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Gesundheit aktuell

Therapien, Nebenwirkungen und Selbsthilfe

Diagnose Krebs

Behandlung eines Prostatakrebspatienten mit dem robotergesteuertem Radiochirurgiesystem 'CyberKnife' im Strahlenzentrum Hamburg MVZ, Foto: © Strahlenzentrum Hamburg MVZ
Behandlung eines Prostatakrebspatienten mit dem robotergesteuertem Radiochirurgiesystem 'CyberKnife' im Strahlenzentrum Hamburg MVZ, Foto: © Strahlenzentrum Hamburg MVZ
Durch die großen medizinischen Fortschritte ist Krebs heute erheblich besser behandelbar als noch vor einigen Jahren: 45 bis 50 Prozent aller Krebskranken können geheilt werden.

Wir geben Ihnen einen kleinen Einblick in die möglichen Behandlungsmethoden und deren Nebenwirkungen sowie Tipps zur Selbsthilfe. Hierfür haben wir mit dem Radioonkologen und Palliativmediziner PD Dr. med. Fabian Fehlauer vom Strahlenzentrum Hamburg MVZ gesprochen.

Die Wahl der optimalen Therapie

Die Wahl der richtigen Behandlung beginnt bereits mit der Diagnose, denn jeder Krebs spricht anders auf eine bestimmte Behandlung an. So werden zum Beispiel Prostatakrebspatienten häufig ausschließlich mit einer Strahlentherapie behandelt. In anderen Fällen werden Maßnahmen kombiniert. Beispielsweise kann eine Operation des Tumors in manchen Fällen von der Strahlen- und der Chemotherapie begleitet werden, um die Heilungschancen zu erhöhen. Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist, sind Stillstand oder Verlangsamung der Krebsentwicklung, Steigerung der Lebenserwartung sowie eine Symptomverminderung weitere Behandlungsziele.

Operative Entfernung

Bei Organtumoren bietet es sich oft an, das betroffene Gewebe durch eine minimalinvasive, invasive oder offene Operation zu entfernen, die die üblichen Operationsrisiken und -nebenwirkungen mit sich bringt. Vor und nach der Operation werden in der Regel Kombitherapien mit Strahlen- und/oder Chemotherapie durchgeführt, um den Tumor vor der Operation zu schrumpfen und im Körper verbliebene Krebszellen zu bekämpfen.

Chemotherapie: Krebszellen angreifen und Wachstum bremsen

Krebszellen unterscheiden sich von gesundem Gewebe durch ein starkes und unkontrolliertes Wachstum. Eine Chemotherapie hemmt dieses Wachstum durch Medikamente (Zytostatika), die entweder intravenös oder in Tablettenform verabreicht werden. Nicht jedes Zytostatikum bringt bei jeder Krebsart die gleichen Erfolge. Deshalb ist es wichtig, die Medikamente genau einzustellen und ggf. zu kombinieren. Die Behandlung mit einer Chemotherapie wird in der Regel an einem oder mehreren Tagen durchgeführt. Darauf folgt eine mehrwöchige Pause, bevor die Therapie fortgesetzt wird. Stellt sich nach mehreren Intervallen der gewünschte Erfolg nicht ein, werden andere Zytostatika verabreicht. Eine Chemotherapie betrifft den ganzen Körper. Häufige Nebenwirkungen sind Haarausfall, Übelkeit, Durchfall, Schwäche und Müdigkeit, Schleimhautveränderungen und erhöhte Infektanfälligkeit.

Zielgerichtete Krebstherapie

Die Medikamente der zielgerichteten Krebstherapie sind derzeit nur für eine begrenzte Zahl von Krebsarten verfügbar. Voraussetzung ist eine genetische Bestimmung an Tumorgewebe oder im Blut, bei denen nach bestimmten Veränderungen, den Biomarkern, gesucht wird. Dort greifen die Wirkstoffe, die als Infusion, Spritze oder Tablette verabreicht werden, gezielt an. So können Krebsarten wie beispielsweise Brust-, Lungen- oder Darmkrebs und Leukämie behandelt werden. Typische Nebenwirkungen sind Entzündungsreaktionen sowie ähnliche wie bei der Chemotherapie.

Strahlentherapie: Krebszellen lokal zerstören

Die Strahlentherapie ist eine lokale, nicht invasive, schmerzfreie Behandlungsmethode, die meistens ambulant durchgeführt wird. Sie macht sich den Umstand zunutze, dass Krebszellen empfindlicher auf ionisierende Röntgenstrahlung reagieren als gesunde Zellen. Die Zellteilung wird gestoppt und sie sterben ab. Die Tumore werden kleiner oder verschwinden im günstigsten Fall vollständig. Nach einigen Wochen werden die toten Zellen vom Immunsystem abgebaut, weshalb der Erfolg der Strahlentherapie auch erst nach sechs bis zwölf Wochen sichtbar ist. Lokal begrenzter Kehlkopf- und Prostatakrebs beispielsweise kann allein mit der Strahlentherapie geheilt werden. Bei einigen Krebsarten wie Gebärmutter-, Speiseröhren- oder Luftröhrenkrebs kommt eine Sonderform der Strahlentherapie zum Einsatz. Hier wird von innen bestrahlt, indem radioaktive Strahler in eine Körperhöhle oder direkt in den Tumor eingesetzt werden. In fast allen Fällen wird jedoch von außen bestrahlt.

Heute ist es möglich, die Strahlen nach einer exakten Ortung des Tumors durch Computer- oder Magnetresonanztomografie millimetergenau auf das zu bestrahlende Gewebe zu lenken. Umliegendes Gewebe bleibt weitgehend verschont und durch die Bestrahlung geschädigtes gesundes kann sich, anders als Krebszellen, wieder regenerieren. Um dem gesunden Gewebe die nötige Reparaturzeit zu geben, wird die benötigte Strahlendosis auf mehrere Behandlungstage pro Woche über einen bis zwei Monate aufgeteilt. Die gefürchteten Nebenwirkungen, die es früher gab, treten nicht mehr auf.

Die Nebenwirkungen der modernen Strahlentherapie sind fast immer temporär und können zum Ende der Therapie als Entzündungen und Reizungen mit entsprechenden Symptomen in unmittelbarer Umgebung der behandelten Körperregionen auftreten. Dazu gehören beispielsweise Haarausfall bei der Bestrahlung des Kopfes oder Durchfall bei einer Beckenbestrahlung. Doch diese Nebenwirkungen sind laut Dr. Fehlauer tolerabel und bilden sich nach der Strahlenbehandlung meist innerhalb von wenigen Tagen bzw. Wochen zurück.

Kombitherapien zur Steigerung der Effektivität

Eine Kombination der Therapiearten ist besonders erfolgreich, wenn die Strahlentherapie allein nicht ausreicht. Vor der Operation werden Tumore durch die Strahlentherapie verkleinert, um leichter extrahiert zu werden. Nach der OP ist eine zeitgleiche bzw. in engem zeitlichem Abstand durchgeführte Radiochemotherapie besonders effektiv. Die Radiochemotherapie kann jedoch auch bei manchen Tumoren, wie bei Kopf-, Hals-, Harnblasen- oder Lungenkrebs, eine Operation ersetzen. Dadurch können Organe erhalten werden, sodass die Lebensqualität erhalten bleibt. Während die Zytostatika der Chemotherapie gestreute Metastasen abtöten und so auch unsichtbare Krebszellen erwischen, bekämpft die Strahlentherapie den Tumor direkt und schwächt Krebszellen. So kann die Chemotherapie besser wirken, die verhindert, dass sich die von der Strahlentherapie beschädigten Krebszellen regenerieren. Daher sind beide Therapien zusammen wirksamer und verstärken die Wirkung der jeweils anderen.

Hilfe gegen die Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen einer Krebsbehandlung werden in der Schulmedizin medikamentös symptomatisch behandelt, man kann seinen Körper aber auch selbst unterstützen.

  • Hautveränderungen: Hier helfen ureahaltige und parfümfreie Cremes und der Verzicht auf Hautbelastungen durch Make-up, heiße Bäder, Sauna oder direkte Sonne.
  • Haarausfall: Während der Chemotherapie kann eine Kühlhaube etwas helfen. Nach Ende der Therapie wachsen die Haare meistens wieder nach. Haarausfall während der Bestrahlung ist nur auf die bestrahlte Region beschränkt und auch hier in den meisten Fällen temporär.
  • Schleimhautreaktionen: Gegen Schmerzen und Wunden an den Schleimhäuten hilft eine besonders sanfte und gründliche Mundpflege mit Salbeispülungen und bei akuten Verletzungen das Lutschen von Eiswürfeln.
  • Durchfall: Hier hilft viel trinken und mehrere kleine leichte Mahlzeiten am Tag sowie der Verzicht auf fette, stark gewürzte und blähende Speisen und Rohkost.
  • Übelkeit: Hier können Salbei, Ingwer sowie flüssige Ernährung und Entspannungsübungen helfen.
  • Müdigkeit und Schwäche: Zum Wachwerden helfen kleine Spaziergänge an der frischen Luft. Ansonsten helfen Ruhepausen und viel Schlaf.
  • Erhöhte Infektanfälligkeit: Hier helfen Kontaktbeschränkungen, Abstand, Gesichtsmasken und gesteigerte Körperhygiene in Form von häufigem Händewaschen.

Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Ihrer Information. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ersetzt in keinem Fall eine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch einen Arzt.

Quellen: PD Dr. med. Fabian Fehlauer, Geschäftsführer, ärztlicher Leiter, Facharzt für Strahlentherapie, Radioonkologie und Palliativmedizin des Strahlenzentrums Hamburg MVZ; Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e. V.; Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ); Deutsche Krebsgesellschaft e. V.


Autor: VHSt

HBZ · 05/2021
 
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