VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Kunst und Kommerz

Ein Gedicht von Georg Trakl

Ein Ausstellungsthema wie das derzeit im Bucerius Kunst Forum veranschaulichte: Die Geburt des Kunstmarktes - Rembrandt, Ruisdael, van Goyen und die Künstler des Goldenen Zeitalters - noch zu sehen bis 7. Januar 2018 - eignet sich hervorragend, Sentimentalität Einhalt zu gebieten

(Von wegen: Du holde Kunst, in wieviel grauen Stunden hast (du) mich in eine andre Welt entrückt…) Gewiss, das mag gelegentlich zutreffen!

Der Aspekt der Kunst als Ware jedoch und des Künstlers, der den Kundenbedürfnissen mehr oder weniger entspricht, ist seit langem bekannt und gerade in der Umgebung des Weihnachtsmärkte- Trubels nicht unpassend. (Weihnachtsmärkte appellieren ja auch an eine Tradition des geistigen Anspruchs - wobei das Geschäftsinteresse keineswegs verleugnet wird.)

Die Vorstellung des (weniger begüterten) Kunstrezipienten vom Künstler, der einsam in unkomfortabler Dachstube seinen Eingebungen nachsinnt mag vor allem für den weniger erfolgreichen gelten; wer in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts das Repräsentationsbedürfnis eines im internationalen Handel reich gewordenen Bürgertums zufriedenzustellen wusste, leitete einen Werkstattbetrieb mit Assistenten und Lehrlingen und hatte den aufrechtzuerhalten. Die Konkurrenz war rührig, bot Themen an vom Stilleben 'Prächtig gedeckte Tafel' oder 'Jagderfolge', womit man sich wenigstens im Abbild ein Adelsprivileg in die Wohnräume holte, auf Weltläufigkeit anspielende 'Seestücke', kleine 'Landschaften', bequem zu transportieren, oder große sog. 'Historienbilder' mythologischer, geschichtlicher oder christlicher Thematik, womit der Kunde seine literarische Bildung vorzeigen konnte.

Beliebt waren 'Porträts' in jeder Form, möglichst großformatig. Wer selbst weniger gut malen konnte, wurde oft Kunsthändler und liess sich in eleganter Pose, schwarz gekleidet, Spitzenkragen, bauschiger Überwurf zum Adligen stilisieren. Rembrandt, der auf Naturalismus Wert legte, wurde von der Konkurrenz überholt. Er setzte zeitweise auf preiswertere Massenware: Großformatige Schwarz-Weiß-Drucke mit christlichen Themen, z. B. das Weihnachtsthema "Verkündigung an die Hirten": Die lichtumflossene Engelsszenerie im linken oberen Wolkenbereich wirkt auf die Hirten in der dunklen unteren Felsengegend so verstörend wie heute ein Alien- Raumschiff in einem Science-Fiction-Film auf eine Menschenmenge. Sie rennen mit ihrem Vieh um die Wette durcheinander.

Diesem, vom humorvollen Rembrandt, inszenierten Gewusel zum jahrtausendealten Weihnachtswunder, das zeigt, wie wenig der Betriebsame diesem gewachsen ist, möge ein fremdartiger Text gegenübergestellt werden, entstanden etwa 1914, zur Zeit des 1. Weltkriegs. Er sollte langsam laut gelesen werden, am besten mit Pausen und ohne Stimmsenkung insbesondere nach den ersten beiden Zeilen:

Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt
Lang die Abendglocke läutet
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein -
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl (1887 - 1914)

Eine besinnliche Zeit und zur Abwechslung Vergnügen beim Betrachten der qualitätvollen holländischen Bilder in der klar aufgebauten Ausstellung vis-àvis dem Weihnachtsmarkt!

Autor: VHSt
Fotos: Bucerius Kunst Forum

HBZ · 12/2017
 
Weitere Meldungen:

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 

Keine Angst vor dem Finanzamt

Einkommenssteuerberatung des VHSt

Der erfahrene Steuerberater Jörg Hahn berät alle Mitglieder des Vereins Hamburgischer Staatsbeamten kompetent rund um das Thema Steuererklärung - kostenlos. Fu...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP