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Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

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Die Hamburger Hallig

Etwa 160 km und zwei Autofahrtstunden von Hamburg entfernt liegt - von hunderten Windkraftanlagen umringt - die 1,1 km² große Hamburger Hallig.

Durch den Sönke-Nissen-Koog führt eine kleine Straße bis zum großen Parkplatz für Autos, Busse und Wohnmobile, neben dem sich das Amsinck- Haus-Besucherzentrum und -Fahrradverleih befindet. Ein kunstbegeisterter Anwohner mit vielen Kunstinstallationen im Garten und jede Menge laut blökende Schafe begrüßen die Besucher schon, bevor der Parkplatz erreicht ist.

Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto

Am Informationszentrum wird man liebevoll und enthusiastisch vom Wachhund Mia begrüßt. Sie ist der einzige Hund, der hier unangeleint herumtollen darf. Sonst herrscht wegen der Schafe und Bodenbrüter kurzer Leinenzwang. Ein rund vier Kilometer langer Weg führt vom Deich beim Amsinck-Haus mitten durch Salzwiesen zur Hallig, auf der drei Hauptgebäude stehen: ein Nationalparkwarthaus des NABU, die Gaststätte Hallig Krog sowie die Wattwerkstatt.

Wer den etwa 1,5 Stunden langen Fußweg scheut, kann sich entweder für 2 Euro im Amsinck-Haus eines der Fahrräder ausleihen oder zwischen April und Oktober für 6 Euro eine Fahrberechtigung für sein Auto erhalten - Reisebusse sind nicht gestattet. Nur bei "landunter" ist der Weg zur Hamburger Hallig für alle aus Sicherheitsgründen gesperrt, was bis zu 60 mal pro Jahr der Fall sein kann. Auf dem Hauptweg stellen übergitterte Gräben sicher, dass keine Schafe ins Naturschutzgebiet gelangen. Mysteriöse, galgenähnliche Pfähle (wie auf unserem Titelbild), die in unregelmäßigen Abständen am Wegesrand stehen, sind Anzeiger für Wartebuchten, da die Straße sehr schmal ist.

Die Geschichte der Hamburger Hallig

"Der Name der Hallig erinnert an die Gebrüder Rudolf und Arnold Amsinck", gibt uns Gudrun Lampe vom Besucherzentrum Auskunft. Die Hamburger Kaufleute hatten sich hier von 1624 bis 1628 einen Koog eingedeicht, der zur Insel Alt-Nordstrand gehörte. Als Alt-Nordstrand 1634 bei einer schweren Sturmflut zerstört wurde, blieben nur der Amsinck-Koog, die Inseln Nordstrand und Pellworm sowie die Hallig Nordstrandischmoor verschont.

Im 18. Jahrhundert ging schließlich auch der Amsinck-Koog unter und es entstanden zwei unbedeichte Halligen. Eine davon wurde "Hamburger Hallig" genannt, da dort das "Hamburg Haus" der Familie Amsinck stand, welches nicht lang danach auch durch eine Flut zerstört wurde. 1875 wurde die Hallig durch einen Damm mit dem Festland verbunden.

Wunderschöne, aber tückenhafte Salzwiesen

Etwa auf halbem Weg zur Hallig führt ein Naturpfad durch dieses Gebiet. Einige Informationstafeln, die von den Vögeln gerne als Sitzplatz benutzt werden, geben Einblicke in diesen interessanten, aber auch gnadenlosen Lebensraum. So werden bei "landunter" immer wieder Vogelnester zerstört. Nur bereits geschlüpfte Küken können sich auf höher gelegene Flächen retten, wie den "Kuhberg", der als Rettungshügel für Schafe angelegt wurde.

Naturschutzwart auf dem "Schafberg"

Die NABU-Nationalparkstation ist das erste Gebäude, das man auf dem Weg erreicht. Der Hügel, auf dem das Holzhaus steht, heißt "Schafberg" und ist einer der beiden Landunter-Rettungshügel der Hallig. Wir treffen auf den ehrenamtlichen Vogelwart Herrn Klahn, der mit seinen Kollegen im zweiwöchigen Wechsel auf der Hallig arbeitet, die nebst Umland seit 1932 vom Naturschutzbund Deutschland e. V. - kurz NABU - betreut wird. Er erklärt uns, dass Wissenschaftler seit 1978 hier untersuchen, welche Auswirkungen die Beweidung auf Salzwiesen hat. Über 20 Arten von Schmetterlingen und anderen Kleintieren leben zum Beispiel von der Strandaster. Wo beweidet wird, blüht sie kaum, weil sie ein Leibgericht der Schafe ist. Seit 2009 gehört das Wattenmeer und somit auch die Hallig glücklicherweise zum UNESCO-Weltnaturerbe. Mit einem großen Fernglas kann man Graugänse, Pfuhlschnepfen und Co. beobachten, gegen eine kleine Spende Informationsmaterial mitnehmen und Andenken kaufen.

Erik Bracks Restaurant Hallig-Krog

Die Nationalparkgaststätte von Chefkoch Erik Brack, der jahrelang auf der MS Deutschland als Küchendirektor arbeitete, bietet neben vielen Lammgerichten, wie Lammfrikadellen mit Bratkartoffeln, und Cordon bleu (war sehr lecker) eine große Auswahl an regionaltypischen Gerichten, hausgemachten Kuchen, Eis und anderen Leckereien zu angemessenen Preisen, die sich für Hauptgerichte zwischen 12 und 25 Euro bewegen. Bei schönem Wetter "brummt" der Laden, wie man uns versicherte. Hinter dem Restaurant geht es direkt zur Nordsee, in der man vom naturbelassenen Strand aus drei Stunden vor und nach der Tide schwimmen kann.

Wattwerkstatt und globale Erwärmung

In der Wattwerkstatt, die neben dem Restaurant am Kopf der Hallig steht, können Besucher bei einer Führung mit einem Nationalpark-Ranger mit Schaufeln bewaffnet im Watt auf die Suche nach verborgenen Meerestieren gehen. Derzeit wird ein Teil der Wattwerkstatt als Basis für die Forschungsarbeiten der Universität Hamburg in Kooperation mit dem Smithsonian Environmental Research Centre in Washington genutzt. Im Moment werden drei unterschiedliche Feuchtzonen als Versuchsflächen eingerichtet. Unter Kuppeln, die ähnlich wie ein Gewächshaus funktionieren, wird die Luft mit Solarenergie um 1,5 bzw. 3 Grad höher als die Außentemperatur aufgeheizt. Zusätzlich reichen Kabel einen Meter tief in die Erde und erwärmen so auch diese. Die Forschungsstation befindet sich gerade im Aufbau und die Untersuchungen zur Entwicklung der Artenzusammensetzung und zu weiteren Auswirkungen der Erderwärmung auf die Salzwiesen sollen bis 2022 fortgesetzt werden.

Verabschiedet wurden wir von einem Konzert der Kiebitze, die laut einen Revierkampf ausfochten und dabei waghalsige Flugmanöver zum Besten gaben. Ein wirklich schönes Fleckchen Erde.

Hallig Krog Nationalparkgaststätte
Erik Brack, Hamburger Hallig,
25821 Reußenköge
Tel.: (04671) 94 27 88, www.hallig-krog.de
Öffnungszeiten: April bis Oktober, 11 Uhr, bis der letzte Gast gegangen ist


Autor: Samira Alinto
Fotos: Samira Alinto

HBZ · 06/2018
 
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