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Spagat zwischen Naturschutz und Natur(aus)nutzung

Wer radelt so spät durch Nacht und Wind? Es ist mein Nachbar in Ausübung seines Fitnessprogramms!

Er umrundet den Rissener Klövensteen - nachts, da hat er seine Ruhe: keine Jogger, keine naturbeflissenen Gruppen, keine Autos mit Gasthausziel. Fuchs und Hase, Fink und Specht (Star ist kaum noch auffindbar) ertragen vermutlich diesen Blitzbesuch mit Fassung. Aber wie mag es am Tage sein? Das Wildgehege im Rissener Forst ist "ein Publikumsmagnet. Jährlich nutzen etwa 200.000 Menschen dieses besondere Freizeit- und Bildungsangebot." Und zwar, ohne Eintritt zu bezahlen (Elbe Wochenblatt, 7. Februar 2018)! Martin Roehl, Sprecher des Bezirksamtes Altona: "Mit diesen Besucherzahlen bewegt sich das Wildgehege durchaus in der Größenordnung der Hamburger Museen und Theater." Möglichkeiten des Profits also? Man vergleiche die Empfehlungen des Hamburger Rechnungshofes für diese Kulturbereiche (s. HBZ April 2016).

Seit das Bezirksamt Altona seine "Scheinwerfer" auf den Hamburger Westen gerichtet hat, sprießen üppig die Einfälle: Ein "Masterplan" sieht für den Wildpark neue Anlagen für seltene heimische Tierarten vor ("mehr Tiere, mehr Naturerlebnis"). Dazu kommen "neue Erlebnis- und Erkundungsstationen", ergänzt durch zusätzliche Erkundungspfade unter Einbeziehung der Bachläufe. Denkbar sei auch "ein neues zentrales Gebäude mit Försterei, Waldschule, Veranstaltungsräumen, Übernachtungsmöglichkeiten". Ein renommiertes Berliner Architekturbüro mit "Erlebnisarchitektur" im Programm unterstützt diese Kreativität. Wer bezahlt das? Noch unklar; vielleicht zum Teil der sog. Ausgleichsfonds für Natureingriffe, oder es gibt "Bezahlangebote" wie "Tierfütterungen, geführte Touren" (Elbe Wochenblatt s. o.). Auch "das Umweltministerium will mit 22 Millionen Euro Hamburgs Grünflächen umgestalten". Ziel: mehr Artenvielfalt (Elbe Wochenblatt, 24. Januar 2018). Inzwischen protestierten Anwohner in Interessengemeinschaften "total überrascht und entsetzt gegen 'zuviel Remmidemmi' und fordern mehr Bürgerbeteiligung" (Rissener Rundschau, 15. April 2018). Das Bezirksamt hat das zugesichert.

Der Regionalpark Wedeler Au e. V.

Wesentlich unaufgeregter lauten die Informationen über den Regionalpark Wedeler Au. Seine 12.000 Hektar enthalten in Teilen seiner Landschaftsachse von der Elbe bis zur Pinnau auch den Klövensteen in Rissen. "Elbmarschen, Binnendünen und Moore sind eingebettet in eine gewachsene Kulturlandschaft aus Wiesen, Weiden, Forsten und Baumschulen. Auch Parks, Stadt - und Dorfstrukturen gehören zum Regionalpark" (s. Prospekt: Regionalpark Wedeler Au im Überblick, Barbara Engelschall, Geschäftsführerin des Parks). Acht Gemeinden Schleswig-Holsteins - Wedel, Hetlingen, Holm, Heist, Appen, Pinneberg, Halstenbek und Schenefeld - sowie länderübergreifend der Bezirk Altona haben sich in freiwilliger Kooperation und Kostenbeteiligung zusammengeschlossen. Von den Aufgaben und Zielen interessieren mich insbesondere das "Forum für den Dialog mit Bürgerinnen und Vereinen", "die Sicherung natürlicher Lebensgrundlagen und landschaftlicher Freiräume und die Verbesserung von Angeboten für Naherholung und Umweltbildung" (Prospekt Regionalpark Wedeler Au im Überblick s. o.).

Seit gut acht Jahren setzt sich die Diplom- Biologin mit Führungen (auch per Rad), Vorträgen (am 3. Februar 2018 in Blankenese zusammen mit dem Naturwissenschaftler und Insektenforscher Frank Röbbelen) und durch Monatsprogramme dafür ein, dass "Natur" in ihrer weitesten Verflechtung von Flora, Stadtflora und -fauna zur Kenntnis genommen und schonend behandelt wird.

Des Zwiespalts zwischen allzu intensiver Inanspruchnahme der Natur, u. a. zweimal täglich vogelkundliche Führungen und Naturschutz, sind sich beide bewusst. Aber ohne engagierte Informationen interessiert sich ihrer Meinung nach niemand oder nur auf ungute Art!

In seinem äußerst lesenswerten Vortrag "Kernbereiche der Städtischen Biodiversität in Hamburg - Insekten" zeigt Frank Röbbelen differenziert die Bedingungen der Überlebenschancen von Faltern, Heuschreckenarten, Libellen auf zahlreichen Grünflächen in ganz Hamburg, auch in industriellen Stadtrandgebieten. Damit erweitert er nachdrücklich die wachsende Einsicht in die große Bedeutung von Insekten für eine menschenfreundliche Natur.

Aus den Thesen seiner Zusammenfassung: In Waldbereichen ist oft das Zulassen der Entwicklung über ein vermeintliches Klimaxstadium hinaus die richtige Strategie. In diesem Zusammenhang spielen Alt- und Totholz (auch gerade von Stadtbäumen, die sehr alt werden können, weil sie keinem Nutzungsdruck unterliegen) als Lebensraum für Insekten eine große Rolle (These 3). Der Erhalt möglichst großer Teile der "wilden" Vegetation und der heimischen Gehölze ist Voraussetzung für einen wirkungsvollen Schutz der Insektenfauna Hamburgs. "Grünpaten", wie sie vom Amt für Landes- und Landschaftsplanung immer noch angeworben werden (Programm: Rasenmähen, Wildkraut entfernen, Gehölze schneiden etc.), sind da absolut kontraproduktiv (These 2)! Der Schutz der Insekten und Pflanzenarten muss das gesamte Stadtgebiet umfassen (These 5). Trotz entgegenstehender, stadtpolitischer und ebenfalls wichtiger Ziele (Wohnbebauung) müssen wir uns über Erhaltungsbereiche, Folgen rücksichtsloser Eingriffe informieren und einen wirklichen Ersatz schaffen. Für einen wirkungsvollen Schutz der Biodiversität in Hamburg insgesamt brauchen wir ausgefeilte, fachliche, strategische Naturschutzkonzepte (aus der Schlusssequenz "Was tun").

Kontakt: Frank Röbbelen
Telefon: (040) 42 32 68 56

Autor: VHSt

HBZ · 06/2018
 
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