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'Wo Hebbel einst Protokolle schrieb'

Hebbel-Museum

Das Hebbel-Museum in Wesselburen gilt als eines der schönsten Dichterhäuser in Deutschland. Gestartet als kleine Ausstellung in einem Raum hat sich das Museum im vergangenen Jahrhundert zur bedeutendster Hebbel-Sammlung in der Welt entwickelt.

Besucher können hier Einblicke in das Leben des 1813 in Wesselburen geborenen Dramatikers und Lyrikers Friedrich Hebbel bekommen, Originalmöbel und seine Handschriften bewundern. Auch für Forscher ist die Hebbelstadt zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden. Die Bibliothek umfasst zahlreiche Erstausgaben und wertvolle Schriftstücke.

Friedrich Hebbel - der große Dichter aus dem kleinen Wesselburen

Als Sohn eines Tagelöhners wurde Friedrich Hebbel am 18. März 1813 in Wesselburen geboren. Die Armut der Eltern bestimmte seine ersten Lebensjahre, dennoch verlebte der junge Hebbel eine unbeschwerte Kindheit im Hause der Eltern, bis eine vom Vater übernommene Bürgschaft die Familie aus dem Haus trieb. Diese Schmach hat der Vater nie überwunden. Nach dessen frühen Tod kam Hebbel in den Dienst des Kirchspielvogts Mohr, wo er zunächst als Laufbursche, später dann als Schreiber tätig war. Sein Nachtlager musste er mit dem Kutscher in einem Alkoven unter der Bodentreppe teilen.

In der Schreiberstube der Kirchspielsvogtei fand Hebbel Zeit und Muße, Bücher seines studierten Dienstherrn zu lesen. Hier entstanden auch seine ersten Gedichte. Die Hamburger Schriftstellerin Amalie Schoppe holte den 22jährigen Hebbel schließlich nach Hamburg und ermöglichte ihm damit den Weg aus dem kleinen Wesselburen in die Welt. Hier lernte er seine Freundin und Gönnerin Elise Lensing kennen.

Nach einem erfolglosen Besuch des Johanneums verließ Hebbel Hamburg, um in Heidelberg ein Jurastudium aufzunehmen. Auch diesen Bildungsgang brach er ab und reiste weiter über Straßburg und Stuttgart nach München, wo er im philosophischen Fach das Doktorexamen anstrebte. Hunger, Krankheit und Geldsorgen ließen ihn nochmals scheitern. Bei Kälte, Schnee und Nässe kehrte Hebbel 1839 nach einem zwanzigtägigen Gewaltmarsch nach Hamburg zurück. Hier schrieb er seine ersten Dramen "Judith" und "Genoveva" und fand in Julius Campe einen Verleger.

Vom dänischen König Christian VIII. erhielt Hebbel ein Stipendium für eine zweijährige Bildungsreise, die ihn nach Paris, Rom, Neapel und schließlich nach Wien führte. In der Stadt an der Donau blieb Hebbel dann bis zu seinem frühen Tod. Eigentlich wollte er nach Hamburg zurückkehren, wo Elise Lensing ihm einen zweiten Sohn geboren hatte. Vom Tod des ersten Sohnes hatte er in Paris erfahren. Aber Hebbel heiratete 1846 in Wien die Burgschauspielerin Christine Enghaus und fand so frei von materiellen Sorgen und Nöten die Muße, die er brauchte, um der große Dichter des 19. Jahrhunderts zu werden. Hier schrieb er seine Dramen "Agnes Bergnauer", "Gyges und sein Ring" und die "Nibelungen". Die Verleihung des Schillerpreises zeigt, dass Hebbel bereits zu Lebzeiten anerkannt war.

starb in Wien am 13. Dezember 1863 an einer Krankheit, deren Ursachen in den entbehrungsreichen Jahren vor der Wiener Zeit zu suchen sind.

Das Hebbel-Museum in der alten Kirchspielvogtei

Die Alte Kirchspielvogtei wurde ein Jahr nach dem großen Brand von 1736 erbaut. Von 1793 bis zur Pensionierung des Kirchspielvogts Johann Jakob Mohr im Jahr 1858 diente sie als Wohnhaus und Amtssitz der Kirchspielvögte. Von hier aus begann der große Brand im Jahr 1736. Das Feuer breitete sich rasch aus, erfasste den hölzernen Glockenturm auf dem Nachbargrundstück, und bald standen die Häuser um den Marktplatz, in den benachbarten Straßen und auch die Kirche in Flammen. Drei Stunden später lag der größte Teil Wesselburens in Schutt und Asche.

1949 kaufte die Stadt Wesselburen das Gebäude. Bereits drei Jahre später konnte das Hebbel-Museum in diesem Haus neu eröffnet werden. Seit seiner Gründung im Jahr 1911 befand es sich im Obergeschoss des Hebbelhauses in der Süderstraße, einem Haus, das in keiner Beziehung zu dem Dichter stand. In der Alten Kirchspielvogtei hatte Friedrich Hebbel sieben Jahre lang gelebt und gearbeitet. Die Ausstellung im Erdgeschoß zeigt in zehn Räumen Leben und Werk des großen Dramatikers. Kindheit und Jugend werden im Wesselburener Zimmer und im nachgebauten Geburtszimmer gegenwärtig. In der Schreiberstube führte Hebbel das Protokollbuch der Kirchspielvogtei. Hier entstanden auch erste Gedichte. Beeindruckend ist der karge Alkoven unter der Bodentreppe, dessen Enge der junge Hebbel beim Schlafen noch mit dem Kutscher teilen musste. Die entbehrungsreichen Jahre in Hamburg und auf Reisen sind in zwei weiteren Räumen dokumentiert. In dieser Zeit sind die Dramen "Judith", "Genoveva" und das heute noch am meisten gespielte bürgerliche Trauerspiel des Dichters "Maria Magdalena" entstanden.

Das Wiener Zimmer zeigt die vielfältigen Beziehungen mit bedeutenden Persönlichkeiten, die Friedrich Hebbel nach seiner Hochzeit mit der Burgschauspielerin Christine Enghaus von Wien aus pflegte. In der alten Kaiserstadt kam er zu Ruhm und Ansehen. Hier entstanden die Dramen "Herodes und Marianne", "Agnes Bernauer", "Gyges und sein Ring" und die "Nibelungen", für die Hebbel kurz vor seinem frühen Tod mit dem Schiller-Preis ausgezeichnet wurde.

Das Handschriften-Zimmer kann als die Schatzkammer des Museums bezeichnet werden. Eine Auswahl an Original-Handschriften gibt einen Einblick in die Korrespondenz, die der Dichter mit vielen seiner Zeitgenossen geführt hat. Das Wiener Wohnzimmer schließlich vermittelt einen Eindruck von der Wohlhabenheit des Ehepaars Hebbel. Hier findet der Besucher wertvolle Möbel, Bilder und Gebrauchsgegenstände aus der Wohnung in Wien und aus dem Sommerhaus in Gmunden am Traunsee.

Die Bibliothek im Obergeschoß umfasst ca. 6000 Titel. Im Zeitungsausschnittarchiv werden seit Bestehen des Museums Zeitungsartikel über Hebbel aus dem deutschsprachigen Raum gesammelt. Wissenschaftlern stehen Arbeitsplätze in der Bibliothek und im Gastwissenschaftler-Zimmer zur Verfügung.

Autor: VHSt

HBZ · 02/2016
 
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