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Schlösser, Burgen, Herrenhäuser

Das Schloss Ritzebüttel


Das spätmittelalterliche Schloss Ritzebüttel ist historische Keimzelle und bis heute kultureller Kern der Stadt Cuxhaven.

Es gehört zu den ältesten erhaltenen Profanbauten der Norddeutschen Backsteingotik. Die mehr als 500 Jahre alte Schlossgeschichte begegnet den Besuchern bei einer Besichtigung an jeder Ecke, da sich die Einflüsse der jeweiligen Epoche baulich widerspiegeln. Während der vielen Sanierungen, Erweiterungen und facettenreichen Rekonstruktionen wurden die historischen Bauzustände am Gebäude und bei der Innenraumgestaltung berücksichtigt, was eine faszinierende kleine Zeitreise erlaubt.

Die Burg der Lappes

Die Adelsfamilie Lapp ließ sich vermutlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts in dem kleinen Ort Ritzebüttel nieder. Als Lehnsherren von Sachsen-Lauenburg erlangten sie Macht und Reichtum, der sie dazu bewegte, sich 1340 eine steinerne Burg zu errichten: die "Steenborg". Vorbild war der 30 Jahre zuvor errichtete Turm auf der Hamburger Insel Neuwerk. Der zweistöckige Wehr- und Wohnturm hatte einen rechteckigen Grundriss von 10 x 16 Metern und rund anderthalb Meter dicke Mauern. Umschlossen war die Wehranlage der Steinburg von Wällen und Wassergräben. Die zunächst partnerschaftliche Beziehung der Lappes mit dem Stadtstaat Hamburg geriet in eine Schieflage, als eine zunehmende finanzielle Abhängigkeit entstand.

Im Jahr 1382 kam es zu Kämpfen zwischen der Familie Lappe und Erich IV. von Sachsen-Lauenburg und Hamburg. Die Lappes verübten einen Anschlag auf den Turm auf Neuwerk. Hamburg nutzte dies als Vorwand, um 1393 mithilfe eines Aufgebots aus Wursten die Steenborg zu erobern. Ein Jahr später mussten die Lappes sowohl Ritzebüttel als auch ihren restlichen Grundbesitz inklusive der Burg und aller Rechte an Hamburg verkaufen. Hamburg besaß nun mit der Burg und dem Ort einen strategisch wichtigen Militärstandort an der Unterelbe, der als Winternothafen und zur Bekämpfung von Piraten diente.

Hamburgische Exklave

Die Hamburger begannen, die Steinburg zum Schloss auszubauen, und nutzten es als Amt Ritzebüttel. Der gotische Backsteinwehrturm wurde auf fünf Geschosse erhöht und die Mauerdicke verdoppelt. Der so erweiterte Turm ist heute noch erhalten. Die Amtmänner, die im Schloss mehr als 500 Jahre residierten und das Geschehen des "Hamburgischen Amt Ritzebüttel" lenkten, waren größtenteils Hamburger Senatoren. Einer von ihnen war der bekannte Schriftsteller und Dichter Barthold Heinrich Brockes. In die tiefste Provinz - drei Tagesreisen von Hamburg entfernt - verbannt, statteten die mächtigen Amtmänner das Schloss immer reicher aus, um sich den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Erst 1864, als Justiz und Verwaltung getrennt wurden, verloren die Amtmänner an Einfluss.

Von der Burg zum Schloss

Im 16. Jahrhundert wurde das Schloss der damaligen Kriegstechnik entsprechend umgebaut. Unter anderem wurden die Burggräben zugeschüttet und ein hoher Erdwall mit neuem Graben in einiger Entfernung zum Schloss wurde angelegt. Auch Nebengebäude wie Brauhaus, Badehaus, Büchsenhaus und Stallungen sowie ein Sprech- und Gerichtshaus kamen hinzu. 1752 mussten Teile der Anbauten, die bereits baufällig waren, durch massiven barocken Ziegelbau ersetzt werden, wodurch das Schloss sein heutiges Aussehen bekam. Zur gleichen Zeit begannen die Amtmänner, die militärischen Anlagen zurückzubauen, um dem Anwesen einen friedlicheren Eindruck zu geben, da es nicht mehr zu Kriegszwecken eingesetzt wurde. Einige Fragmente aus den kriegerischen Zeiten des Schlosses sind noch im Schlossgarten zu sehen.

Cuxhavens Schloss

1937 wurde Cuxhaven im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes gegen Altona, Harburg-Wilhelmsburg und Wandsbek an Preußen getauscht. Das Schloss verlor endgültig seine politische Bedeutung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Auflösung des Landes Preußen fiel das Gebiet 1947 an das neu geschaffene Land Niedersachsen, welches es 1981 auf die Stadt Cuxhaven übertrug. Folgende Restaurierungsarbeiten dauerten mit Unterbrechungen und viel Unterstützung durch den Verein "Bürger für das Schloß Ritzebüttel" bis 1996 an, als das Schloss als "Bürgerschloss" der Öffentlichkeit für kulturelle Zwecke zugeführt wurde.

Heute beherbergt es ein uriges Schlossrestaurant mit deutsch-mediterraner gehobener Küche im Nebenhaus mit Kreuzgewölbe sowie ein romantisches Trauzimmer. Neben einem Kriegerdenkmal für die Gefallenen im Ersten Weltkrieg befindet sich auf dem Schlossgelände ein im Jahr 1847 als Teehaus für einen Amtmann gebautes Schweizerhaus mit benachbarter Freilichtbühne. In unregelmäßigen Abständen finden Veranstaltungen wie Frühschoppen mit Musik, Klaviermatinées, Vorträge, Kunsthandwerkermärkte und Ähnliches statt.

Schloss Ritzebüttel
Schlossgarten 5
27472 Cuxhaven
Tel.: (04721) 72 18 12
www.cuxhaven.de
www.schloss-restaurant-cuxhaven.de

Öffnungszeiten
Montag bis Donnerstag: 10 bis 13 Uhr
Dienstag bis Donnerstag: 14 bis 17 Uhr
Samstag und Sonntag: 11 bis 15 Uhr
Freitags geschlossen
Hinweis: Nicht barrierefrei

Eintrittspreise
Erwachsene: 3 Euro, ermäßigt: 2,50 Euro
Kinder: 1 Euro
Eintritt mit Führung (dienstags und nach Absprache):
Erwachsene: 4 Euro, Kinder: 2 Euro


Autor: VHSt
Fotos: Wikimedia Commons (c) Stefan Didam

HBZ · 04/2019
 
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