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Tagestreff für wohnungslose Frauen

Kemenate Hamburg

Davina Kronshage, Sozialarbeiterin im Tagestreff, und Ingrid Borgmeier vom Projekt FrauenWohnung
Davina Kronshage, Sozialarbeiterin im Tagestreff, und Ingrid Borgmeier vom Projekt FrauenWohnung
Die Einrichtung des Vereins Kemenate Frauen Wohnen e. V. im Herzen Eimsbüttels ist in Hamburg einzigartig: Als Teil der Hamburger Wohnungslosenhilfe bietet der Treff jeder obdach- und wohnungslosen Frau der Hansestadt anonyme und unbürokratische Hilfe. Zwischen 35 und 50 Besucherinnen zählt der Tagestreff täglich.

Der Tagestreff von Frauen für Frauen

Vor mehr als 30 Jahren stellten die Gründerinnen von Kemenate Frauen Wohnen e. V. bei ihrer Tätigkeit als Sozialpädagoginnen in der Wohnungslosenhilfe fest, dass es keine Angebote gab, die auf die Bedürfnisse von wohnungslosen Frauen abgestimmt waren. Deshalb gründeten sie 1988 den feministisch ausgerichteten Verein und eröffneten 1992 den Kemenate Tagestreff für wohnungslose Frauen. Heute findet sich der Tagestreff im ersten Stock des roten Klinkergebäudes in der Charlottenstraße 30, nahe der U-Bahnstation Emilienstraße. Auf 220 Quadratmetern bietet er ein großes Wohnzimmer mit Fernseher, einen Gemeinschafts- und Speiseraum, einen Ruheraum mit zwei Betten, der gleichzeitig einmal pro Woche für die allgemeinärztliche Sprechstunde genutzt wird, sowie eine Dusche, zwei Toiletten und einen Waschraum. Hinzu kommen das Beratungsbüro, ein Materiallager und eine gut gefüllte Kleiderkammer, deren Spenden größtenteils aus der Nachbarschaft stammen.

Die Frauen finden im Tagestreff Struktur, Verpflegung und Miteinander. Sie können sich und ihre Kleidung waschen, sich aus Kleiderspenden einkleiden und wichtige Dinge wie Trolleys und Lebensmittel von der Hamburger Tafel erhalten, gemeinsam kochen und essen, ins Internet gehen, fernsehen, lesen, ausruhen, sich mit anderen Besucherinnen austauschen uvm. Zudem stellt die Kemenate den Besucherinnen Schließfächer für persönliche Dinge zur Verfügung und ist, sofern die Frauen ihre Anonymität aufgeben, auch als Postanschrift nutzbar, um beispielsweise mit Behörden zu kommunizieren. Ausflüge, Beratungen, Infoveranstaltungen, Kurse und vieles mehr, das immer an den Bedürfnissen der Besucherinnen ausgerichtet wird, runden das Angebot ab. Hierfür findet regelmäßig ein Meeting zwischen Besucherinnen und Sozialarbeiterinnen statt, bei dem Wünsche vorgetragen, diskutiert und soweit möglich später realisiert werden. Der Kemenate Tagestreff hat normalerweise täglich außer dienstags und freitags geöffnet. Während der Covid-19-Pandemie ist das Angebot zunächst auf die Abholung von Post und Lunchpaketen sowie die Nutzung von Waschmaschinen, Dusche und WC beschränkt.

Respektvoll und anonym

Bei jedem Angebot steht eine wertschätzende und solidarische Haltung den Besucherinnen gegenüber an erster Stelle. Vier Sozialarbeiterinnen kümmern sich um die Belange der Besucherinnen, unterstützt von Sozialpädagogik-Studentinnen im Praktikum. "Es ist wichtig, erst mal zu sehen, dass jede Person, die hierherkommt, alles mitbringt, was sie benötigt, um ein eigenständiges Leben zu führen, und anzuerkennen, dass es strukturelle Bedingungen gibt, die das oftmals erschweren", sagt Davina Kronshage, Sozialarbeiterin im Tagestreff.

Wohnungslos ist nicht gleich obdachlos

Laut der Sozialbehörde (BASFI) gab es im vergangenen Jahr rund 2.000 obdachlose Personen in Hamburg, wovon ca. 380 Frauen waren. Zum Stichtag 29. Februar 2020 waren insgesamt 7.162 Frauen öffentlich-rechtlich untergebracht, von denen 2.341 alleinstehend waren. Die Frauen, die nicht in öffentlichen Notunterkünften und Notschlafstätten untergebracht sind, leben in der Regel bei Freunden, Verwandten, Bekannten oder gehen Zwangspartnerschaften ein. Die Dunkelziffer fällt entsprechend höher aus. Ursache für ihre Situation ist zum Beispiel eine Scheidung oder Trennung, wenn der Mietvertrag über den Partner läuft. Auch Krankheiten wie Depressionen oder häusliche Gewalt sind häufige Gründe für den Wohnungsverlust.

Zuerst vier Wände, dann Weitersehen

Das Projekt Kemenate FrauenWohnung entstand 2014 und wurde Ende 2017 zu einem anerkannten Träger im Förderprogramm "Ankauf von Belegungsbindungen im Wohnungsbestand". Hier werden die wohnungslosen Frauen dabei unterstützt, eine eigene Wohnung zu finden: "Nach dem Prinzip 'Housing first' wird erst bei der Wohnungssuche geholfen und dann weitere Probleme wie materielle Sicherung, Gesundheit oder Arbeitsaufnahme in Angriff genommen", sagt Ingrid Borgmeier, die das Projekt mit zwei weiteren Teilzeitkräften betreibt. FrauenWohnung hilft durch die sozialpädagogische Betreuung vor Anmietung sowie in den ersten Monaten nach Bezug der eigenen Wohnung. Darüber steht einer Frau eine vereinseigene Übergangswohnung für 12 Monate zur Verfügung. Zunächst nur spendenfinanziert, wurde Ende 2019 eine Vereinbarung mit der Sozialbehörde geschlossen. Seit 2018 fanden mehr als zehn Frauen durch das Projekt eine eigene Wohnung.

Spendengelder, um allen zu helfen

Von der Behörde abgelehnte Anträge und länger benötigte Hilfen werden bei FrauenWohnung jedoch nach wie vor über Spenden finanziert, da hier jeder wohnungslosen Hamburgerin geholfen wird. Im Tagestreff werden nützliche Dinge wie Trolley, Schließfächer, Hygieneartikel, sowie Ausflüge, die jährliche Reise und vieles mehr spendenfinanziert. Wenn auch Sie helfen möchten, können Sie bei der Kemenate unter (040) 430 49 59 anrufen. Weitere Informationen unter: www.kemenate-hamburg.de.

Autor: VHSt

HBZ · 05/2020
 
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