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Die schönste Sprache der Welt

Blumen

Früher hatten Liebende kaum eine Möglichkeit, sich ungezwungen zu treffen - es ging sehr züchtig zu. Und so legten sie ihre innigsten Geständnisse, Klagen, Wünsche und Bitten in ihre Blumensträusse. Die Blumen waren der Code für das, was man sagen oder fragen wollte, aber nicht auszusprechen wagt.

Wer die Blumensprache beherrschte, konnte sehr beredt seine grosse Liebe überzeugen. Es war eine Sprache, die ganz ohne Vokabeln auskam und viel mehr sagte als unzählige Worte.

Heute ist die Sprache der Blumen etwas in Vergessenheit geraten, selbst am Tag der Liebe, dem Valentinstag, laufen Internet- und SMS-Grüsse der Botschaft per Blumenstrauss den Rang ab.

Der Kult mit der Blumensprache

Entstanden ist die Blumensprache einst im fernen Orient. Dort, im züchtigen Osmanischen Reich, diente sie den Haremsdamen zur stummen aber nicht minder bedeutungsvollen Kommunikation mit der Aussenwelt. Liebesschwüre, Zeichen der Gunst und des Verlangens, aber auch das Gegenteil: Alle Gefühle liessen sich über die einzelnen Blumen, ihren Zustand und die Art ihres Arrangements übermitteln.

Die am osmanischen Hofe weilende Schriftstellerin Lady Mary Wortley Montagu war es, die die süsse "Wissenschaft der Blüten" von den Schönen des Orients erlernte und im Jahre 1718 aus der Türkei mit nach England brachte. Niedergeschrieben und in Buchform veröffentlich, löste sie mit der geheimnisvollen Kunst der Blumensprache schliesslich eine echte Modewelle aus. Die Sprache der Blumen wurde fortan verfeinert und erweitert und diente den Liebenden ihrer Zeit als beredtes Instrument, auch Unaussprechliches und höchst Persönliches zu sagen. Geständnisse, Wünsche, Hoffnungen und Begehren - ja selbst exakte Treffpunkte und Uhrzeiten für geheime Rendezvous konnten "durch die Blume" übermittelt werden.

In Folge der immer grösseren Verbreiterung des Wissens über die Bedeutung der Blumen wurden auch immer öfter bedeutende Blumensträusse verschenkt. Anfangs bestanden diese meist aus einer einzigen Blüte, mit der Zeit verfeinerte sich der Code so weit, dass komplizierte Botschaften in Sträussen übermittelt werden konnten. Dabei spielte nicht nur die Art der Blume, sondern auch deren Farbe, deren Alter und die Zusammenstellung der verschiedenen Blüten eine Rolle. So konnte man die Nuancen der Botschaften einer Blume durch die Kombination mit anderen verfeinern.

Mit der Zeit jedoch geriet die Blumensprache in Vergessenheit. Einzig die rote Rose ist vielen heute noch als stiller Liebesgruss bekannt. Doch schon die gleiche Blume gelber Farbe kann alle Hoffnungen zerstören.

Für jede Blüte gab und gibt es mehr als nur eine Bedeutung, die in vielen verschiedenen Schriften und Büchern zur Blumensprache zusammengefasst wurden.

Die Bedeutung der Blumen, ein paar Beispiele für die Blumensprache:

Die Anemone drückt aus, wenn jemand ganz bei seinem Partner oder seiner Partnerin sein möchte. Die Calla in ihrer Anmut steht für Schönheit und Bewunderung, ist aber hierzulande auch eine beliebte Friedhofsblume. Der immergrüne Efeu hingegen ist das Zeichen für Treue. Mit einer Gerbera kann man ausdrücken, dass durch den Anderen alles noch schöner wird. Der Duft der Lilie steht für ihre Symbolik; sie vermittelt Reinheit und Süsse.

Bei den Nelken ist die Farbe von Bedeutung. Gelbe Nelken stehen für Verachtung, rosafarbene für weibliche Liebe und rote für unerfüllte Leidenschaft. Gleichzeitig sind rote Nelken aber auch das Symbol sozialistischer Solidarität. Bauernpfingstrosen symbolisieren Schönheit, Heil bzw. Heilung oder aber Reichtum.

Die Rose steht, wie schon erwähnt, mit der Liebe in Verbindung, allerdings ist auch hier die Farbe ausschlaggebend. Eine einzelne Rose steht für die Einfachheit der Liebe, eine gelbe Rose für abnehmende Liebe bzw. Untreue. Die silberrosafarbene Rose bedeutet ein Treffen im Mondschein, die Moschus Rose symbolisiert launenhafte Liebe. Eine zartrosa Rose will sagen: Du wirst erkennen, ob du mich liebst. Die weisse Teerose steht für närrische Rose, eine Sorte ohne Dornen will sagen, dass der Andere unwiderstehlich ist. Rote Rosen stehen für leidenschaftliche Liebe und weisse Rosen für Reinheit. Rosenknospen zeigen das Erwachen der ersten Liebe an.

Weitere Blumen und Pflanzen und ihre Aussage sind das Adonisröschen, welches Dankbarkeit darstellt, Ahorn, der Zurückhaltung kennzeichnet oder eine gelbe Akazie, mit der man heimliche Liebe vermitteln kann. Rosa Akazien sind ein Zeichen für Eleganz, Akelei steht für Verrücktheit.

Der Aloe hat zu Unrecht das Symbol der Betrübnis, obwohl seine Säfte heilende Wirkung, vor allem nach Verbrennungen, haben. Das Alpenveilchen kennzeichnet Schüchternheit, die Amaryllis hingegen Stolz. Die Anemone ist das Zeichen der Verlassenheit und die Apfelblüte bedeutet "Vorrang geben". Die Aster fragt, ob jemand treu ist oder lieber Abwechslung möchte. Aurikel stehen für Unbeständigkeit und Azalee für Mässigkeit. Bärenklau kennzeichnet Kunstsinn, Baldrian Entgegenkommen und Basilikum wünscht alles Gute. Die Begonie ist die Blume der Melancholie.

Binsen stehen für Fügsamkeit, Birken für Sanftmut und Birnenblüten kennzeichnen affektiertes Gehabe. Borretsch ist das Symbol für Grobheit, Brennnessel sogar für Grausamkeit, während hingegen Birke Wohlergehen symbolisiert. Die Butterblume steht für Undankbarkeit und die Christrose soll die Angst nehmen. Gelbe Chrysanthemen sind Zeichen der Oberflächlichkeit, rote der innigen Liebe und weisse Blüten Symbol der Aufrichtigkeit. Eisenkraut drückt Bezauberung aus, Erdbeerblüten Vorausschau. Esche steht für Vornehmheit oder Vertrauen.

Farnkraut übt Faszination aus, während hingegen Federnelken Kühnheit symbolisieren. Feuerlilien kennzeichnen Leidenschaft, Fingerhut Unaufrichtigkeit. Flieder ist das Zeichen aufkeimender Liebe, Frauenschuh steht für Launenhaftigkeit und Fresie für Zärtlichkeit. Fuchsie hingegen ist ein Symbol für guten Geschmack. Gänseblümchen kennzeichnen kindliche Unschuld und Gladiolen Charakterstärke. So hat jede Blume eine ganz eigene Bedeutung.

Farben sagen mehr als tausend Worte, aber was bedeuten sie?

So wie jede Blume ihre Bedeutung hat, haben auch die Farben eine unmissverständliche Symbolik. Interessant ist, dass sie bei uns Menschen bestimmte Empfindungen auslösen können. So wie das Rot z.B. in der Rose oder einer Nelke. Diese Farbe steht für Leidenschaft und Liebe. Je dunkler das Rot, desto feuriger die Liebe. In China steht Rot für "Glück" und "Reichtum" - in Russland dagegen für "Wertigkeit" und "Kraft".

Weiss symbolisiert z.B. Unschuld -deshalb kleiden sich häufig auch die Bräute in Weiss. Weiterhin steht es für "Sauberkeit", "Helligkeit" und auch "Wissen". Früher galt Weiss als Farbe für den "Abschied" und "Tod". - die Bedeutung hat Weiss auch noch heute z.B. in Japan.

Gelb (das Sonnengelb) steht für "Lebensfreude" und "Power". Wer sich gerade nicht so gut fühlt, der wird durch diese Farbe "aus seinem Tief herausgeholt". Aber Gelb ist auch der Neid und steht auch für Gefühle, die nicht mehr ganz so "tief" sind.

Orange. Die Farbe Orange zeigt -genau wie gelb- "Energie", "Optimismus" und "Lebenspower". Es steht für "Wärme" und "sich wohlfühlen". Erleuchtete Buddhisten (wie der Dalai Lama) treten oft in orangenere Kleidung auf, denn im Buddhismus steht die Farbe Orange für die Stufe höchster menschlicher Erleuchtung.

Grün lässt die "Liebe zur Natürlichkeit" erahnen. Gleichzeitig symbolisiert es "Leben"-""Hoffnung" und steht auch für einen Neuanfang. Grün strahlt "Kraft und Stärke" aus.

Blumige Redensarten

"Lasst Blumen sprechen" oder "etwas durch die Blume sagen" oder sich "blumig ausdrücken" - diese geflügelten Worte zeigen die Bedeutung der Blumen in unserer Sprache. Etwas durch die Blume sagen oder verblümt sagen (seit dem 16. Jahrhundert belegt) ist eine Redewendung, mit der das vorsichtige, freundliche Üben von Kritik - oft in bildhaften Andeutungen - ausgedrückt werden soll.

Vermutlich geht die Redensart auf die Blumensprache zurück, in der bestimmten Blumen bestimmte Aussagen zugeordnet sind, die so verschlüsselt - durch die Blume - gemacht werden können und den Empfänger schonen. Den Gegensatz dazu stellt unverblümt dar: Wer etwas unverblümt sagt, äussert sich geradeheraus und ohne Rücksichtnahme. Eine verbreitete ironische Erwiderung auf durch die Blume oder unverblümt geäusserte Kritik ist "Vielen Dank für die Blumen", was entweder ausdrückt, die versteckte Kritik verstanden zu haben, oder darauf hinweist, die Kritik sei allzu offen geäussert worden.

Autor: VHSt
Fotos: Severin

HBZ · 04/2013
 
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