit der Verstaatlichung durch das DDR - Regime wurde der Salzwedeler Baumkuchen vorrangig für den Export produziert. Der Berühmtheitsgrad und der Bedarf stiegen stetig. Es wurde ein Neubeginn unter traditionellen Vorzeichen, denn trotz der Modernisierung der Salzwedeler Baumkuchenmanufaktur fühlten sich die Eigentümer und Mitarbeiter dem überlieferten Rezept und dem bewährten Backverfahren verpflichtet.

Die Geschichte des Salzwedeler Baumkuchens ist gleichzeitig ein Stück Geschichte der Stadt und ihrer Bürger. Aus dem 19. Jahrhundert sind die ersten Nachrichten vom Salzwedeler Baumkuchen überliefert. Im 20. Jahrhundert verbreitete sich sein Ruf weltweit. Er war wichtiger Exportartikel und ist heute immer noch ein schönes Gastgeschenk. Mehrere Betriebe in der Stadt stellen heute den Baumkuchen nach alten geheim gehaltenen Rezepten her und vertreiben ihn. Der Baumkuchen gehört zur Geschichte und Gegenwart von Salzwedel. Er war und ist Kulturgut und Wirtschaftsfaktor.

Und so war es auch nicht verwunderlich, dass viele Baumkuchenspezialitäten die Rückfahrt nach Hamburg mit antraten.

Autor: VHSt
Fotos: Fotos: Severin

HBZ · 05/2015
 
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