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Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

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Schlösser, Burgen, Herrenhäuser

Märchenhaftes Schloss Tralau


Am Ortsausgang der schleswig-holsteinischen Gemeinde Travenbrück, nördlich von Bad Oldesloe, befindet sich das Schloss Tralau.

Im eigentlichen Sinne handelt es sich dabei um ein Herrenhaus, das allerdings aufgrund seines bemerkenswerten Erscheinungsbildes schon seit vielen Jahren Schloss genannt wird. Das geschichtsträchtige Areal hat im Laufe der Jahrhunderte viele Bebauungen und architektonische Stilrichtungen erfahren, die man teilweise noch erkennen kann.

Wallburg aus dem Mittelalter

Erste Erwähnungen reichen zurück auf das Jahr 1197. Damals besiedelten die Wenden, deutschsprachige Slawen, das Gebiet und errichteten eine Wallburg, um die Grenze zum benachbarten Sachsen zu sichern. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts verblieb ein Lehensrittergeschlecht der Grafen von Schauenburg und Holstein auf Tralau und erweiterte die Befestigungen. In den nachfolgenden zweihundert Jahren ging der Besitz an die holsteinisch-dänische Adelsfamilie Brockdorff über. Diese baute die Liegenschaft zu einem Gutshof aus. Die Zeiten ab dem Jahr 1647 waren geprägt von etlichen Umstrukturierungen, Verkäufen von Ländereien und Eigentumswechseln. Unter den neuen Eigentümern befanden sich die uradelige schleswig-holsteinische Familie der Reichsgrafen zu Rantzau und der Herzog von Plön.

Herrenhaus in der Zeitenwende

Im Jahr 1890 gelangte das Herrenhaus mit den verbliebenen Ländereien in den Besitz der Familie Jenisch. Nach nur drei Jahren jedoch zerstörte ein Feuer das Bauwerk, sodass es abgerissen werden musste. Mit dem Neubau des in der heutigen Form bekannten Herrenhauses wurde der renommierte Berliner Architekt Hans Grisebach beauftragt. Grisebach verstand es, die verschiedenen epochalen Stile des Historismus und der deutschen Neorenaissance zu verbinden und so ein beeindruckendes Beispiel des Eklektizismus zu verwirklichen. Hierbei griff er auf verschiedene Systemtechniken zurück. Formen der Gotik, der Renaissance und des Jugendstils schafften eine für die Zeit typische Gründerzeitvilla mit den Ausmaßen eines burgähnlichen Bauwerks, das sich idyllisch in die umliegende sanfte Hügellandschaft einpasst. Die differenziert verwendeten Baukörper ergaben einen hohen Aussichtsturm, der einen weiten Blick über die parkähnliche Umgebung erlaubt. Ferner wurden zwei vollwertige Geschosse mit verschiedenen Wandvertäfelungen und Deckengemälden fertiggestellt. Im Jahr 1932 gelangte Tralau in den Besitz des Kunstmalers Otto Graf Kerssenbrock und überstand die Wirren des Zweiten Weltkriegs weitgehend unbeschadet. Die Gesamtnutzfläche beträgt rund 1.170 Quadratmeter. Mit Park- und Teichanlagen sind es mehr als 81.000 Quadratmeter. Schloss Tralau verfügt über eine eigene Trinkwasserversorgung aus einem 40 Meter tiefen Brunnen und wird mit einer Erdgaszuleitung beheizt.

Aufbruch in die Moderne

Heute ist das Herrenhaus bewohnt und im Privatbesitz. Seit den 90er-Jahren befindet es sich in einem langen Prozess vonbaulichen Maßnahmen und Renovierungsarbeiten, die sich streng an das ursprünglich erdachte Gestaltungsbild halten. Natürlich erforderte dies etliche Investitionen und Modernisierungen, die sich auch auf die Innenaufteilung des Hauses auswirkten.

Im Parterre von Schloss Tralau erreicht man nun von der Halle das Herren- und Speisezimmer, den französischen Salon, den Engelssalon und die neue Küche. Das Obergeschoss bietet viel Platz. Hier finden sich nun ein Damensalon, eine Bibliothek, ein kleines Büro sowie ein Kinderzimmer. Von den zwei Schlafräumen besitzt eines ein angrenzendes Turmzimmer. Zwei Badezimmer, eine separate Toilette und zwei ineinander reichende Ankleideräume vervollständigen den Bereich. Im Dachgeschoss ist bereits ein großes Zimmer ausgebaut, weitere sind in der Planung. Hier findet sich auch eine liebevoll restaurierte antike Täfelung. Im Souterrain, wo früher Küche und Speisekammer für das Wohl der Hausherren sorgten, befindet sich nun ein Studio- und Bürobereich. Außerdem nutzen die neuen Eigentümer hier zwei Räume für Fitness und Sauna. Des Weiteren gibt es einen Weinkeller, eine Waschküche sowie ein weiteres großes Gästezimmer.

Ein Besuch in Travenbrück

Eine Besichtigung des Inneren des Herrenhauses ist zwar nicht möglich, aber auf dem Gelände sind noch Reste des ehemaligen Gutshofes und der Nebengebäude sichtbar. Auch das frühere "Inspektorenhaus", unter dem Eigentümer Graf Kerssenbrock zum Wohnhaus umgebaut, zeugt noch vom Charakter der Wirtschaftshofzeit. Schloss Traulau ist auch von außen beeindruckend und daher trotzdem einen Besuch wert. Wenn Sie also einen Blick auf das imposante Gebäude und die Gartenanlagen werfen möchten, können Sie das am besten mit einem Ausflug in die naturnahe Hügellandschaft der Umgebung verbinden. Zentral zwischen dem Naturschutzgebiet Brennermoor und dem Neversdorfer See gelegen, finden sich parallel zum Flusslauf der Trave etliche Möglichkeiten, die Region zu erkunden. Auch das Kloster Nütschau in Travenbrück ist leicht erreichbar und einen Besuch wert. Das Kloster stellen wir Ihnen im nächsten Teil der Serie "Schlösser, Burgen, Herrenhäuser" vor.

Schloss Tralau
Gutsweg 5
23843 Travenbrück
www.tralau.net
Hinweis: Anfahrt über die Autobahn A21 (Leezen)


Autor: VHSt
Fotos: mediaserver.hamburg.de / imagefoto.de

HBZ · 05/2019
 
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