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Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

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Eine faszinierende Einmaligkeit

Kyffhäuser

Ein Gebirge - eine Burg - ein Denkmal - ein Name steht für eine faszinierende Einmaligkeit. Der Begriff "Kyffhäuser" wird oft als Synonym für das Kyffhäuserdenkmal benutzt. Das Kyffhäusergebirge in Nordthüringen ist mit einer Ausdehnung von ca. 7 km mal 12 km das kleinste Mittelgebirge Deutschlands.

Funde aus den Höhlen bei Bad Frankenhausen und eine Höhensiedlung auf dem Gelände der alten Reichsburg Kyffhausen, von der die Region ihren Namen verdankt, deuten für eine urgeschichtliche Besiedlung der Gegend hin.

Das Kyffhäuserdenkmal

Auf dem Kyffhäuser- Burgberg entstand auf den Ruinen der Reichsburg Kyffhausen zwischen 1890 und 1896 das auch als Barbarossadenkmal bekannte Kyffhäuserdenkmal. Das monumentale Denkmal ist Kaiser Wilhelm I. gewidmet, der nach dem Deutsch-Französischen Krieg das Deutsche Reich schuf.

Den Zuschlag für den Bau erhielt im Juli 1890 der Berliner Architekt Bruno Schmitz. Als Baumaterial wurde Sandstein verwendet, der vor Ort in ausreichender Menge vorhanden war. Bis zu 400 Menschen waren am Bau des Denkmals beschäftigt, so dass bereits 1895 die Turmspitze aufgesetzt werden konnte.

Am 18. Juni 1896 fand unter Anwesenheit Kaiser Wilhelms II., dem Enkel Wilhelms I., und fast 20.000 Soldaten die Denkmalweihe statt. Im darauf folgenden Jahr konnten die Bauarbeiten abgeschlossen werden. Die Gesamtbaukosten betrugen 1,45 Mio. Reichsmark, veranschlagt waren aber nur 800.000 Reichsmark. Architektonischer Blickfang des Monuments ist der 81 m hohe Turm der von drei Terrassen eingeschlossen ist. Die Gesamtlänge des Denkmals beträgt 131 m, seine Gesamtbreite 96 m. Auf der Ringterrasse finden 15.000 Menschen Platz. Von hier hat man den besten Überblick über den Denkmalturm, das Reiterstandbild und die Barbarossa-Figur.

Die Skulpturen am Kyffhäuserdenkmal

In einer Nische des Schlosshofes sitzt der schlummernde Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit wallendem Bart. Genau über der Figur Barbarossas befindet sich das Reiterstandbild, eine 9,7 Meter hohe Statue, des Deutschen Kaisers Wilhelm I. Der Kaiser ist in voller Uniform mit Pickelhaube, Soldatenmantel und Eisernem Kreuz dargestellt. Rechts neben Wilhelm I. sitzt ein germanischer Krieger mit Flügelhelm, Schwert und Schild, den Sinnbildern für Wehrhaftigkeit und Mut. Die linke Nebenfigur, eine Frau, reicht dem Kaiser mit der linken Hand einen Eichenlaubkranz. In der rechten Hand hält sie einen Griffel. Diese Figur verkörpert das Traditionsbewusstsein und die Werte Preussens.

Die Burg

Um 1118 wurde erstmalig der Bau einer Burg auf dem Kyffhäuser genannt. Ihre Blütezeit erlebte die Burg Kyffhausen dann im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts. Von 1407 bis 1918 gehörte die Burg den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, hatte aber keine militärische Bedeutung mehr. Bereits im 15. Jahrhundert war ihr Bauzustand schlecht, denn Chronisten sprachen vom "wüsten Schloss Kyffhausennter-, Mittel- und Oberburg.

Zu ihrer Blütezeit war die Burganlage über 600 m lang und 60 m breit. Kernstück der Anlage war der etwa 30 m hohe Barbarossaturm, der Bergfried der Oberburg, der als stark befestigter Wehrturm eine letzte Zufluchtsmöglichkeit bot. Der Barbarossaturm kann heute wieder über eine provisorische Treppe, die zum in über 10 m Höhe befindlichen Eingang führt, besichtigt werden. Die Wasserversorgung der Burgbesatzung sicherte ein Brunnen, der mit 176 m der tiefste Brunnen Deutschlands ist. Die Barbarossa-Sage (Kyffhäusersage) von Ludwig Bechstein, 1836

Nach dieser Sage schläft in einer Höhle des Kyffhäuserbergs der Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, mitsamt seinen Getreuen, um eines Tages zu erwachen, das Reich zu retten und es wieder zu neuer Herrlichkeit zu führen. Während er schläft, wächst sein Bart um einen Steintisch. Bis jetzt reicht er zweimal herum und wenn die dritte Runde beendet ist, beginnt das Ende der Welt. Alle hundert Jahre wacht der Kaiser auf und wenn dann noch immer Raben um den Berg kreisen, schläft er ein weiteres Jahrhundert. Sobald er erwacht reitet er zum Walserfeld, wo der vertrocknete Walser Birnbaum, an welchen der Kurfürst von Bayern seinen Wappenschild hängt, wieder erblüht. Dort schlägt er die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse, welche (hoffentlich) das Gute gewinnt.

In der Höhle sollen Besucher mit viel Vorstellungsvermögen den Kaiser sehen können, wie er auf einer Bank sitzt und schläft. Sein roter Bart sei schon durch den steinernen Tisch gewachsen. Bis zum 16. Jahrhundert nahm nicht Barbarossa, sondern Kaiser Friedrich II. die Rolle des schlafenden Kaisers in der Sage ein, später auch Karl der Grosse. Vor allem im Mittelalter gab es immer wieder Hochstapler, die sich als auferstandener Kaiser aus gaben und viele damit täuschten. Das vielleicht bekannteste Beispiel hierfür ist das des Tile Kolup.

Eine der bekanntesten literarischen Bearbeitungen dieser Sage ist das 1817 von Friedrich Rückert verfasste Gedicht "Der alte Barbarossa" (Text siehe unten).

Nach anderen Versionen der Sage schläft der Kaiser im Trifels, im Untersberg oder im Ätna (in Sizilien).

Die Sage wurde in der Literatur vielfach aufgegriffen, wie beispielsweise in dem Volksmärchen Der Schmied von Jüterbog von Ludwig Bechstein. Und Heinrich Heine persiflierte die Barbarossa-Sehnsucht in Deutschland. Ein Wintermärchen.

Nach 1871 wurde der Kyffhäuser-Mythos nicht mehr auf die nationale Einigung bezogen, sondern vielmehr auf das Weltmachtstreben des deutschen Kaiserreichs unter Wilhelm II. In diese Zeit fiel der Aufbau des Kyffhäuserdenkmals.

Von der Reichsburg Kyffhausen, einst eine der grössten Burgen des Mittelalters, sind heute noch sehenswerte Ruinen erhalten geblieben. Obwohl der Kyffhäuser seit alten Zeiten immer mit dem mythischen Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Verbindung gebracht wurde, ist sein Aufenthalt auf der Burg nicht bezeugt. Von der Turmspitze hat man an klaren Tagen einen wunderbaren Ausblick auf den Harz, die Goldene Aue und den Thüringer Wald. Aber auch sonst lohnt der Aufstieg auf den Turm mit seiner interessanten Architektur.

Der alte Barbarossa,
der Kaiser Friederich,
im unterird'schen Schlosse
hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,
er lebt darin noch jetzt;
er hat im Schloss verborgen
zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen
des Reiches Herrlichkeit
und wird einst wiederkommen
mit ihr, zu seiner Zeit
Er nickte als wie im Traume
sein Aug halb offen zwinkt;
und je nach langem Raume
er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
Geh hin vors Schloss, o Zwerg
und sieh, ob noch die Raben
herfliegen um den Berg.

Und wenn die alten Raben
noch fliegen immerdar,
so muss ich auch noch schlafen
verzaubert hundert Jahr.


Autor: VHSt

HBZ · 01/2012
 
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