Damenstift innerhalb der Klosterkammer Hannover
Kloster Medingen bei Bad Bevensen
Foto: Samira Aikas
Nordwestlich des Kurortes Bad Bevensen wurde das Kloster Medingen als Zweigstelle des evangelischen Zisterzienserinnenordens Wolmirstedt gegründet.
Das Nonnenstift liegt zwischen den Ufern der Ilmenau und dem Augarten. In seiner ursprünglichen Erbauungsart trug es die typisch norddeutschen Züge der Backsteingotik.
Von Salz und Reformation
Der Überlieferung nach wurde die Klosteranlage um das Jahr 1228 durch einen Ordensbruder aus dem Magdeburger Raum gegründet. Geprägt durch Plünderungen und andere schwierige Gegebenheiten der damaligen Zeit sollte es noch etwas dauern, bis die Nonnen um das Jahr 1336 ein beständiges Refugium im damaligen Dorf Zellensen, dem heutigen Medingen, erhielten. Die meisten Zisterzienserinnen waren aus guten, betuchten Häusern und entstammten der wohlhabenden Lüneburger Bürgerschaft der Patrizier. Ihre Aufnahme in den Konvent bedeute oftmals lohnende Schenkungen. Der so angehäufte Reichtum zahlte sich aus: Das Kloster konnte sich bedeutsame Rechte an der Saline von Lüneburg sichern.
Hier fanden sich umfangreiche Salzablagerungen des Zechsteinmeeres, die schon zu früher Zeit relativ einfach abgebaut werden konnten. Weitere wichtige Beteiligungen des Klosters umfassten Zolleinnahmen, Mühlenbetriebe und Schifffahrtsrechte auf der Ilmenau. Die Ausdehnung zur eigenständigen Abtei erfolgte im Jahr 1494 mit der Priorin Margarete Puffen als erster gewählter Äbtissin. Die neue Vorsteherin der Abtei ließ zu jener Zeit einen prachtvoll gestalteten "Krummstab" anfertigen, der über die Jahrhunderte erhalten blieb und noch heute bei besonderen Anlässen von der amtierenden Äbtissin getragen wird. Zur Hochzeit der Klosteranlage Anfang des 16. Jahrhunderts war Medingen die Heimstatt von etwa 100 Nonnen.
Im Jahr 1524 verfügte Landesherr Ernst der Erste, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, die Konversion zum lutherischen Glauben. Die konsequente Haltung des Landesfürsten brachte ihm den Beinamen "Ernst der Bekenner" ein. Im Kloster Medingen ergaben sich erhebliche Widerstände hinsichtlich der Reformation - der sogenannte Nonnenkrieg. Erst im Jahr 1554 wurde der Zwist beendet und die Gründung eines evangelischen Damenstiftes konnte vollzogen werden. Ein Großbrand im Jahr 1781 zerstörte fast alle Gebäude des Klosters, lediglich das alte Brauhaus wurde verschont. Der Hofbaumeister Christian Ziegler erstellte die Pläne für den Wiederaufbau, der bis zum Jahr 1787 erfolgte.
Neugestaltung und Zuflucht für die Trakehner
Das Kirchgebäude, von dem zwei lang gestreckte Konventbauten abzweigen, ist der Mittelpunkt der Anlage. Der Baustil enthält Elemente aus dem Spätbarock und dem frühen Klassizismus. Zum Tag des traditionsreichen Dank- und Weihefestes, am 24. August 1788, wurde das neu errichtete Damenstift eingeweiht. Die seinerzeit kompromisslose, moderne architektonische Bauform ist ein einzigartiges Ensemble im gesamten norddeutschen Raum. Den zentralen Bau überspannt eine Kuppel, die spezifisch gestaltete Innenarchitektur vermittelt einen besonderen Eindruck. Der in H-Form angelegte Gebäudekomplex ist eingebettet in die Flusslandschaft der Ilmenau, umsäumt von Ackerland und Staatsforst.
Zur Anlage gehört auch der im 17. Jahrhundert entstandene Klosterhof Medingen, der zunächst als landwirtschaftlicher Betrieb fungierte und ab dem Jahr 1960 zur Zucht von Trakehnern dient. Heute erleben Besucher während der Führungen eine besondere Atmosphäre, an einem Ort, der seit Jahrhunderten von Frauen geprägt und bewohnt wird. Einmaliges Relikt und Kulturgut jener Epochen sind die "Medinger Handschriften". Verschont vom großen Brand, sind diese lateinischen Gebetssammlungen, niederdeutschen Liedtexte und Andachten der Nonnen ein einmaliges Zeugnis eigenständiger Zisterzienserinnenarbeit.
Festlicher Ausflugsort
Als Heidekloster der Klosterkammer Hannover und eines der sechs Lüneburger Klöster offeriert Medingen ein vielfältiges Angebot. Neben den im zentralen Bau regelmäßig stattfindenden Gemeindegottesdiensten, Trauungen und Taufen stehen etliche kulturelle Programmpunkte im Vordergrund. Konzerte in der Kirche oder im Festsaal erfreuen sich aufgrund des besonderen Flairs der Umgebung großer Beliebtheit. Viele an der wechselvollen Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes Interessierte verbinden den Besuch mit ausgiebigen Spaziergängen oder Radtouren. Der Moderne angepasst, engagieren sich die Mitglieder des Konvents noch heute für den Erhalt und den Bestand ihrer selbstbestimmten Lebensweise an einer Stätte, die geprägt ist von Gemeinschaft und Begegnung.
Evangelisches Damenstiftkloster
Medingen
Klosterweg 1
29549 Bad Bevensen
Tel.: (05821) 22 86
www.kloster-medingen.de
Öffnungszeiten: 1. April bis 15. Oktober (Montag geschlossen)
Eintrittspreise: 4 Euro, Studenten und Schüler: 2 Euro (Kinder
unter 6 Jahren frei)
Führungen: Dienstag bis Sonntag täglich 10 Uhr, 12 Uhr
und 14 Uhr oder nach Absprache
Autor: VHSt
HBZ · 04/2020
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