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Expertentipps für ältere Verkehrsteilnehmer

'Wer sich am Steuer nicht mehr fit und sicher fühlt, sollte den Umstieg planen'

Die individuelle Fahrfitness ist keine Frage des Alters, sondern der Gesundheit. Aber viele gesundheitliche Beeinträchtigungen stellen sich mit dem Alter ein - und das meist schleichend. Was hilft Senioren, die eigene Fahrtüchtigkeit realistisch einzuschätzen? Lässt sich die Fahrfitness im Alter trainieren? Was gilt es im Falle chronischer Erkrankungen und der Einnahme von Medikamenten zu beachten? Und wann ist es Zeit, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen?

Die Experten einer Leser-Telefon-Aktion des Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR)VR wussten guten Rat. Hier das Wichtigste zum Nachlesen:

Ab welchem Alter sind freiwillige Gesundheitschecks ratsam?

Burkhard Gerkens: Wir raten ab dem Alter von 40 Jahren zu einem jährlichen Sehtest, ab 60 sollte der Ohrenarzt alle zwei Jahre die Hörfähigkeit überprüfen. Ab diesem Alter sind auch regelmässige Checks von Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit ratsam. Leidet ein Fahrer an chronischen Krankheiten, sollte ganz unabhängig vom Alter abgeklärt werden, ob die Erkrankung oder die eingenommenen Medikamente die Fahrtüchtigkeit einschränken.

Wer bietet Untersuchungen zur Fahrtüchtigkeit an - der Hausarzt?

Burkhard Gerkens: Zum einen sind das Verkehrsmediziner, zum anderen die "Begutachtungsstellen für Fahreignung", wie beispielsweise DEKRA oder der TÜV.

Ist mein Führerschein weg, wenn ich bei der Prüfung schlecht abschneide?

Burkhard Gerkens: Nein, alle Untersuchungsergebnisse sind vertraulich und sollen das auch bleiben. Wenn der Fachmann rät, künftig auf das Fahren zu verzichten, sollten Sie diesen Rat jedoch unbedingt beherzigen - ehe Sie sich selbst oder andere gefährden.

Ich bin der Meinung, dass mein Vater besser nicht mehr Auto fahren sollte. Wie spreche ich das Thema am besten an?

Dr. Hardy Holte: Ein konkreter Anlass bietet immer einen guten Einstieg ins Thema. Besucht Ihr Vater Sie beispielsweise mit dem Auto, erkundigen Sie sich nach der Fahrt, ob er sich gut gefühlt hat - oder ob es Probleme gab. Fragen Sie vielleicht auch Ihre Mutter, wie Sie die Fahrt als Beifahrerin erlebt hat. Das offene Gespräch ist ein erster Schritt, Verantwortung für die älter werdenden Eltern zu übernehmen. Dieser Rollentausch kann zu Beginn für beide Seiten ungewohnt und auch unangenehm sein. Bieten Sie konkret Unterstützung und Hilfe an, nimmt Ihr Vater diese aber vielleicht dankbar an.

Ich fühle mich in manchen Fahrsituationen überfordert, ganz aufs Autofahren verzichten will ich aber noch nicht …

Tatjana Contzen: Viele ältere Fahrer sind in unübersichtlichen Verkehrssituationen überfordert: Linksabbiegen, Fahrspurwechsel oder das Einfädeln auf der Autobahn. Fahrschulen bieten Auffrischungsstunden für ältere Fahrer an, in denen kritische Situationen im Realverkehr geübt oder auch Alternativstrecken aufgezeigt werden. Sinnvoll ist auch, Nachtfahrten oder unbekannte Strecken zu meiden, wenn Sie sich hier nicht wohl fühlen. Weitere Angebote speziell für ältere Verkehrsteilnehmer sind die "sicher und mobil"-Veranstaltungen des DVR sowie gezielte Fahrsicherheitstrainings für Senioren.

Wer bietet Fahrsicherheitstrainings für ältere Fahrer an?

Tatjana Contzen: Der ADAC und die Verkehrswachten bieten bundesweit ein breites Angebot an Fahrsicherheitstrainings. Das Sicherheitstraining für ältere Fahrer ist speziell auf diese Zielgruppe zugeschnitten und weicht von allgemeinen Fahrsicherheitstrainings ab.

Welche Erkrankungen und Medikamente sind besonders kritisch in punkto Auto fahren?

Dr. Hardy Holte: Unter den Medikamenten beeinträchtigen starke Schmerz- oder Beruhigungsmittel in besonderem Masse die Fahrtüchtigkeit. Der Beipackzettel sollte immer auch im Hinblick auf diesen Aspekt aufmerksam gelesen werden. Kritisch ist häufig die gleichzeitige Einnahme unterschiedlicher Medikamente - hier kann es zu Wechselwirkungen kommen. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrem Hausarzt über das Thema Auto fahren sprechen. Bei den chronischen Krankheiten sind vor allem Diabetes - wegen des Risikos von Unterzuckerungen - sowie neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz zu nennen.

Wann ist es Zeit, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen?

Dr. Hardy Holte: Jeder, der sich am Steuer nicht mehr sicher und fit fühlt, sollte das Thema aktiv angehen. Am Anfang kann die Beratung und gründliche Untersuchung beim Hausarzt stehen, der Sie gegebenenfalls an weitere Experten verweisen kann. Wir machen die Erfahrung, dass Menschen, die diesen Schritt rechtzeitig und von sich aus tun, die neue Phase der Mobilität eigenständiger und positiver für sich gestalten. Aus Sicht der Unfallforschung erhöht sich die Unfallgefahr insbesondere in der Gruppe der Wenigfahrer ab einem Alter von 75 Jahren.

Welche Unterstützungsangebote halten die Kommunen für Senioren bereit, die nicht mehr Auto fahren können?

Burkhard Gerkens: Leider noch viel zu wenige. Was alle Kommunen anbieten, sind kostenfreie Informationsveranstaltungen über die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. In seltenen Fällen erhalten ältere Menschen, die aufs Auto verzichten, Freifahrtscheine für den öffentlichen Nahverkehr - meist verbilligte Tickets. Grundsätzlich bleibt es aber in der Verantwortung des Einzelnen, sich beizeiten Gedanken über Alternativen zum eigenen Auto zu machen.

Die Experten am Lesertelefon:

Tatjana Contzen; VK VerkehrsKolleg GmbH, Leverkusen

Burkhard Gerkens; Referent Ältere Verkehrsteilnehmer Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR), Bonn

Dr. Hardy Holte; Bundesanstalt für Strassenwesen (BASt), Bergisch Gladbach

Im Alter sicher mobil: Informationen
im Internet

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat macht mit der "Aktion Schulterblick" auf die Notwendigkeit freiwilliger Gesundheitschecks aufmerksam. Interessierte finden auf der Kampagnenseite www.dvr.de/schulterblick unter anderem die Informationsbroschüre "Fit und Automobil" zur Mobilität im Alter als kostenfreien Download, einen Online-Selbsttest zur eigenen Fahrfitness sowie Tipps zum Umgang mit Medikamenten.

Anbieter von Fahrsicherheitstrainings

Der DVR stellt unter www.dvr.de/sht Listen mit Anbietern von Fahrsicherheitstrainings bereit, die über das DVR-Qualitätssiegel verfügen oder die DVR-Richtlinien einhalten. Über die Postleitzahlensuche kann bundesweit nach einem Anbieter in der Nähe gesucht werden.

Autor: VHSt, Quelle: DVR
Fotos: GWM, DVR

HBZ · 03/2014
 
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