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Kaffeekannenmuseum Schöppenstedt

Als Serviergefäss standen Kaffeekannen aus Porzellan oder Steingut früher im Mittelpunkt der liebevoll gedeckten Kaffeetafel.

So gab es sie in den verschiedensten Farben, Formen und Grössen, rein sachlich-funktionell oder auch figürlichkitschig. Die Kaffeekanne wurde zum Sammelobjekt. Sie waren häufig etwas kleiner als Teekannen, da das schwarze, koffeinhaltige Getränk als nicht ganz gesund galt.

Eine mit der grössten Sammlung von Kannen in Europa hat das Kaffeekannen-Museum im niedersächsischen Schöppenstedt zusammengetragen. Mit mehr als 5000 Exemplaren bietet es einen beeindruckenden Einblick in die historische und kulturelle Modellvielfalt der letzten Jahrhunderte.

Zur Geschichte dieses Hauses und wie es dazu kam erzählte uns der Chef des Hauses mit Hotelund Restaurantbetrieb anschaulich und mit humoristischen Einlagen folgendes:

"Vor etwa 40 Jahren störten uns einige Kaffeekannen, die wir im Laufe der Zeit gesammelt hatten. Sie standen nutzlos herum und nahmen viel Platz in den Schranken in Anspruch. Wir hängten sie einfach unter die Decke. So hat es sich ergeben, dass auch unsere Gäste meinten, ihre Kannen stünden nur im Wege.

Also brachten sie bei ihrem nächsten Besuch Kaffeekannen mit und inzwischen hat sich die Sammlung auf fast 6000 Kaffeekannen erweitert. Besonders gefreut haben uns auch die Stiftungen der Firmen Fürstenberg, Rosenthal, Arite, Meissen, Graf Henneberg, Kahla. So entstand hier ein bewirtschaftetes Museum und wir konnten dadurch diese Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen.”

Die Kaffeekanne und ihre Geschichte

Die Kaffeekanne erscheint erstmals im 17. Jahrhundert mit der Entstehung der Kaffeekultur. Dabei gelang es der Kaffeekanne sich als historische Neuheit gegenüber zahlreichen anderen innovativen Gefässen durchzusetzen, die der Zubereitung und des kulturell neu erscheinenden Kaffee- und Teegenusses dienten. Seit dem 17. Jahrhundert ist der Kaffeegenuss in Mode, der Erfindung der ersten Kaffeemaschine weit voraus liegend, und mit diesem Trend auch die Kaffeekanne. Ursprünglich ähnelten die ersten Kaffeekannen eher Gefässen, die der Aufbewahrung und dem Servieren von Tee dienten, die wesentlich kleiner ausfielen als heute gängige Kaffeekannen. Denn der Kaffeegenuss hatte bereits von Beginn an einen gesundheitsschädlichen Ruf erfahren. Kleinere Kaffeeportionen hielt man für weniger gesundheitsschädlich.

Anfänglich wurden Kaffee- ebenso wie Teekannen ausschliesslich aus Porzellan oder anderen hochwertigen Materialien wie Steingut produziert. Erst deutlich später entstand die erste Kaffeekanne aus Silber und Messing. Da Kaffee von Beginn an heiss genossen werden wollte, erfand man Kaffeehauben aus Textilien, mit dessen Hilfe man die Kaffeekannen isolieren wollte, damit die Wärme weniger stark abgeleitet wurde. Erst nach und nach entdeckte man, dass diese Effekte mit hochwertigen Materialien wie Porzellan und Echtsilber effizient gelangen und stellte diese zunehmend her.

Bis heute haben Porzellankannen, je älter sie sind, sowie eine Kaffeekanne aus Echtsilber den höchsten Wert. Im Laufe der Zeit entstanden immer prunkvollere Kaffeekannen, die mit auffälligen bis hin zum kitschigen Designs in zahlreichen Formen, Farben und Grössen den Tisch schmücken sollten. Auch wurden anfangs sehr kreative Formen entwickelt, die mit Schnauzen und Füssen aufwendige Modelle darstellten.

Der Kaffeefilter und seine Geschichte

So köstlich das aromatische Getränk auch schmeckte, das zurückbleibende Kaffeemehl störte den Genuss. Schon bald nach der Verbreitung des Kaffees gab es Überlegungen, wie man das braune Getränk vom Kaffeemehl separieren konnte. Der Versuch, das Kaffeemehl mit einem Sieb und/oder mit Stücken von sauberer Leinwand zurückzuhalten, funktionierte nur unzureichend.

Die französische Seihkanne

Schriftlich belegt ist, dass die genussfreudigen Franzosen bereits 1795 ihren Kaffee mittels einer Seihkanne bereiteten, die aus zwei Teilen bestand - einem oberen Teil mit Sieb, in den das Kaffeemehl eingefüllt und mit kochendem Wasser übergossen wurde. Der durchgelaufene Kaffee wurde mit der unteren Kanne serviert. Natürlich waren diese Siebfilter nicht so effektiv wie heutzutage, aber sie hielten zumindest einen Teil des Kaffeegrundes im Filteraufsatz zurück. Französische Seihkannen gab es in zahlreichen Ausführungen - in Ton, Porzellan, Emaille - aber auch aus Kupfer und Silber.

Die amerikanische Einkammer-Filterkanne

Auch in den USA beschäftigten sich findige Leute mit dem Kaffee. Bereits 1783 wurde das Patent auf eine amerikanische Einkammer-Filterkanne erteilt, die - ähnlich wie ein moderner Kaffeebereiter - aus einem Zylinder bestand, in dem ein Sieb das Kaffeemehl zum Zylinderboden drückte. Leider mangelte es dem Gerät an Passgenauigkeit. Das Sieb schloss oft nicht bündig mit der Innenwand des Zylinders ab und der Filtereffekt gelang nur unvollständig.

Die Karlsbader Kanne

Vor dem Ersten Weltkrieg stand in den USA und besonders in Österreich mit seinen vielen Kaffeehäusern die Karlsbader Kanne hoch im Kurs. Diese kleine Sonderform der Seihkanne (für 1 - 2 Tassen) besitzt eine bauchige Form und ist aus weissem Porzellan gefertigt. Das Oberteil der Kanne besteht aus einem Aufsatz mit einem Doppelsieb aus Porzellan. Der Filter lässt sich gut reinigen, auch ist Porzellan absolut geschmacksneutral. Die Karlsbader Kanne wurde im böhmischen Karlsbad entwickelt. Karlsbader Kannen sind auch heute noch im Handel erhältlich. Besonders zur Verkostung besonderer Kaffeesorten wird die Karlsbader Kanne von Kennern noch heute geschätzt.

Die Filtertüte tritt ihren weltweiten Siegeszug an

Melitta Benz aus Dresden war eine tatkräftige Frau mit Ideen. Der Kaffeegrund in ihrer Tasse ärgerte sie im Jahre 1907 so sehr, dass sie auf Abhilfe sann. Sie nahm kurzerhand eine Blechdose, bohrte Löcher hinein und begann mit diversen Materialien zu experimentieren. Schliesslich stibitzte sie aus einem Schulheft ihres Sohnes ein Stück Löschpapier, das sie in Form schnitt und auf den Boden der Blechdose legte: die Geburtsstunde des Melitta-Filterpapiers. 1908 liess sich Melitta Benz ihr spezielles Filterpapier patentieren und startete mit einem Betriebskapital von 75 Reichspfennigen das Familienunternehmen.

Die Form des Kaffeefilters blieb zunächst rund. Als praktische Neuerung eroberten verschiedene Filtergrössen den Markt. In den 1930er Jahren entwickelte das Unternehmen die noch heute gebräuchliche, nach unten schmal zulaufende Form des Kaffeefilters und die dazugehörigen Filtertüten. Melitta Handfilter wurden zunächst aus Porzellan gefertigt, später auch aus Kunststoff. Die meisten modernen Kaffeemaschinen für den Hausgebrauch funktionieren mit diesem Filterprinzip. Aus dem Familienbetrieb wurde inzwischen ein weltweit agierendes Grossunternehmen.

Autor: VHSt
Fotos: Severin

HBZ · 07/2015
 
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