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Wunschtraum der Feuerwehr Historiker

Ein Hamburger Feuerwehr Museum

"Es wird sicherlich noch eine Weile dauern, bis sich unser Traum auf ein Hamburger Feuerwehr-Museum erfüllen wird. Obwohl die Hansestadt auf eine lange Feuerwehrgeschichte zurückblicken kann, besitzt Hamburg als einziges Bundesland leider immer noch kein eigenes Feuerwehrmuseum", mit diesen Worten begrüsste uns Branddirektor i.R. Dipl. Ing. Manfred Gihl und schloss für uns die schwere Eisentür im Kellerschoss der Hauptfeuerwache am Berliner Tor auf.

Voller Stolz führte er uns durch die noch im Aufbau befindliche künftige Dauerausstellung des Vereins Hamburger Feuerwehr-Historiker. "Dankenswerterweise hat uns die Hamburger Feuerwehr hierfür einen kleinen Bereich im Kellergeschoss zur Verfügung gestellt und ich denke, was wir hier bisher auf die Beine gestellt haben, ist schon sehenswert", fügte er hinzu.

Wir, das sind Manfred Gihl, Vorsitzender des Vereins Hamburger Feuerwehr-Histriker e. V und 78 Vereinsmitglieder. Für den im Jahre 1995 pensionierten Beamten des höheren technischen Feuerwehrdienstes kam nie ein anderer Beruf als Feuerwehrmann infrage. Nach Abitur, Studium als Diplom-Ingenieur und Vorbereitungsdienst trat er 1963 seinen Dienst bei der Feuerwehr in der Hauptwache am Berliner Tor an. Sein Beruf war gleichzeitig auch sein Hobby. In seiner Freizeit fotografierte, sammelte und recherchierte er alles, was irgendeinen Bezug zur Feuerwehr hatte. Gelegenheit hierzu hatte er ständig in seinem Beruf. So war er auch bei vielen spektakulären Ereignissen in erster Reihe im Einsatz, wie zum Beispiel beim Grossbrand in den Häusern der Alsterarkaden mitten in der Innenstadt. Er erinnert sich noch genau: Am Silvestermorgen, Sonntag, dem 31. Dezember 1989, kurz nach 8.00 Uhr bekam er seinen Auftrag als Einsatzleiter. Fast 9 Stunden dauerte der Grosseinsatz von 6 Zügen der Berufsfeuerwehr und 4 Zügen der Freiwilligen Feuerwehr. Viele Stunden stand damals über der Hamburger Innenstadt ein riesiger Rauchpilz. Es war bisher der grösste Brand in Hamburgs Innenstadt nach dem zweiten Weltkrieg.

Nach seiner Pensionierung schloss er sich mit ehemaligen und aktiven Angehörigen der Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehren zur Arbeitsgemeinschaft "Hamburger Feuerwehr-Historiker" zusammen. Gemeinsames ehrgeiziges Ziel: Einrichtung eines Hamburger Feuerwehr-Museums! Und gemeinsam mit vielen engagierten Feuerwehrangehörigen gründete er am 5. Mai 1998 den Verein Hamburger Feuerwehr-Historiker e.V. Genauestens haben sie in der Satzung Aufgaben und Ziele formuliert: Sie lauten:

  • Gründung, Errichtung und Betrieb eines Museums der Feuerwehr Hamburg
  • Sammlung und Auswertung von Dokumenten und Fotografien aus dem Feuerwehrbereich
  • Restaurierung und Erhalt von historischen Feuerwehrfahrzeugen einschl. Löschboote und -geräte
  • Anfertigung von massstabsgerechten Feuerwehrfahrzeugmodellen und Dioramen
  • Sammlung historischer Uniformen und Geräte
  • Ausstellungen und Veranstaltungen zum Thema Geschichte der Feuerwehr Hamburg
  • Brandschutzaufklärung und - erziehung von Jugendlichen

Etwa zwei Drittel der Mitglieder sind aktive oder pensionierte Angehörige der Hamburger Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehren, auch einige interessierte Hamburger Bürgerinnen und Bürger sind dem Verein beigetreten.

Sie alle arbeiten ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigungen in einer oder mehreren Sparten wie z.B. in der Quellenforschung und Dokumentation. In diesem Bereich sammeln, restaurieren, katalogisieren und archivieren sie die Geschichte der Hamburger Feuerwehr. Sie bewahren und erhalten diese einzigartigen schriftlichen Zeitzeugen sowohl für Personen, die heute an der Feuerwehrgeschichte interessiert sind als auch für spätere Generationen. So hat beispielsweise der Vereinsvorsitzende des VHSt, Joachim Meyer, aus dem Nachlass seines Grossvaters ein Fotodokument (s. Fotocollage rechts unten) zur Verfügung gestellt, dess den Brandingenieur Friedrich Mack auf dem Magirus Mannschaftswagen um 1925 rechts neben dem Fahrer zeigt.

In der Sparte Oldtimer-Fahrzeuge werden von den Vereinsmitgliedern 38 Oldtimer- Feuerwehrfahrzeuge aus den Jahren 1941 bis 1988 restauriert und für Fahrten zu Veranstaltungen, Ausstellungen und anderen Anlässen instand gehalten und gepflegt. Auch das älteste noch fahrende Feuerlöschboot "Löschboot IV" aus dem Jahr 1930 mit seinen Sommerliegeplatz an der Kehrwiederspitze pflegen und warten die Historiker und aktiven Feuerwehrleute während ihrer Freizeit. Zu den weiteren Aktivitäten der Vereinsmitglieder gehören die Sparten Uniformen, Geräte und Katastrophenschutz, das Fernmeldewesen, Fotografie, Modellbau sowie Brandschutzaufklärung und Brandschutzerziehung.

Fahrzeuge und Geräte

Nach dem mit dem Feuerwehramt geschlossenen Überlassungsvertrag unterhält der Verein 22 technikgeschichtlich bedeutende ehemalige Hamburger Einsatzfahrzeuge, wie z. B. Löschfahrzeuge, Drehleitern und Rettungswagen der 1960er, 1970er und 1980er Baujahre sowie 5 Feuerwehranhänger und 20 Katastrophenschutzfahrzeuge der 1960er bis 1980er Baujahre. Besonders wertvoll ist der einzige noch in Deutschland vorhandene Mercedes-Pullman-Löschzug aus den 1960er Jahren. Der Verein unterhält und betreibt auch das älteste noch in Fahrt befindliche Löschboot Europas, die "Feuerwehr IV", aus dem Jahre 1930. Es ist in die Denkmalschutzliste der Kulturbehörde eingetragen. Zum Bestand gehört auch eine nach dem Vorbild des 18. Jahrhunderts nachgebaute vollfunktionstüchtige Schutenspritze.

Der Verein besitzt einen umfangreicher Bestand an technik-geschichtlichen bedeutenden Geräten der Feuerwehr aus allen Bereichen, z.B. Tragkraftspritzen, wasserführende Armaturen, Schaumlöschgeräte, Feuerlöscher, Fernmeldegeräte, Rettungsgeräte, Atemschutzgeräte, Uniformen, Helme und Schutzkleidung. Weiterhin sind massstabsgerechte Fahrzeugmodelle und Dioramen mit Darstellung typischer Einsatzszenarien, gebaut von Vereinsmitgliedern, vorhanden. Die Sammlungen des Vereins enthalten umfangreiches Material zur Geschichte der Hamburger Feuerwehr und zum Luftkrieg in Hamburg. In Wort und Bild sind insbesondere die Ereignisse des Feuersturms von 1943 (Operation Gomorrha) dokumentiert.

Manfred Gihl: "Natürlich beteiligen wir uns auch an zahlreichen öffentlichen und internen Veranstaltungen, zum Beispiele an den Tagen der offenen Tür an den Wachen der Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehren, der Landesfeuerwehrschule und der Technischen Abteilung. Regelmässig sind wir beim Hafengeburtstag und den Hafenfesten in Harburg und Bergedorf beteiligt. Mit grossem Erfolg haben wir 2009 in der alten Feuerwache Harburg die Sonderausstellung "Roter Hahn über Harburg" in Zusammenarbeit mit dem Helms-Museum veranstaltet. Zurzeit richten wir hier im Keller des Dienstgebäudes Berliner Tor eine Dauerausstellung von Feuerwehrexponaten ein.

Auch haben wir die "Wittkittel", die Vorläufer der Freiwilligen Feuerwehren, der Hamburger Bevölkerung wieder in Erinnerung gebracht. Vor Gründung der Berufsfeuerwehr im Jahre 1872 waren für die Brandbekämpfung freiwillige Männer in weissen Leinenkitteln (daher plattdeutsch Wittkittel) verantwortlich. Unsere Mitglieder treten bei vielen Anlässen wie z. B. beim Hafengeburtstag in dieser Schutzkleidung auf und führen mit alten Handdruckspritzen vor, wie sie im 18. Und 19. Jahrhundert gelöscht wurde".

Eine grosse Sorge bereitet dem Vereinsvorsitzenden zurzeit die Unterbringung der vielen Feuerwehrfahrzeuge. Der Grossteil der Fahrzeuge war früher in der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne in Jenfeld untergestellt. Der Mietvertrag ist leider ausgelaufen und die Fahrzeuge fanden im ehemaligen Katastrophenschutzzentrum Rissen ein Ausweichquartier. Leider sind diese Hallen aber nur befristet zu nutzen.

Manfred Gihl: "Wir sind also erneut auf der Suche nach einer bezahlbaren Halle. Welcher grosszügige Sponsor kann uns helfen, haben Sie eine Idee?", fragt er uns. Leider nicht, aber wir sagen ihm zu, seinen Wunsch in unserer Mitgliederzeitschrift zu veröffentlichen.

Fast zwei Stunden besichtigten wir die Ausstellung, bestaunten das grossartige Engagement der Vereinsangehörigen beim Aufbau und der ständigen Aktualisierung der Ausstellung und hörten viele spannende Erläuterungen des hochengagierten Vorsitzenden.

Beim Abschliessen der schweren Eisentür zur Ausstellung gab er uns noch mit auf dem Weg:" Unser Verein ist weit über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt und zu einer geschätzten Auskunftsstelle für Fachfragen zur Oldtimer- Restaurierung und speziell zur Geschichte der Hamburger Feuerwehr geworden". Was noch fehlt, ist ein eigenes Hamburger Feuerwehrmuseum! Ich bin sicher, irgendwann geht unser Traum in Erfüllung!"

Autor: VHSt
Fotos: Severin

HBZ · 03/2012
 
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