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Burg Henneberg in Poppenbüttel

Die Ritterburg am Alsterlauf

Haben Sie schon von Hamburgs einziger Burg gehört? Ich wurde erst vor einem Jahr auf die Burg Henneberg aufmerksam, die mehr als 130 Jahre mitten in Poppenbüttel steht. Das Kleinod ist die wohl weltweit kleinste Ritterburg.

Wenn Sie mit einem Boot dem Alsterlauf bis zur Poppenbüttler Schleuse bei der Bäckerbrücke folgen, bietet sich ein ungewöhnliches Bild. Inmitten von teilweise mehreren Hundert Jahre alten Bäumen ragt auf einem Hügel eine Ritterburg auf. Zunächst denkt man, dass sie noch weit entfernt steht und die Perspektive täuscht, aber das stimmt nicht - die Burg ist wirklich so klein wie sie aussieht. Von der Straße aus kann man die Burg nur erahnen und übersieht sie leicht, weshalb die Henneberg immer noch zu Hamburgs kulturellen Geheimtipps gehört.

Romantik pur mit Liebe zum Detail

Wenn man nicht vom Wasser aus anreist, sieht man zuerst das schmiedeeiserne Tor. Auf einem befestigten Weg, der rechts vom Alsterlauf und links von einem liebevoll angelegten Dornröschen- Rosengarten gesäumt ist, gelangt man zu einer kleinen Kapelle, die zum Gästezimmer im Prinzessinnen-Stil umgebaut wurde. Gegenüber der Kapelle befinden sich eine überdachte Terrassenbühne und ein Platz mit einem Grillbereich, ein Baumstammkreis um eine Feuerstelle und eine Schaukel am Ufer. Bei Open-Air-Veranstaltungen ist hier genug Platz für etwa 130 Personen.

Anders sieht es in der Burg aus; da sie gerade mal 12 Meter hoch ist und etwa 45 m² nutzbare Innenfläche besitzt, passen hier 25 oder - mit viel Körpernähe - maximal etwa 45 Personen hinein. Eine schmale steinerne Rundtreppe führt den Hügel hinauf, um die erste Ebene zu erreichen: eine offene Terrasse mit Sitzgelegenheiten, tollem Blick zum Burgtor und dekorativem Waffenschild.

Eine Ebene höher, beim eigentlichen Zugang zum "Alsterschlösschen", steht eine winzige alte Kanone mit passenden Kanonenkugeln in einer Schießscharte. Man hat einen phantastischen Blick auf die Alster und die majestätischen Bäume des zur Burg gehörenden Parks. Der Platz in der Burg verteilt sich auf einen "großen" Rittersaal mit Empore, ein luxuriöses Badezimmer und eine Stehfläche im Turm, die meist als Abstellkammer herhalten muss.

Wo man auch hinblickt, sieht man ein liebevoll zusammengetragenes Sammelsurium von burgrelevanten Dekorationsgegenständen. Dabei war es den Burgleuten nicht so wichtig, epochen- oder thementreu zu sein, so steht gegenüber der mittelalterlichen Wandbehangreproduktion eine Buddhastatue. Wie mir die Burgherrin erklärte, finden im kleinen Rittersaal regelmäßig Yogakurse statt - daher der Buddha. Die Dekorationsgegenstände sind hauptsächlich Spenden von Sammlern und Freunden der Burg.

Die besondere Gartenattraktion

Die Hamburger Burg Henneberg wurde zwar erst 1887 fertiggestellt, kann jedoch auf eine ungewöhnliche Geschichte zurückblicken. Die Gutsbesitzer Albert und Bruno Henneberg (* 1818 - † 1896 und * 1830 - † 1899) kauften mehrere landwirtschaftliche Areale des damals zu Dänemark gehörenden Poppenbüttels. Dort legten sie am Ufer des Alsterlaufs den mehr als 3 Hektar großen "Park Marienhof" im englischen Stil an.

Neben der Pflanzung von zahlreichen exotischen Hölzern und Pflanzen ließen sie durch den Hamburger Architekten August Pieper einen besonderen Blickfang errichten. Als Attraktion wurde eine Kopie der Ritterburg Henneberg im Maßstab 1:4 auf einem 15 m hohen, künstlich aufgeschütteten Hügel erbaut. Die neugotische Originalburg des gefürsteten Grafengeschlechts der Hennebergs aus Süd-Thüringen ist heute nur noch eine Ruine. Die Namensvetter, die nicht mit dem Grafengeschlecht verwandt oder verschwägert waren, nutzten die Miniburg als eine Art Gartenhäuschen für Festivitäten im Park, was damals im Großbürgertum groß in Mode war. Als die Attraktion langsam verblasste, nutzte die Familie Henneberg die Burg als Familienarchiv.

Burgensammler und die Freie und Abrissstadt Hamburg

1942 wurden die Burg und ein Teil der Parkanlage an die Stadt Hamburg verkauft, die die Burg nicht nutzte, verfallen ließ und Ende der 80er- Jahre abreißen wollte. Ein Burgensammler, der jedem seiner Kinder eine echte Burg schenkte, benötigte eine weitere Burg für seine jüngste Tochter (die das Gebäude nie bewohnte). Da keine normalen Burgen zum Kauf angeboten wurden, kaufte er die Miniatur von der Stadt und restaurierte sie. 1991 wurde die Burg schließlich unter Denkmalschutz gestellt. Nachdem es noch ein paar weitere Besitzerwechsel gab, kauften schließlich Miriam und Helge Hager 2014 das wieder restaurierungsbedürftige Gemäuer.

Gegen alle Hindernisse

Die Mittelalterfreunde hatten eigentlich nach einer Wohnung für sich und ihre beiden Töchter gesucht und überlegten, ob sie nach Hamburg ziehen sollten oder vielleicht doch lieber ins Ausland, als sie über die Ausschreibung stolperten. Um das verwunschene Bürgchen vor dem Abrisswahn der Hansestadt zu bewahren, warfen die beiden alles in eine Waagschale. Sie kauften das Kleinod als gemeinnützige Stiftung "Burg Henneberg", deren vorrangiges Ziel die Erhaltung und Nutzung der Burg für kulturelle Zwecke ist.

Auch wenn die Burg mit ihrem Parkgrundstück günstig zu haben war, hat das Paar bereits mehr als eine halbe Million Euro investieren müssen, um das Bauwerk zu erhalten und - soweit erlaubt - auszubauen. Es dauerte ein Jahr, bis Familie Hager die Burg Henneberg mithilfe von Spenden und ehrenamtlicher Arbeit von Helfern wieder hergerichtet hatte.

Um ihre Investition auszugleichen bzw. die Betriebskosten der Burg zu decken, müssen die neuen Burgherren sehr einfallsreich sein. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, die Parkanlage ist Landschaftsschutzgebiet und durch den Status als "gemeinnützige Stiftung" darf die Burg weder dauerhaft bewohnt noch vermietet werden; auch das Betreiben von jeglichem Gewerbe ist nicht erlaubt. Da die Burg zum Vollzeitprojekt der Familie Hager wurde, ist sie auf freiwillige Spenden und Hilfe angewiesen.

Von Klassik bis zum Candlelight-Dinner

Etwa 1000 Gäste besuchen Poppenbüttels kleines Kulturzentrum in einem guten Monat zu den vielfältigen Veranstaltungen. Als Ort für Seminare, Sport- und Kulturveranstaltungen bietet die Burg Henneberg ein buntes Programm, das vom romantischen Dinner am Valentinstag über Yogakurse und Flamenco bis hin zu Konzerten, Filmvorführungen und Lesungen reicht. Auch Grillabende und Hochzeiten finden hier statt.

Der Eintritt ist frei, aber wegen der begrenzten Kapazitäten ist eine Anmeldung nötig und Spenden sind erwünscht.

Stiftung Burg Henneberg
Miriam und Helge Hager
Marienhof 8, 22399 Hamburg
www.burg-henneberg.de
E-Mail: info@burg-henneberg.de
Tel.: 0170 999 5432

Autor: Samira Aikas
Fotos: (c) Stiftung Burg Henneberg

HBZ · 07/2017
 
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