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Elvis Presley lebt - in Dänemark

Graceland-Kopie

Der King lebt. Elvis-Fans sind ihrem Idol jetzt ein gutes Stück näher. Im jütländischen Städtchen Randers hat Henrik Knudsen Graceland nachgebaut, grösser als das Vorbild.

Eine exakte Kopie jener Traumvilla, die sich Rocklegende Elvis Presley im etwa 8.000 Kilometer entfernten Memphis/Tennessee errichten liess. Es gilt als einziges permanentes Elvis- Museum ausserhalb der USA.

Bauherr von "Graceland Randers" ist Elvis-Fan Henrik Knudsen. Der 47-jährige Däne betreibt im jütländischen Randers seit fast 20 Jahren das Museum Elvis Unlimited, in dem sich alles um sein grosses Idol dreht. Der umgerechnet etwa 3,5 Millionen Euro teure Neubau soll drei bis fünf Mal so viele Besucher nach Randers locken, hofft Henrik Knudsen. Mehr als 6.000 Erinnerungsstücke erinnern an den 1977 gestorbenen Sänger von "Blue Suede Shoes" und anderen Hits, darunter Highlights wie Stiefel, Briefe und Gitarren des Musikgenies.

Der King in Dänemark

Die Villa im amerikanischen Südstaaten- Stil ist nicht zu übersehen: ein zweistöckiger Natursteinbau mit haushohem, weiss getünchtem Säulenportal, zu dem eine Freitreppe hinaufführt. Am Fahnenmast davor weht der Danebrog. Was da seit ein paar Monaten an einer Strassenkreuzung im dänischen Randers steht, ist eine Kopie des Heiligtums.

Knudsen ist Elvis-Fan, seit er mit zwölf in der nachmittäglichen Radiosendung Efterskolen zum ersten Mal den Rocktitel Burning Love gehört hat. Als Presley kurz darauf starb, waren die Zeitungen voller Geschichten über den Mann, der die Popmusik revolutionierte. Knudsen: "Ich habe alles gelesen, und er hat mich nicht mehr losgelassen". Mit einem Taschengeldzuschuss der Eltern kaufte Henrik einem schwedischen Sammler für 2.000 Kronen, rund 250 Euro, ein Autogramm ab. Das war damals viel Geld, aber heute zahlt man für so was wesentlich mehr. In drei Jahrzehnten hat Knudsen seither eine Sammlung von Elvis-Devotionalien zusammengetragen, wie es sie wohl nur im echten Graceland noch einmal gibt und Sammler ihn in der ganzen Welt beneiden.

Weil die Beschäftigung mit Elvis und seiner Musik spannender war als der Job im Baumarkt, den er nach der Schulentlassung antrat, machte Knudsen aus seinem Hobby im Lauf der Zeit eine Profession. Er hat Wanderausstellungen und Konzerte mit Elvis-Doubles organisiert, er ist Präsident des europäischen Elvis- Fanclubs geworden und eine gefragte Auskunftsquelle zum Leben und Wirken des Idols. Vor zwei Jahren hat er mit den beiden Mitarbeitern zusammen gesessen und überlegt: Was könnte man noch tun? Einer sagte: Graceland bauen.

"Kennst du das", fragt Knudsen, "wenn dich eine Idee ergriffen hat, die dich auch nachts nicht mehr loslässt? Für fünf Millionen Kronen, dachte ich, müsste das doch zu machen sein". Kurz darauf setzte er sich mit einem befreundeten Architekten ins Flugzeug und flog nach Memphis. Wichtigstes Reiseutensil war einer dieser Zollstöcke, mit denen er aus Baumarktzeiten gut vertraut war. Knudsen: "Wir haben in Graceland alles ausgemessen, weil keine Baupläne aufzutreiben waren. Die Aufpasser haben sich ziemlich gewundert, aber als wir ihnen unser Vorhaben erklärt haben, fanden sie das gut. Zu Hause haben wir dann Bauzeichnungen angefertigt, das Grundstück gekauft und losgelegt".

Am Ende ist das dänische Graceland allerdings doppelt so gross geworden wie sein Vorbild. "Nein", sagt Knudsen , "das lag nicht daran, dass wir uns vermessen haben". Der Originalbau aus den dreissiger Jahren sei mit dänischem Baurecht einfach nicht in Übereinstimmung zu bringen gewesen - Wärmeisolierung, Feuerschutz, Fluchtwege und so weiter. Ausserdem mussten Büros und Gastro nomie untergebracht werden, was Anbauten an der Rückseite des Gebäudes erforderlich machte. Und aus den veranschlagten fünf Millionen sind am Ende 26 Millionen Kronen geworden, knapp dreieinhalb Millionen Euro also, die zu finanzieren aber kein Problem war, weil auch die Bank von dem Projekt und seinem Macher überzeugt war.

Graceland Randers

Das Obergeschoss von Graceland in Randers wird nahezu vollständig von einem Ballsaal eingenommen, buchbar für Bankette und Feste.

Im Parterre sind das Fast-Food-Restaurant Highway 51 im US-Südstaatenstill, mit Halb-Kilo-Steaks- gerösteten Sandwiches mit Erdnussbutter und gegrillten Bananen auf der Karte - angeblich Elvis' Lieblingsspeise - untergebracht. Gleich nebenan der Museumsshop. Natürlich gibt es kaum eine Elvis-Aufnahme, die hier nicht erhältlich wäre, und auch beinahe jedes der zahlreichen Bücher, die über den King erschienen sind, steht in den Regalen. Dazu Buttons, Shirts, Becher, Poster - der gängige Fan-Kitsch. "Wir haben die grösste Sammlung von Elvis CDs in Europa", erzählt Hendrik Knudsen.

Im Keller erwarten den Besucher von Graceland Randers mehr als 6.000 Exponate. "Hier sind die Heiligtümer ausgestellt - aber nicht alles", sagt Knudsen, "eine Menge habe ich noch zu Hause, wir müssen ja mal die Exponate wechseln". Da sind vor allem die teils bizarren Anzüge in zunehmenden Grössen, die der zuletzt anschwellende King bei Konzerten und in Filmen getragen hat, dazu Perücken, Plattencover, Filmplakate, Gitarren, Klaviere, Notenblätter … - garantiert alles aus dem Besitz des King of Rock'n Roll, von Elvis persönlich benutzt, gespielt, gehortet oder getragen. Dazu gehört auch eine lückenlose Kollektion von Elvis Bühnenpässen oder verschiedenen Schallplatten in Gold oder Platin.

Am besten vertraut man sich Henrik Knudsen an, um die wirklichen Kostbarkeiten auszumachen. Seine Führung beginnt mit der Melodie Blue Suede Shoes, er summt mit und deutet auf ein Paar Wildlederschuhe in einer Vitrine: "Die hier sind zwar weiss, aber siehst du den Unterschied"? Der linke Schuh ist eine halbe Nummer grösser als der rechte. "Elvis hatte Probleme mit einem eingewachsenen Zehennagel", erklärt Knudsen. "Er musste deshalb immer zwei Paar Schuhe in unterschiedlichen Grössen kaufen, das kleinere Paar für den rechten Fuss. "Wo die überflüssigen kleinen rechten und grossen linken Schuhe des King geblieben sind, sei eine offene Frage der Presley-Forschung", räumt der Fachmann ein.

Auf das Stichwort Grössen hin schwenkt Knudsen zu einer anderen Vitrine, unter deren Glasdeckel ein Rolodex steht - eines jener rotierenden Adressenverzeichnisse, wie sie im Papier-Zeitalter in amerikanischen Büros gebräuchlich waren. Dieses hier hat Colonel Parker gehört, dem legendären knallharten Elvis- Manager, und Knudsen hat es für 5.000 Dollar ersteigert. Der Clou: In dem Verzeichnis fand sich ein Zettel, auf dem Parker alle Körpermasse des Sängers notiert hatte. Knudsen: "Wenn mir jetzt ein angebliches Hemd von Elvis zum Kauf angeboten wird, kann ich gut prüfen, ob es überhaupt echt sein kann".

Zu den musikalischen Raritäten der Sammlung gehört ein Magnetband, auf dem eine Jamsession aus dem Jahr 1956 aufgezeichnet ist. Presley war im Sun Studio in Memphis zufällig mit Johnny Cash, Carl Perkins und Jerry Lee Lewis zusammengetroffen, und die vier Jungstars der Rockabilly-Szene hatten spontan zusammen gespielt. Die Aufnahme bringt zu Gehör, wie der Rock 'n' Roll aus der Fusion von Gospel und Country- Music entstanden ist.

Zu den Prunkstücken zählen zwei Gitarren, auf denen Presley einst spielte, Hemden, die er selbst durchschwitzte, seltene Fotos aus dem Privatleben des Presley-Clans, eine in Leder gebundene Bibel und die offiziellen Cover all seiner Platten. Die Wände sind mit Elvis-Plakaten tapeziert. Einiges im Keller erinnert auch an den berühmten "Jungle Room", das Lieblingszimmer des Sängers. Knudsen hat fleissig Elvis-Erinnerungsstücke zusammengekauft oder geschenkt bekommen, unter anderem einen Bass, der beim Einspielen von "Suspicious Minds" zum Einsatz kam - Knudsens erklärtem Lieblingssong des Meisters.

Liebeserklärung an Elvis

"Graceland Randers ist eine Liebeserklärung an Elvis und ein Monument für diese Persönlichkeit", begründet Henrik Knudsen sein bizarres Bauprojekt. Die Betreiber des Originals im Memphis sind aber alles andere als entzückt über Graceland II. Ginge es nach den Erbverwaltern, müsste der Däne sein Lebenswerk umbenennen, denn der Begriff Graceland ist geschützt; doch seit einer ersten Klage hat Knudsen nichts mehr von den Anwälten aus den USA gehört.

Es gibt aber einen halboffiziellen Segen für das Projekt, von der früheren Ehefrau des Sängers: "Priscilla hat mir gesagt, dass Elvis mächtig stolz auf Graceland Randers wäre", berichtet Knudsen von seinen Kontakten zur früheren Ehefrau des Sängers. Und zeigt zum Abschied begeistert auf seine Prunkvilla hinter dem weissen, mit Noten und Elvis Silhouette verzierten Gatter, die dem rund 8000 Kilometer entfernten Original zum Verwechseln ähnlich sieht - jedenfalls von aussen. Aus dem Rollrasen erklingt noch einmal die Stimme des King of Rock'n Roll, in das Grün sind flächendeckend Lautsprecher integriert. Er singt: Return to sender.

Graceland Randers, Graceland-Randers-Vej 3, DK 8960 Randers, Tel. 0045 86429696'

Autor: VHSt

HBZ · 12/2011
 
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