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Kinder- und Jugendarbeit, Klettern und Musik

Treffpunkt Florabunker

Foto: Samira Aikas
Foto: Samira Aikas

Optisch ist der alte Hochbunker im Florapark mit seinem Graffiti und den Wandkletterrouten schon lange ein Highlight. Nach einem rund 1,4 Millionen teuren Umbau sorgen drei Vereine seit ein paar Monaten dafür, dass er auch im Inneren aktiver Teil der Schanze ist. So wird auch die Parkfläche Stück um Stück wieder familienfreundlich.

Vom Erholungsfleckchen zum Hundeklo

Mit der Besetzung der Roten Flora und dem Protest der Nutzer gegen die Bebauung der Grünfläche bei der angrenzenden Juliusstraße fing 1989 alles an. Der Florapark um den Hochbunker entstand 1992 auf der Fläche des ehemaligen Gartens des Konzerthauses Flora nach einem gemeinsamen Konzept von Bezirksamt, Bewohnern, Aktivisten und der lokalen Vereinswelt. Anfänglich noch als Erholungsort und Skatepark genutzt, verkam der Park Mitte der 1990er immer mehr zum Hundeklo, Platz für Drogenhandel und -konsum sowie Übernachtungsort für Obdachlose.

Kampf gegen Windmühlen

Die Initiative Grüne Flora, das Gemeindejugendwerk Norddeutschland, das JesusCenter und Anwohner legten sich ins Zeug, um eine Rundumerneuerung zu bewirken. Im Sommer 2002 wurden an zwei Bunkerwänden mit Städtebaumitteln Kletterrouten für die Kletterer des JesusCenters fertiggestellt, woraus später der Kletterverein Kilimanschanzo e. V. hervorging. Mit Spielplatz, Fußballfeld, nächtlicher Beleuchtung und gepflegter Grünfläche trauten sich wieder Familien und Sportler in den Park. Rund um die Fußballweltmeisterschaft 2006 ging es allerdings wieder bergab, da Feierwütige den Park für sich entdeckten und auch die Drogenproblematik wieder zunahm.

Der Hochbunker als belebende Insel

Der Luftschutzbunker im Florapark wurde 1941 zum Schutz für 700 Personen gebaut. Im Jahr 1980 wurde er zum ABC-Bunker umgerüstet und dann jahrzehntelang vergessen. Als er 2010 zum Verkauf angeboten wurde, bot sich der Stadt die Chance, aus dem Bunker-Park-Ensemble einen neuen Lieblingsort für das Viertel zu machen. Das Bezirksamt kaufte ihn 2013 schließlich für 400.000 Euro von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Das Konzept mit sozialen, sportlichen, kulturellen und stadtteilbezogenen Nutzungen des Florabunkers wurde gemeinsam mit Anwohnern, den zukünftigen Nutzern, dem Stadtteilbeirat, dem Quartiersmanager und dem Bezirksamt Altona entwickelt. Die Projektentwicklung, Realisierung und Verwaltung wurde 2017 in die Treuhänderschaft der steg Hamburg gegeben.

Abends treffen sich hier Jugendliche zum Pizzabacken, Musikhören oder Spielen
Abends treffen sich hier Jugendliche zum Pizzabacken, Musikhören oder Spielen

Ambitioniertes Projekt Florabunker

"Bei einer ersten Begehung wurde erst klar, wie schwierig die Sanierung und der Umbau werden würden. Der Zustand war schlimm. Im Keller stand Wasser und dazu kamen neben den meterdicken, fensterlosen Wänden auch noch die nötige Lüftungsanlage und die Fluchtwegproblematik", erinnert sich Henning Brauer, Vorsitzender des Vereins Standpunkt.Schanze e.V., der den Stadtteilbeirat Sternschanze trägt. Für den Umbau des Bunkers wurden 2019 zunächst 764.000 Euro aus dem Sanierungsfonds Hamburg genehmigt und die Bauarbeiten konnten endlich beginnen.

Die Baukostensteigerung 2020 machte weitere 424.000 Euro aus der Sanierungsreserve sowie 80.000 Euro vom Bezirk Altona nötig. Die Projektsteuerungskosten in Höhe von 63.000 Euro kamen aus Mitteln der Bezirksversammlung. Zusätzlich erhielt der Bunker durch die Treuhänderin ein Darlehen von 88.000 Euro, da während der Bauarbeiten klar wurde, dass eine vollständige Dachsanierung nötig war. Das Darlehen läuft voraussichtlich bis 2049 und soll durch die Mieteinnahmen von rund 2,45 Euro pro Quadratmeter plus Nebenkosten aus der Bewirtschaftung des Florabunkers beglichen werden. Zu den Gesamtkosten von 1,419 Millionen Euro kam noch die nicht unerhebliche Eigenleistung beim Innenausbau, den die Vereine vom Sommer 2021 bis März 2022 leisteten. Die offizielle Eröffnung war im August, die Angebote starteten aber bereits nach Fertigstellung Ende März.

Jugendarbeit, Sport und Musik

Das JesusCenter engagiert sich in der Schanze bereits seit rund 50 Jahren für hilfesuchende Menschen. Die nun im Florabunker ansässige Kinder-, Jugend- und Familienhilfe war zuvor in einer umgebauten Altbauwohnung untergebracht, die aus allen Nähten platzte. Auf zwei Bunkeretagen können die Mitarbeiter nun vieles bieten, was vorher undenkbar war. Im Erdgeschoss ist die Lounge mit Küche und Pizzaofen, langem Tisch für Diskussionen und Spiele, Kicker, Billardtisch, Sofaecke und Multimediabereich. "Hier finden Jugendliche mit unterschiedlichem Hintergrund einen Ort, mit dem sie sich identifizieren können, an dem Kommunikation und Begegnung stattfinden", sagt Holger Mütze, Vorstand des Jesus-Center e. V.

Eine Etage höher gibt es einen Sport- und Toberaum und daneben ein Musikstudio mit Instrumenten und Aufnahmetechnik. "Hier können die Kids sich selbst, ihre Gefühle und Erlebtes im Rap ausdrücken. Das kommt total gut an", sagt Mütze und lächelt. Mittlerweile kommen 100 Kinder regelmäßig zum JesusCenter in den Florabunker - Tendenz steigend.

Im Musikraum des JesusCenters können die Jugendlichen eigene Musik machen und aufnehmen
Im Musikraum des JesusCenters können die Jugendlichen eigene Musik machen und aufnehmen

Der basisdemokratische Verein Kilimanschanzo richtet sein Angebot an Kletterer und alle, die es werden wollen. Derzeit betreuen die ehrenamtlichen Mitarbeiter drei regelmäßig organisierte Kinder- und Jugendklettergruppen. "Nachdem wir seit vielen Jahren die Außenseiten des Bunkers zum Klettern nutzen, sind wir jetzt mit dem 13 Meter hohen Indoor-Boulderraum und dem Trainingsraum mit unseren Sportgeräten witterungsunabhängig. Wir können jetzt trainieren und klettern, wann wir wollen", sagt Tobias Schlegelmilch, Vorstand des Kilimanschanzo e.V. "Außerdem haben wir nun endlich eine Dusche und Toilette."

Der Verein Raumteiler, ein Zusammenschluss von Einzelmusikern und Bands, fand im Florabunker eine neue Heimat für seine Proberäume. Sein bisheriger Standort im Schneckenturm, dem kleinen Zombeck-Rundbunker an der S-Bahn-Station Sternschanze, wurde wegen Einsturzgefahr geräumt. Raumteiler wandte sich an den Quartiersmanager, der alle Akteure rund um den Florabunker kannte und den Verein als kulturellen Teil dazubrachte. Zwei bis drei Bands teilen sich hier einen der fünf Proberäume, von denen zwei komplett schalldicht sind.

Begegnungsort für die Schanze

Mit der Sanierung des Florabunkers und dessen Belebung durch die Vereinsangebote wurde ein wichtiger Schritt zu besser integrierter Stadtteilentwicklung geleistet. Der Florapark könnte nun dauerhaft zum kleinen, schönen Erholungsort inmitten des Häusermeers der Schanze werden.

Quellen: Standpunkt.Schanze e. V. Stadtteilbeirat, JesusCenter e. V., Kilimanschanzo e. V., Bezirksamt Altona; Schautafel "Kurzübersicht über die Bunkerentstehung" im Bunker

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Autor: Samira Aikas
Fotos: Samira Aikas

HBZ · 03/2023
 
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