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Schwindelfrei in luftiger Höhe

Auf der längsten Hängeseilbrücke Deutschlands im Hunsrück

Aus rund 100 Metern Höhe können Spaziergänger jetzt über den Abgrund wandeln und Wälder und Bäche in einem Seitental der Mosel bestaunen.

Im Herbst letzten Jahres wurde hier die längste Hängeseilbrücke Deutschlands eröffnet. Die 360 Meter lange und bis zu 100 Meter über dem Erdboden verlaufende Brücke spannt sich über ein bewaldetes Seitental der Mosel über den Mörsdorfer Bach. Nach dem Vorbild Nepalesischer Hängeseilbrücken schwingt sich die "Geierlay"-getaufte Hängeseilbrücke von einem Brückenkopf zum anderen.

Publikumsmagnet und Attraktion für Schwindelfreie und Abenteurer!

Die Idee zum Bau einer Hängeseilbrücke wurde erstmals 2006 im Rahmen eines öffentlichen Workshops der Dorferneuerung zur Entwicklung der Ortsgemeinde Mörsdorf formuliert und zunächst als nicht realisierbar verworfen. Vor fünf Jahren griffen drei Mörsdorfer Bürger, im Ort "Brückenträumer" genannt, die Idee auf und trieben sie in einer ehrenamtlichen Projektgruppe engagiert voran. Im April 2010 wurde in Mörsdorf der Grundsatzbeschluss zum Bau gefasst und anschließend eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Bau in Rekordzeit

Nach dem Bauantrag vom 23.12.2014, der anschließenden Ausschreibung, Vergabe und dem Baubeginn am 26. Mai 2015 wurde die Brücke nach nur 130 Tagen und weniger als einem Jahr Planungszeit eröffnet. Sie hängt an vier 40 mm starken Tragseilen, ist mit einem 6 cm dicken Belag aus heimischer Douglasie gedeckt und wurde von einem erfahrenen schweizerischen Spezialunternehmen realisiert. Die Planungen für die Brücke hatten sich fünf Jahre hingezogen. Inklusive eines Gutachtens kostete das Projekt 1,1 Millionen Euro. Den Bau der Brücke übernahm eine Schweizer Spezialfirma.

Ihren Namen hat die Brücke in Anlehnung an ein örtliches Flurstück erhalten. "Das ist das Ergebnis eines Namenswettbewerbs, bei dem rund 120 Leute mitgemacht haben", sagte der Mörsdorfer Ortsbürgermeister Marcus Kirchhoff". In der Umgebung des Felshangs leben zahlreiche Geier, das Wort lay leitet sich von ley ab, was unter anderem für Schiefer steht.

Der erste Teil des Namens des Flurstückes - und nun auch der Brücke - geht vermutlich auf das Vorkommen zahlreicher Greifvögel im Umfeld des Felsenabhangs zurück. Das Wort "Geier" stammt vom mittelhochdeutschen Ausdruck "gir" ab und ist ursprünglich eine Substantivierung des Adjektivs "gierig". Die Vögel wurden demnach nach ihrer Eigenschaft bezeichnet.

Noch heute ist das Wort "Geier" eine Trivialbezeichnung für eine Reihe verschiedenster Arten von Greifvögeln.

Die spektakuläre Brücke soll jedes Jahr bis zu 180.000 Wanderer anlocken.

Die Brücke ist ein einzigartiges Erlebnis und eine nachhaltige Initiative der Region, die sich auch volkswirtschaftlich rechnen und in den kommenden Jahren Umsatz und Wertschöpfung in die Region bringen soll. Laut einer Machbarkeitsstudie könnte die im weiten leichten Bogen gespannte Talquerung mit Holzbelag jedes Jahr 180.000 Wanderer anlocken. Bereits vor der Eröffnung kamen in den letzten Wochen täglich um die 100 Leute, um sich die Brücke anzuschauen.

Das Brückenerlebnis

Theoretisch ist die Geierlay Hängeseilbrücke für jeden zu meistern, der schwindelfrei ist und mindestens fünf Kilometer laufen kann. Die Brücke schwankt vor allem in der Mitte bei Wind etwas. Und wer die falsche Tageszeit erwischt, wird sich eher über die Brücke quälen, denn sie ist nicht nur schmal, sondern oft auch sehr voll.

Die Brücke selbst ist - außer bei Sturm - jederzeit und kostenlos zugänglich. Vom Parkplatz am Besucherzentrum führt ein sehr gut beschilderter Weg in etwa 15 bis 20 Minuten (1,2 km) zur Brücke. Am Wegesrand finden sich Infotafeln zur Brücke sowie zur Windkraft im Hunsrück. Diese ist hier sehr präsent: Mehr als 20 Windräder lassen sich in naher und weiter Ferne zählen.

Erst am Brückenkopf gibt es freie Sicht auf die Brückenkonstruktion. Hier beginnt das Abenteuer! Zu Beginn führt die Brücke noch über einige Bäume, sodass man noch in überschaubarer Höhe "Brückenluft" schnuppern kann. Etwas weiter nimmt die Tiefenschärfe zu und - abhängig von Windstärke und Personenzahl auf der Brücke - kann es streckenweise doch etwas wackelig werden. Am eindrucksvollsten ist es mitten auf der Brücke, hoch über dem Tal und mit einem faszinierenden Blick in die Tiefe. Zur Sicherheit ist die Brücke von einem hohen Geländer gesäumt und bietet so bei mulmigem Gefühl Gelegenheit zum Festhalten. Es fällt auf, dass nicht alle Besucher den Blick ins Mörsdorfer Bachtal entspannt genießen. Das Ganze scheint für einige doch mehr Adrenalinkick als Naturerlebnis zu sein!

Die Brücke trägt ein Gesamtgewicht von rd. 50 Tonnen, dass entspricht etwa 600 Personen mit einem Durchschnittsgewicht von 80 kg. Nebeneinander können zwei Personen auf der Brücke laufen. Auch Fahrräder sind erlaubt, müssen aber geschoben werden. Laut Website passen ebenfalls schmale Kinderwagen und Rollstühle über die Brücke, wobei die letzten Meter vor Erreichen des Brückenkopfes auf Mörsdorfer Seite doch recht mühsam zu bewerkstelligen sind. Hunde dürfen auch mit, sofern sie die Höhe gut ertragen können. Wer die 360 Meter gemeistert hat, kann am anderen Ende, am Sosbacher Brückenkopf, stolz den Blick in die andere Richtung genießen.

Der Rückweg kann in zwei Varianten beschritten werden. Entweder über die Brücke und auf der "kleinen" Geierlayschleife über einen Wiesenweg und durch ein Waldstück zurück zum Besucherzentrum (insgesamt ca. 3 km) oder über die "große" Geierlayschleife im Tal. Der Blick auf die Brückenkonstruktion mit den seitlichen Windabspannseilen ist sehr imposant und lässt den Aufwand beim Brückenbau nur erahnen.

Mit der neuen Hängeseilbrücke wird der Saar-Hunsrück-Steig im Saarland für Wanderfreunde und Radfahrer immer attraktiver: Das bisher 218 Kilometer lange Wegenetz wurde im April um 190 Kilometer erweitert. Nun ist auch der östliche Hunsrück zu entdecken. Bislang verlief der Saar-Hunsrück-Steig von Perl an der Mosel quer über den Hunsrück bis nach Trier. Er ist vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumweg zertifiziert.

Seit der Eröffnung am 3. Oktober 2015 haben schon mehr als 250.000 Besucher die Geierlay-Hängeseilbrücke überquert.

Autor: VHSt

HBZ · 11/2016
 
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