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'Die absurde Schönheit des Raumes' und 'Früher war schon immer jetzt'

Raumgreifend und zwischen Jetzt und Ewigkeit

Die Kunsthalle hält derzeit in der Galerie der Gegenwart zwei bemerkenswerte Ausstellungen bereit, die wir Ihnen vorstellen möchten: 'Die absurde Schönheit des Raumes - 7 Künstler*innen vs. Ungers' und 'Früher war schon immer jetzt - Malerei seit 1947 neu präsentiert'.

"Die absurde Schönheit des Raumes" ist noch bis zum 7. März 2021 in der Kunsthalle zu sehen und "Früher war schon immer jetzt" bis zum 5. September 2021.

Kunst und Raum in Symbiose

Für das Ausstellungsprojekt "Die absurde Schönheit des Raumes" haben sich sieben junge Künstlerinnen und Künstler mit der Galerie der Gegenwart als "Resonanzraum" für die Entwicklung und Präsentation von Kunst beschäftigt: Der strahlend weiße Gebäudekomplex der Hamburger Kunsthalle des Architekten Oswald Mathias Ungers mit seiner streng durchkomponierten quadratischen Formgebung im Inneren und Äußeren ist die Bezugs- und Inspirationsquelle für teils eigens für das Museum entstandene Arbeiten.

Jan Albers (*1971 in Wuppertal, lebt in Düsseldorf) "baut Bilder" - wie er selbst sagt -, die Malerei, Skulptur und Architektur zugleich sind. Seiner Formfindung geht ein zerstörerischer Prozess voraus, bei dem Schlagen, Fräsen, Pressen und Verbiegen das Ausgangsmaterial bis an den Rand der Auflösung führt. Bei seiner Arbeit für die Ausstellung reichen zerfurchte Kolosse bis knapp unter die Decke des Raumes. Dem gegenüber stehen einfache, makellose Kuben aus Bronze. Die ästhetische Spannung von Albers Werk ergibt sich nicht zuletzt in Hinblick auf den Kontrast zur formalen Klarheit der Architektur Ungers.

Sol Caleros (*1982 in Caracas, Venezuela, lebt in Berlin) Arbeit zeigt eine Geldwechselstube und eine Terrasse, die als "exotisch" und damit als etwas Fremdes, Überseeisches oder als "Ort der Sehnsucht" aufgefasst wird. Mit Casa de Cambio versucht sie, die Hyperinflation der aktuellen Wirtschaftskrise in Venezuela dem Verlangen nach dem "Exotischen" gegenüberzustellen.

Bei Dana Greiners (*1988, München) Video- und Soundinstallation wird die Ausstellungsarchitektur zur Bühne und die Besucher werden zu Akteuren. In einer Aufführungssituation in sieben Akten lässt die Künstlerin abstrakte Formen, gleißende Farben und formdynamische Projektionen den Raum dominieren. Die Betrachter sind aufgefordert, sich auf die stetige Erweiterung der Dimensionen einzulassen, andere Standpunkte zu suchen und so auf die wechselnden Arrangements zu reagieren.

Dominik Halmer (*1978 in München, lebt in Berlin) hat seine Wandinstallationen als Antwort auf die architektonische Situation der Galerie der Gegenwart entwickelt. Die Gemälde verlassen sukzessive die Wand: Einige hängen, andere Teile lehnen nur noch daran.

Franziska Reinbothes (*1980 in Berlin, lebt in Leipzig) Arbeiten werfen die Frage auf, was ein Bild ist. So interessiert sie sich in der Malerei für die Rückseite eines Bildes und seine Ränder. Um diese sichtbar zu machen, staucht sie Leinwände zusammen, legt Keilrahmen frei oder verzichtet ganz auf sie. Nach dem Malprozess dehnt, faltet, zerbricht, durchschneidet oder vernäht sie ihre Bilder.

Helga Schmidhuber (*1972 in Wiesbaden, lebt in Bad Schwalbach) dienen gefundene Objekte aus Flora und Fauna häufig als Ausgangspunkt für ihre Skulpturen und Gemälde, die sie zu raumgreifenden Installationen wachsen lässt. Dafür schafft sie Kollagen aus Paravents, Tierpräparaten wie dem ehemaligen NDR-Maskottchen Walross Antje, einer Leihgabe des CENAK der Universität Hamburg. Die Galerie der Gegenwart wird so zum Schauplatz einer Apokalypse mit Überlebenden eines Unglücks.

Claudia Wieser (*1973 in Freilassing, lebt in Berlin) polarisiert mit einfachen Formen und handwerklicher Ausführung. Die Ausstellung zeigt unter anderem einen großen, spiegelglatt polierten Würfel aus Edelstahl, bei dem die Betrachter auf ihr Spiegelbild, andere Personen und den sie umgebenden Raum blicken.

Kunst zwischen "Jetzt" und "Ewigkeit"

Die neue Sammlungspräsentation "Früher war schon immer jetzt - Malerei seit 1947 neu präsentiert" der Gemälde der Kunsthalle seit 1947 in den Oberlichtsälen der Galerie der Gegenwart lotet den Bereich zwischen den beiden Polen "Jetzt" und "Ewigkeit" aus. Die Ausstellung verbindet vergangene Gegenwart und das Jetzt, das bald Vergangenheit sein wird, in einer Präsentation, die Ungleichzeitiges nebeneinanderstellt und so immerwährende Fragen der Kunst herausarbeitet. Es gibt zwei Laufrichtungen: einen "figurativen" Gang, der mit der menschlichen Figur beginnend zum Objekt führt, und einen "unfigürlichen", der von der gestisch-expressiven Malerei zum Minimalismus führt. Am Ende begegnen sich die Wege in einer überraschenden Überschneidung.

So stellt die Ausstellung vermeintlich Unvereinbares nebeneinander und fordert die beteiligten Künstlerinnen und Künstler zu gegenseitiger Toleranz heraus. Der figurativen Malerei der DDR steht die gebrochene Figuration nach 1945 in Frankreich gegenüber, Minimal trifft auf Pop Art, gestische Abstraktion auf ironische Figuration. Dazu treten mehrere Leihgaben aktueller Werke heute schaffender Künstlerinnen und Künstler in den Dialog mit den Sammlungsarbeiten. Ein besonderes Beispiel für ein aktuelles Werk ist das nicht betitelte Gemälde der österreichischen Künstlerin Sabrina Haunsperg (*1980 in Hallein, Österreich, lebt in Düsseldorf). Das großformatige Werk bringt mit seiner ungewöhnlichen Farbdynamik und der abstrakten Darstellung den Begriff der Natur auf den Punkt. Präsentiert werden ausgewählte Werke von rund 50 Künstlerinnen und Künstlern. Mit dabei sind unter anderem Werke von Francis Bacon, Sam Francis, Werner Tübke und Cy Twombly.

Hamburger Kunsthalle

Galerie der Gegenwart
Glockengießerwall 5
Tel.: (040) 428 13 12 04
www.hamburger-kunsthalle.de
Öffnungszeiten:
Di.-So.: 10 bis 18 Uhr
Do.: 10 bis 21 Uhr
Eintritt: 8 Euro (ermäßigt 5 Euro)


Fotos: Ausstellung "D.a.S.d.R.": J. Albers, OranGeGlOw © J. Albers & VAN HORN, Düsseldorf; D. Greiner, Lüde in VII Ekcten © D. Greiner, Foto: Fred Dott; F. Reinbothe, o. T. © F. Reinbothe & Galerie Kim Behm, Mannheim, Foto: Michael Ehritt; Claudia Wieser, o. T. © C. Wiesner & Marianne Boesky Gallery NY, Foto: Andreas Rossetti; Installationsansicht v. D. Halmer © D. Halmer / VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Fred Dott; Installationsansicht v. H. Schmidhubers ARCHE endemisch © H. Schmidthuber / VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Fred Dott; S. Calero, Casa de Cambio © S. Calero, ChertLüdde, Berlin & Crèvecoeur, Paris, Foto: Andrea Rosetti. Ausstellung "F.w.s.i.j."© VG Bild-Kunst, Bonn 2020: S. Francis, As for the Open: © Hamburger Kunsthalle /bkp, Foto: Christoph Irrgang; S. Haunsperg, o.T. (110319): S. Haunsperg Foto: Ben Hermanni; J. Grützke, Festakt im Freien: © Hamburger Kunsthalle /bkp, Foto: Elke Walford

Autor: VHSt

HBZ · 11/2020
 
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