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Verborgen unter einem grünen Mantel

Festung Grauerort an der Elbe

Nordwestlich der Innenstadt Stades, dicht bei der Ortschaft Abbenfleth, erhebt sich von weitem sichtbar ein Wald aus der Altmarsch, die sich hier als Landzunge weit an das Fahrwasser der Elbe heran schiebt.

Unter dem Grün des Waldes, direkt am Elbfluss gelegen, kann man das Hochwallfort Grauerort entdecken. Die Anlage ist ein Typbau preußischer Festungsarchitektur der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie wurde von den Preußen zum Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe errichtet. Die Festung wurde jedoch nie in Kampfhandlungen verwickelt. Heute dient das Gelände für Aktivitäten jeder Art wie die jährlich stattfindenden Festungstage, Kulturveranstaltungen mit Aufführungen und Ausstellungen.

Schanze Grauerort (Grove)

Bei Grauerort (Grove) handelt es sich um eine hohe Altmarsch-Landzunge, die sich hornartig weit an das Fahrwasser der Elbe heranschiebt. Grove wurde zuerst 1137 urkundlich erwähnt. Von dieser hornartig vorspringenden Marschkante aus kann der Elbstrom sehr gut überwacht werden. Die Kehdinger Seeräuber haben sich diesen Vorteil in früheren Jahrhunderten bereits zu Nutze gemacht. 1270 wurden in Grove 11 Seeräuber gefangen genommen und in Hamburg verurteilt. Da den Bischöfen von Bremen und Verden das Treiben der Seeräuber zu weit ging, wurde in den Jahren von 1327 bis 1340 eine Zwingburg zur Einkerkerung der Seeräuber errichtet. Die freiheitsliebenden Kehdinger zerstörten diese Burg jedoch im Jahre 1344 endgültig. Die Schweden bauten 400 bis 500 m nördlich des jetzigen Forts eine Schanze zur Verteidigung gegen die Dänen. Obwohl man diese 1712 wesentlich verstärkte, fiel sie am 31. August 1712 kampflos in die Hände der Dänen, diese hatten sich von Land aus der Festung genähert. Der Name "Schanze Grauerort" hat sich bis heute gehalten.

Die Errichtung der Festung Grauerort

1807 nutzten die Franzosen diese wichtige militärische Position und installierten hier im Zuge ihrer Kontinentalsperre eine Küstenbatterie. In den Jahren 1807 bis 1814 stand Bützfleth unter französischer Verwaltung. Bereits seit dem 1. August 1803 lag in Bützfleth eine ganze Kompanie französischer Infanterie.

Die Festung Grauerort wurde in den Jahren 1869 bis 1879 von den Preußen zum Schutz vor feindlichen Schiffen auf der Elbe errichtet. Man nutzte die hohe Altmarsch nahe des Fahrwassers der Elbe aus, um in der Zeit, in der die Spannungen mit Frankreich zunahmen, schnell einen wirksamen Schutz des Hamburger Hafens zu haben. Bereits im deutsch französischen Krieg 1870/71 war die Festung einsatzbereit.

Mit Gründung des norddeutschen Bundes, in deren Verlauf die Preußen 1866 auch in Stade einmarschiert waren, erkannten sie sogleich die günstige Lage von Grauerort. 1869/70 begann man dann das heutige Artillerie-Fort anzulegen, um die Unterelbe und die Stadt Hamburg vor französischen Angriffen zu schützen.

Auf den je 68 m langen Kasematten sind auf beiden Seiten des zentralen Aufzugbunkers je 5 Geschützstellungen mit den entsprechenden Mannschaftsunterständen eingerichtet. Hier waren moderne Hinterlader-Rücklaufgeschütze mit gezogenem Lauf für 28 cm Bleimantel-Geschosse, aufgestellt. Die Anlage ist bis auf einen Durchbruch westlich der nördlichen Karponniere vollständig erhalten.

Das halbfertige Fort wurde im Krieg 1870/71 in die Küstensicherung einbezogen. Es kam jedoch nie zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Nach der Fertigstellung in den darauffolgenden Jahren bis 1879 versank es in Bedeutungslosigkeit und wurde 1895 aus der Reihe der aktiven Festungen gestrichen. Während des ersten Weltkrieges wurde es zunächst provisorisch zu einem Seeminendepot (Sperrmitteldepot) umgebaut. 1922 wurde diese Nutzung fest installiert und dazu eine250 Meter lange Landungsbrücke in die Elbe mit einem Gleisanschluß gebaut. Während des zweiten Weltkrieges wurden über diese Brücke Seeminen auf Versorgungsschiffe verladen. Auf der Festung wurden 2 Flakgeschütze stationiert. Dennoch gab es keinen direkten Angriff auf die Festung Grauerort.

Nach dem zweiten Weltkrieg beschlagnahmten die Engländer die Festung. Im Gegensatz zu anderen militärischen Anlagen wurde sie allerdings nicht gesprengt. Die Bunker, Verwaltungs- und Unterkunftsgebäude dienten vielen Flüchtlingen bis Ende der 50er Jahre als Unterkunft. Von 1960 bis 1985 nutzte eine Entsorgungsfirma das Gelände zur Delaborierung von Munition.

Von 1985 bis zum Sommer 1997 wurde das Gelände ganz der Verwahrlosung preisgegeben. Die Festung selber ist Jahrzehnte lang vernachlässigt worden. Seit 1997 wird hier aufgeräumt, Treppen und Zugänge freigelegt und die Mauerverschlüsse wieder entfernt.

Elbbrücke Grauerort mit Ausflugslokal "Klein Helgoland"

Die 1926 errichtete See-Brücke in Grauerort als Verladebrücke für das Sperrmitteldepot ist nur 19 Jahre bestimmungsgemäß genutzt worden. Sie hatte allerdings in den Folgejahren eine Bedeutung mit Symbolkraft.

Die Hadag baute auf der Brücke ein kleines Ausflugslokal mit dem Namen "Klein Helgoland". Da die Insel Helgoland bis 1955 von Passagierschiffen nicht angelaufen werden durfte, war "Klein Helgoland" ein Ersatzziel für die Hamburger. Wie auch zur Elbinsel Krautsand, wurden Sonntags- und Betriebsausflüge nach Grauerort gemacht. Linienschiffe der Hadag liefen den Anleger "Klein Helgoland" regelmäßig an. Das Lokal "Klein Helgoland" war ein auch von vielen anderen Besuchern gern genutzter Ort, um fast mitten in der Elbe Kaffeetrinken und den Schiffen nachschauen zu können. Mit dem Verkauf des gesamten Areals Grauerort an die Firma Kaus & Steinhausen wurde 1960 auch "Klein Helgoland" demontiert und in Bützfleth als Schützenhalle wieder aufgebaut.

Die Brücke wurde, nachdem der Holzbelag nicht mehr in Ordnung war, in den siebziger Jahren gesperrt und nur noch für die automatische Entnahme von Wasserproben zur Analyse genutzt.

Der Förderverein und seine Ziele

1977 hat sich der Förderverein "Festung Grauerort e.V." gegründet mit dem Ziel, die Festung als denkmalsgeschütztes Bauwerk zu sanieren und wiederherzustellen. Die künftige Nutzung soll eine kulturelle Erlebniswelt mit Künstlern, Kunsthandwerkern und alten Handwerken sein. Museen, zur Darstellung der Militärgeschichte des 19. Jahrhunderts, der Baugeschichte und der Lebensverhältnisse jener Zeit, sind Ziele des Freilichtmuseums. Die Anlage steht auch für Aktivitäten jeglicher Art und Sonderausstellungen zur Verfügung. Gastronomische Betriebe, Kaffee und "Erlebnisgastronomie" sollen die Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessern.

In die Zukunftsplanungen soll in jedem Fall die Elbbrücke Grauerort, als Standort für ein Restaurant und maritimer Zugang zur Festung, mit einem Schiffsanleger und möglicherweise einem Museumsschiff, mit einbezogen werden.

Autor: VHSt (Quelle: Festung Grauerort / H.-H. Ott)

HBZ · 07/2016
 
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