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Acht HBZ-Fragen an den Präsidenten des Hamburger Sportbundes (HSB) Dr. Jürgen Mantell

'Feuer und Flamme für Hamburg'

Der HSB ist der Dachverband der Hamburger Sportvereine und -verbände und mit rund 579.000 Mitgliedschaften die grösste Personenvereinigung der Stadt.

Welche Ziele und Aufgaben verfolgt der HSB?
Der HSB ist Dienstleister und Interessenvertretung für die Sportvereine und -verbände in unserer Stadt. Unsere Fachleute beraten die Vereine und Verbände in dem breiten Spektrum ihrer Aufgaben, zum Beispiel bei der Organisationsentwicklung oder bei der Sanierung einer Sporthalle. Diese Projekte fördern wir mit Mitteln aus dem Sportfördervertrag, den wir mit der Stadt Hamburg schliessen. Als Interessenvertretung des Sports in Hamburg sind wir kritischer Partner der Politik und sorgen für bestmögliche Rahmenbedingungen für den Sport. Das beinhaltet nicht nur Geld, sondern zum Beispiel auch, dass bei der Entwicklung eines Stadtteils an geeignete Sportanlagen gedacht wird.

Als ehemaliger Bezirksamtsleiter von Eimsbüttel, jenem Stadtteil in dem das Haus des Sports (HSB) seinen Sitz hat, sind Sie sicherlich gut vernetzt mit allen gesellschaftlich relevanten Gruppen. Inwieweit sind Sie als HSB-Präsident in die Vorbereitungen und Arbeit der Bewerbungsgremien eingebunden?
Seit wir im April 2014 die ersten Gedanken für eine Bewerbung um die Olympischen und Paralympischen Spiele entwickelt haben, arbeiten die Stadt Hamburg, die Handelskammer und der Hamburger Sportbund sehr eng zusammen. Das ist in der Runde der Entscheider ebenso wie in den Gremien der Arbeitsebene. Mit der Gründung der Bewerbungsgesellschaft hat sich diese Zusammenarbeit nun in der Struktur, nicht aber in der Intensität verändert.

Wird der Stellenwert des HSB von der Politik genügend gewürdigt oder braucht der Sport in Hamburg ein höheres politisches Gewicht?
Bewegung, Gesundheitsprävention und alle gesellschaftspolitischen Projekte, wie Integration von Migrantinnen und Migranten oder der gemeinsame Sport von Behinderten und Nicht-Behinderten, können gar nicht genug Aufmerksamkeit bekommen. Darum freuen wir uns, dass der Sport in Hamburg durch die Bewerbung um die Spiele seit über einem Jahr täglich im Gespräch ist und so eine grosse Aufmerksamkeit erfährt - auch in den Köpfen, die sonst über Sport nicht viel nachdenken.

Hamburg geht als Austragungsort der Olympischen und Paraolympischen Spiele 2024 ins Bewerber-Rennen. Am 29. November entscheidet Hamburg durch ein Bürger-Referendum, ob die Stadt sich offiziell um die Spiele bewerben soll.

Welche Rolle spielt der HSB in der Bewerbungskampagne" Feuer und Flamme für Hamburg"?
Der Hamburger Sportbund zählt in seinen Vereinen rund 580.000 Mitgliedschaften, also anders gesagt: Rund ein Drittel der Hamburgerinnen und Hamburger ist in einem Sportverein. Wir haben ein wenig tiefer in unsere Statistik geschaut und ermittelt, dass auch rund ein Drittel der Wahlberechtigten Mitglied in einem unserer Vereine ist. Diese Menschen sind sportbegeistert und dürften eher für Olympische und Paralympische Spiele in Hamburg sein. Darum wollen wir die Wahlberechtigten in den Vereinen erreichen, sie zu Botschaftern unserer Bewerbung um die Spiele machen und so unseren Beitrag zu einem erfolgreichen Referendum am 29. November leisten.

Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass möglichst viele Menschen am Referendum teilnehmen. Nur so wird die Entscheidung über dieses grosse Vorhaben, das Hamburg für Jahrzehnte prägen wird, auf ein festes demokratisches Fundament gestellt. Natürlich träume ich auch davon, dass möglichst viele begeisterte Menschen mit Ja stimmen werden.

Hamburg steht im Wettbewerb um die Austragung der Spiele mit den grossen Weltstädten Paris, Boston, Rom und Budapest. Die Vergabe der Spiele ist für den Sommer 2017 terminiert. Was wird ihrer Meinung nach den Ausschlag geben, um den Wettbewerb für Hamburg erfolgreich zu gewinnen?
Wir machen dem IOC ein Angebot, mit Olympischen Sommerspielen einen neuen Weg zu gehen. Die Spiele und das IOC selber sind in den vergangenen Jahren zunehmend in die Kritik geraten, was der Olympischen Bewegung sehr schadet. Hamburg legt ein Konzept vor, das es ermöglicht, die Spiele so zu gestalten, dass sie den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort unmittelbar nutzen und sie in einem vertretbaren finanziellen Rahmen durchzuführen. Nur so wird es zukünftig möglich sein, in einer demokratischen Bürgergesellschaft Zustimmung für die Spiele zu erhalten.

In Hamburg ist es uns gelungen, das Konzept für die Spiele so in die Stadtentwicklung einzuflechten, dass wir fast ausschliesslich Dinge tun, die wir auch ohne die Spiele getan hätten. Mit ihnen steht aber Geld zur Verfügung, das wir sonst gar nicht hätten. Im Ergebnis bedeutet das für Hamburg, dass wir die Stadtentwicklung zum Teil um Jahrzehnte vorziehen können.

Die Durchführung der Spiele selbst konnte auch in der Vergangenheit schon mindestens kostendeckend organisiert werden. Bei den weiteren Investitionen in die Infrastruktur wird Hamburg nur das bauen, was es auch wirklich braucht. Eine Verschuldung Hamburgs für die Spiele ist durch die Schuldenbremse in unserer Verfassung ausgeschlossen. Bei allen Bauten ist bereits heute eine Nachnutzung mitgedacht. Wir bauen also über 3.000 Wohnungen und nennen sie für die ersten Wochen Olympisches Dorf. Wir bauen ein dringend benötigtes Kreuzfahrtterminal und lassen in den ersten Wochen Sportlerinnen und Sportler darin turnen oder Volleyball spielen. In den wenigen Fällen, wo eine sinnvolle Nachnutzung nicht möglich ist, wird mit mobilen, rückbaubaren Einrichtungen gearbeitet.

Als im Dezember 2014 das IOC seine Reformagenda 2020 beschloss, lag das Hamburger Konzept bereits vor und augenzwinkernd konnte man denken, das IOC hätte bei Hamburg abgeschrieben. Das ist natürlich nicht der Fall, aber ich denke, dass wir mit vielen unserer Ideen beim IOC punkten können.

Die Sportartenvielfalt der Olympischen Spiele spiegelt sich auch in den zahlreichen Hamburger Sportvereinen und -verbänden wieder. Sind die leistungssportlichen Rahmenbedingungen Hamburgs geeignet, um möglichst vielen Hamburger Athleten die Möglichkeit zu bieten, in ihrer Heimatstadt zu starten?
Der Olympiastützpunkt, die Hamburger Verbände der einzelnen Sportarten und ihre Landestrainer leisten grossartige Arbeit. Nur so waren die Erfolge unserer Athletinnen und Athleten in den vergangenen Jahren überhaupt möglich. Wenn unsere Amateursportler mit Erfolgen mal Aufmerksamkeit erringen, was meist nur bei Olympischen Spielen gelingt, sind sie aber auch die Einzigen, die ein wenig Applaus bekommen. Ihr gesamtes Umfeld nimmt kaum jemand wahr.

Ein Landestrainer beispielsweise verdient rund 40.000 Euro brutto im Jahr. Dafür bekommt er einen kurzfristigen Vertrag und arbeitet regelmässig um die 60 Stunden. Das steht man nur mit reichlich Idealismus durch. Jeder von ihnen hätte ebenso viel Applaus verdient - und mehr Geld.

Die Athleten selber müssen alle neben dem Vollzeitjob Leistungssport für ihren Lebensunterhalt arbeiten. Um sich erfolgreich zu entwickeln, brauchen sie neben Training und Wettkämpfen aber genügend Zeit zur Regeneration. Diese Zeit müssen sie sich mit Förderungen, wie zum Beispiel über das TEAM HAMBRUG, organisieren. Ein Spitzensportler, der erfolgreich sein will, muss sich selbst organisieren wie ein Unternehmen. Auch hier gilt, je besser wir unsere Aktiven fördern können, je höher sind die Chancen, dass wir ihnen zujubeln.

Wenn wir über die Olympischen Sportarten sprechen, müssen wir uns komplett von unseren Eindrücken frei machen, die wir aus dem Profisport, wie der Fussball-Bundesliga, erhalten. Das sind zwei verschiedene Planeten.

Wenn wir Erfolge im Amateur-Leistungssport wollen, dann kostet das Geld. Wir brauchen dieses Geld auch nicht nur einmalig, sondern über Jahre hinweg. Nur so können wir Strukturen entwickeln, gute Trainer beschäftigen und den Sportlerinnen und Sportlern Rahmenbedingungen bieten, in die sie dann aussichtsreich viele Jahre ihres Lebens investieren.

Eurosport - Discovery - erhält vom IOC die TV-Rechte für Olympia 2018- 2024 zu Lasten der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF. Kann diese IOC-Entscheidung negativen Einfluss auf Hamburgs Bewerbung, auch im Referendum, haben?
Nur wenn weiter die Unwahrheit verbreitet wird, dass die Spiele 2024 gar nicht in frei empfangbaren Medien zu sehen sein werden.

Der Vertrag, der zwischen dem IOC und Discovery geschlossen wurde, sieht vor, dass ARD und ZDF mindestens 200 Stunden Übertragungszeit zugesichert werden. Zum Vergleich: In London 2012 haben die beiden Sender 260 Stunden gesendet.

Ausserdem ist noch nicht geklärt, ob Discovery die Rechte nicht an Sub-Lizenznehmer weiter gibt. Auch das könnten ARD und ZDF sein.

heute schauen viele Menschen Sendungen im Internet an. Ob wir in neun Jahren überhaupt noch einen Apparat in der Wohnung haben, der nur Fernsehen kann, ist zu bezweifeln.

Unter dem Strich hat diese Meldung über die Vergabe der TV-Rechte also zu mehr Aufregung geführt, als aktuell wirklich notwendig ist.

Was freut Sie und was ärgert Sie in der aktuellen Debatte um die die Olympischen Spiele in Hamburg am meisten?
Am meisten freue ich mich natürlich über die vielen begeisterten Befürworter der Bewerbung. Besonders, wenn ich in persönlichen Gesprächen spüre, wie sehr sie für die Spiele in Hamburg brennen. Die meisten von ihnen haben sehr gut verstanden, wie sehr die Spiele Hamburg zum Guten verändern würden.

Sehr gerne höre ich aber auch die konstruktiven Fragen und Ideen von den Skeptikern und Gegnern. Es gibt natürlich eine Reihe von Dingen, die man bei einem solchen Grossprojekt hinterfragen kann. Wir müssen alle diese Dinge gut durchdenken; damit in der Planung und in der Berechnung der Investitionen keine Fehler passieren. Alle Hamburgerinnen und Hamburger haben das Recht, dass wir unsere Hausaufgaben gut machen. Darum finde ich die Gespräche mit Skeptikern und Gegnern so wichtig. Im Zweifel bringen sie uns auf Gedanken, die wir selber noch nicht hatten. Wir können also nur von ihnen lernen.

Wirklich ärgern kann ich mich nur über das Gemecker von vermeintlichen Gegnern, die sich hinter der Anonymität des Internets verstecken und denen man sehr schnell anmerkt, dass sie hoffnungslos schlecht informiert sind. Sie wollen einfach nur Frust ablassen, tragen aber mit den Fehlinformationen natürlich zur Meinungsmache bei. Wer sich vernünftig informieren möchte, sollte hier nicht hinhören, sondern sich an die leicht zugänglichen Seiten mit fundierten Informationen halten. Solche Seiten halten beide Lager bereit.

Autor: VHSt, Foto:Witters

HBZ · 09/2015
 
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