
Das Bergedorfer Schloss
Schlösser, Burgen, Herrenhäuser
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Foto: Wikimedia Commons (Staro1) |
Umschlossen von Resten hoher Erdwälle und breiter Burggräben in einer idyllischen Parkanlage im ehemaligen Ortskern Bergedorfs steht Hamburgs einziges erhaltenes Schloss.
Heute beheimatet das Bergedorfer Schloss das Museum für Bergedorf und die Vierlande, welches 850 Jahre der Stadtgeschichte zeigt. Aber das Schloss selbst hat eine noch längere und spannende Geschichte.
Die Anfänge als trutzige Wasserburg
Um 1208 baute Graf Albrecht von Orlamünde, der Beauftragte des Dänenkönigs Waldemar, der zwischen 1201 und 1227 über das Gebiet nördlich der Elbe herrschte, eine Kornwassermühle und ließ dafür die Bille dämmen. Mithilfe des angestauten Wassers errichtete er eine mit Palisaden und Wassergraben umschlossene Wehranlage, die lediglich über eine Zugbrücke zu erreichen war.
Im Jahr 1227 fiel die Wasserburg, "Haus Bergedorp" genannt, an die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, die es fortan als Residenz nutzten, bis 1420 Hamburg und Lübeck in blutiger Schlacht die Burg übernahmen. Sie nutzten das Gebäude als Sitz des beiderstädtischen Amtes Bergedorf (inklusive Curslack, Geesthacht, Kirchwerder, Neuengamme, Altengamme und der Vierländer Dörfer) und verwalteten es abwechselnd.
Ein echtes Schloss für Hamburg
Die eigentliche Schlossanlage entstand im späten 16. und 17. Jahrhundert. Das Schloss ist eine etwa 30 × 30 Meter große Vierflügelanlage, die von einem Wassergraben umgeben ist. Unter dem Ende des 15. Jahrhunderts erbauten Ostflügel mit seinem imposanten Rokokoportal, der im Stil zwischen Backsteingotik und Backsteinrenaissance gehalten ist, sind im Kellergewölbe noch Reste der mittelalterlichen Wasserburg erhalten. Der Südwestflügel im Fachwerkstil wurde 1661 erbaut und verbindet Nordwest- und Ostflügel. 1817 stürzte ein Teil des Hauptturms ein und musste abgetragen werden. Mit dem Schutt wurde anstelle der ehemaligen Zugbrücke ein Damm aufgeschüttet.
Am 1. Januar 1868 kaufte Hamburg das Bergedorfer Gebiet von Lübeck ab und machte Bergedorf zu einer selbstständigen Stadt unter Hamburger Verwaltung. Die fast 450 Jahre andauernde Doppelherrschaft war somit beendet. Fortan beherbergte das Gebäude verschiedene Fachämter der Bergedorfer Verwaltung, wie Polizei und Gericht. Von 1897 bis in das Jahr 1901 hinein wurde der baufällige Nordostflügel mit Torturm und Einfahrt im neugotischen Stil erneuert. Das Landesherrenzimmer in der ersten Etage wurde 1902 im Vierländer-Stil eingerichtet und mit blauen Wandfliesen von Villeroy & Boch, Holzvertäfelungen mit Intarsien sowie bunten Bleiverglasungen ausgestattet. Es diente dem für Bergedorf zuständigen Senator als Besprechungszimmer.
In den kommenden Jahrzehnten folgten mehr oder weniger nötige bauliche Veränderungen, wie die Entfernung des markanten Dachreiters und der Abriss der gemauerten Innenhoftreppe. 1953 zog die Verwaltung aus und das Museum für Bergedorf und die Vierlande ein. Von 1994 bis 2002 wurden dringende Restaurierungsarbeiten am gesamten Schloss durchgeführt, die größtenteils durch Spenden aus der Bevölkerung finanziert wurden.
Naherholung für die Öffentlichkeit
Nach dem Ende der französischen Herrschaft 1814 ließ Amtsverwalter Johann Bernhard Wilhelm Lindenberg, der gleichzeitig Jurist und bekannter Botaniker war, das Umfeld des Bergedorfer Schlosses zu einer Parkanlage umgestalten und Gewächshäuser für seine exotischen Pflanzen errichten. Doch der Schlossgarten blieb der Öffentlichkeit lange Zeit verschlossen. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde er schließlich für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, da durch die Industrialisierung ein großer Bedarf an einem Naherholungsbereich vorhanden war. Seit 1926 steht die Parkanlage unter Denkmalschutz.
Das Museum in Hamburgs letztem Schloss
Das Museum für Bergedorf und die Vierlande bildet zusammen mit dem Freilichtmuseum Rieck Haus und der Sternwarte Bergedorf die Bergedorfer Museumslandschaft. Auf zwei Stockwerken in historischen Räumen mit Stuck, Intarsien und alten Deckenmalereien zeigt die Dauerausstellung des regionalen Museums die Geschichte dieses vielfältigen Hamburger Stadtteils. Besucher erfahren, wie Bergedorf entstanden ist und wie dort das Leben in früheren Jahrhunderten aussah. Regelmäßige Wechselausstellungen und begleitende Veranstaltungen mit Vorträgen und Diskussionen laden Groß und Klein zum Lernen und Mitmachen ein. Das Schlosscafé im Erdgeschoss des Nordflügels lädt mit dem alten Interieur des Kaffee Möllers zum Verweilen bei Kaffeespezialitäten und hausgemachten Kuchen ein.
Neben romantischen Hochzeiten finden im Schloss und im Schlosshof nahezu wöchentlich Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Freilichtkino, Kunstausstellungen und Konzerte statt.
Quellen: Bergedorfer Bürgerverein von 1847 e. V., Bergedorfer Museumslandschaft
Bergedorfer Schloss
Museum für Bergedorf und die Vierlande
Bergedorfer Schlossstraße 4
21029 Hamburg
Tel.: (040) 428 91 25 09
www.bergedorfer-museumslandschaft.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und feiertags 11 - 17 Uhr
Hinweis: Nicht barrierefrei
Eintrittspreise: 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre: Eintritt frei
Anfahrt mit Bus und Bahn: S21 Haltestelle, Bergedorf
Autor: VHSt
Fotos: Wikimedia Commons (c) Staro1
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