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500-jähriges Kulturdenkmal

Das Freilichtmuseum Rieck Haus


Nördlich der Dove Elbe am Curslacker Deich steht eines der ältesten erhaltenen Fachhallenhäuser Norddeutschlands nebst umfangreicher Außenanlage: das Rieck Haus.

Das im Jahr 1533 erbaute Kulturdenkmal birgt seit 1953 eines der schönsten Freilichtmuseen der Region und zeigt die Kulturgeschichte der Vier- und Marschlande.

Wohlstand über Jahrhunderte

Das Bauerngut stammt aus einer Zeit, in der die Eindeichung und Entwässerung der Elbniederung noch nicht gänzlich abgeschlossen war. Auf Wurten - erhöhten Erdhügeln - wurde den Wassern der Elbe getrotzt und erster Anbau betrieben. Es folgten die Eindeichungen von Altengamme, Neuengamme, Curslack und Kirchwerder, die der Elbniederung ihre heutige Form gaben und dauerhaft nutzbare Acker- und Wohnflächen entstehen ließen. In den folgenden Jahrhunderten wurde der spätere Rieck Hof dauerhaft bewirtschaftet und stetig erweitert. Die fruchtbaren Böden und die Nähe zur wachsenden Stadt Hamburg als Absatzmarkt verschafften den Bauern einen großen Wettbewerbsvorteil. Der Handel mit zunächst Hopfen und Gerste und später mit Zierpflanzen, Gemüse und Früchten florierte. Besonders die Erdbeeren aus den Vier- und Marschlanden, die von den Frauen in Vierländer Tracht auf den Hamburger Märkten verkauft wurden, standen schon damals hoch im Kurs.

Zahlreiche Gebäudeverzierungen und Ausstattungen zeugen von dem früheren Reichtum der Bewirtschafter. Der Hof ist nach der letzten dort lebenden Bauernfamilie, den Riecks, benannt. Die Familie Rieck wird zusammen mit der Familie Timm bereits auf Inschriften im Haupthaus aus dem Jahr 1633 erwähnt. Beide Familien leben noch heute in den Vierlanden.

Eine Heubarg (mittig am Ende des Wegs), die älteste Scheunenform der Marsch
Eine Heubarg (mittig am Ende des Wegs), die älteste Scheunenform der Marsch

Vom Bauernhaus zum Museum

Das Rieck Haus stand 1940 kurz vor dem Verfall, bevor Hamburgs Denkmalschutzbehörde es übernahm und sofort erste notdürftige Reparaturen durchführen ließ. Nach dem Krieg wurde das Anwesen restauriert und 1954 als Freilichtmuseum in Betrieb genommen, zunächst als Außenstelle des Altonaer Museums und später als Teil der Bergedorfer Museumslandschaft. Um einen Einblick in das bäuerliche Leben der Region zu bieten, wurden typische Gebäude aus der Umgebung umgesetzt und dem Außengelände hinzugefügt: die hölzerne Kokerwindmühle, mit der Felder entwässert wurden, aus Ochsenwerder und der Heubarg, in dessen offener Scheune bis Ende des 17. Jahrhunderts das ungedroschene Getreide und später das Heu gelagert wurde, aus Allermöhe. Das Backhaus stammt aus Neuengamme und der hölzerne Gemüse-Ewer verschiffte Waren nach Hamburg. In den 1960ern wurde auf dem Gelände ein Bauerngarten nach altüberlieferter Vierländer Weise angelegt.

Eine Region im Umbruch

Sieht man sich in der Region um, zeugen nur noch wenige größere Glasgewächshäuser von der Zeit, als hier am Deich die größte überdachte Gemüseanbaufläche Europas zu finden war. Generationenwechsel, Landflucht und günstigere Waren aus den Niederlanden, Spanien oder Südamerika haben in den vergangenen Jahrzehnten zu einer schwierigen Situation der Bauern in den Vier- und Marschlanden geführt. Viele der wunderschönen und detailreich verzierten Bauernhäuser stehen leer oder wurden bereits abgerissen. Doch Trendwechsel der neuen Generation und neue Eigentümer der Höfe haben das Potenzial, die Region wieder zu beleben und so deren Zukunft zu sichern. Zu den neuen Projekten, die dort entstehen und erste Erfolge verzeichnen können, gehören unter anderem Ökotourismus, Mitmachgartenbau und genossenschaftliche Anbauflächen.

Freilichtmuseum Rieck Haus
Curslacker Deich 284
Tel.: (040) 723 12 23
www.bergedorfer-museumslandschaft.de

Öffnungszeiten:
März bis Oktober: Di. bis So. und feiertags
11:30 bis 17 Uhr
Heiligabend, Silvester, Neujahr und Karfreitag
geschlossen

Eintrittspreise:
4 Euro, ermäßigt 3 Euro
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren: Eintritt frei

Anfahrt mit Bus und Bahn:
Haltestelle Rieck Museum

Hinweis:
Nicht barrierefrei


Die groot Döns (hochdeutsch: 'große Stube')
Die groot Döns (hochdeutsch: 'große Stube')

Das Freilichtmuseum

Die Dauerausstellung berichtet informativ und abwechslungsreich über die besondere Kulturgeschichte der Vier- und Marschlande. In Hoch- und Plattdeutsch erfährt der Besucher alles rund um das Leben auf dem Land und den Einfallsreichtum und Pioniergeist der damaligen Bauern. Im originalgetreuen Haupthaus geleiten etliche Textinformationen, unterstützt durch Film- und Hörstationen, die Besucher durch eine bemerkenswerte Welt. Das Außenensemble des Freilichtmuseums mit Mühle, Backhaus, Scheune und Co. verfügt über einen Spielplatz für die kleinen Besucher. Im historischen Schweinekoben kann man Rotbunte Husumer Schweine besuchen. Auch ein lebendiger Bienenstock gehört zum Außengelände. In der Scheune finden wechselnde Sonderausstellungen statt, aktuell: "Gräben im Landgebiet".

Aber auch Mitmachen gehört zum Erleben des Freilichtmuseums. So können Sie beispielsweise an einem Übungseuter Ihre Melkfähigkeiten testen, einmal in einem Alkoven probeliegen und noch einiges mehr. Kinder können hier unter anderem historische Spielzeuge basteln sowie Butter und Fruchtgummis herstellen. Höhepunkte für Besucher allen Alters sind neben den monatlichen Rundgängen oder den Handarbeitstagen die "Ewertörns": Auf dem alten Holzschiff führen die Fahrten vom Rieck Haus über Dove Elbe und Schleusengraben bis nach Bergedorf. Im Juni findet hier jedes Jahr das Vierländer Erdbeerfest statt. Zwei Tage lang gibt es neben lokalen Leckereien und jeder Menge "Vierländer Gold" Darbietungen von Kunsthandwerkern wie Spinnerinnen oder Bäckern, regionalen Kulturvereinen und historischen Gewerken.

Quellen:
Bergedorfer Museumslandschaft, Wikipedia. org, Gerhard Kaufmann, Torkild Hinrichsen: Das Freilichtmuseum Rieck-Haus in den Vierlanden bei Hamburg. Husum-Verlag, Husum 2000

Fotos und historische Aufnahmen:
© Bergedorfer Museumslandschaft, Foto des Rieck-Haus-Ensembles mit Haupthaus, Mühle, Scheune, Bach und Brücke: K. Pfeifer


Autor: VHSt

HBZ · 03/2020
 
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