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Hamburgs Partnerstädte

St. Petersburg: Venedig des Nordens


In dieser neuen Serie stellen wir Ihnen Hamburgs Partnerstädte einmal näher vor. Den Anfang macht St. Petersburg, das wegen seiner mehr als 500 Brücken den Beinamen 'Venedig des Nordens' bekommen hat.

Treue HBZ-Leser werden sich vielleicht noch an die Juli/August-Ausgabe 1992 und die Januar-Ausgabe 1994 erinnern, in der wir über die russische Hafenstadt an der Ostsee berichteten. 1992 schrieben wir über die Zusammenarbeit der Arbeits-, Sozial- und Gesundheitspolitik zwischen Hamburg und St. Petersburg. 1994 konnten Sie über die Erfolge der Zusammenarbeit mit St. Petersburg bei der Einrichtung eines Arbeitslosenzentrums im Bezirk Kronstadt lesen, bei der unser 1. Vorsitzender Joachim Meyer in seiner damaligen Position als Leiter der Abteilung Arbeitsmarktpolitik der Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales federführend war.

Vom Neuland zur Freundschaft

Seit über 60 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen der Hansestadt Hamburg und der wichtigsten russischen Hafenstadt an der Ostsee St. Petersburg, die heute Teil des UNESCOWeltkulturerbes ist und seit Jahren die Liste der beliebtesten Städtereiseziele anführt. Galt das Bündnis im Entstehungsjahr 1957 noch als absolutes, vor allem politisches Novum, trugen die oft nicht einfachen Entwicklungen im Laufe der Jahrzehnte dazu bei, dass zwischen den beiden Hafenmetropolen eine freundschaftliche Verbindung erwachsen konnte.

Hafenstädter gegen den Kalten Krieg

Die 1950er-Jahre waren nicht gerade ein fruchtbarer Nährboden für die Beziehungen zwischen West und Ost. Die von den westalliierten Siegermächten und darauf folgend von der NATO verkündete Feinddoktrin war eindeutig und die Interessenkonflikte waren riesengroß. Das Prinzip des Kalten Krieges lautete militärische Abschreckung. Selbst der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer kündigte 1957 an, dass eine Stationierung nuklearer Waffensysteme in der Bundesrepublik dringend notwendig sei. Umso überraschender erreichte zur gleichen Zeit den Hamburger Senat eine Einladung aus dem damaligen Leningrad. Die russische Stadt an der Mündung der Newa hatte über 200 Jahre den Namen St. Petersburg getragen, war Hauptstadt des Zarenreiches gewesen, bevor sie zu Beginn des Ersten Weltkrieges den Namen Petrograd erhielt, der dann zu Ehren des russischen Revolutionsführers in Leningrad geändert wurde.


Die Idee der damaligen sowjetischen Verwaltungsorgane, eine Städtefreundschaft mit Hamburg zu begründen, stieß im Senat zunächst auf Skepsis. Zwar waren diese Freundschaften seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges nichts Ungewöhnliches, da sie zur Versöhnung nach den Leiden des Krieges beitragen sollten. Aber aufgrund der besonderen Lage war die westdeutsche Politik der Auffassung, dass gesellschaftliche Kontakte besonders zu Russland weitestgehend eingedämmt werden sollten. Politische oder im Interesse der Wirtschaft stehende Besuche in die Sowjetunion waren von der damaligen Bundesregierung sogar grundsätzlich untersagt. Die Hamburger schickten dennoch und ohne Genehmigung aus Bonn eine Delegation nach Leningrad. Ein Kontakt, der nicht ohne Folgen blieb, denn die russische Stadt am Finnischen Meerbusen der Ostsee, auch bekannt als "Tor nach Europa", und die Elbmetropole, bekannt als "Tor zur Welt", schlossen eine Partnerschaft.

Stetig wachsende Kooperationen

Naturgemäß blieb es bei den meisten Planungen der beiden Städte aufgrund der angespannten politischen Lage, der deutschen Teilung und der viel zu großen Erwartungen an die Zusammenarbeit im kulturellen oder gesellschaftlichen Bereich zumeist bei guten Absichten. Dennoch gelang es innerhalb der ersten zwanzig Jahre der Städtefreundschaft zumindest der Wirtschaft, erste Vereinbarungen zu treffen. In Leningrad eröffnete das bis heute bestehende Wirtschaftsbüro Hanse-Office, eine gemeinsame Vertretung der Hansestadt Hamburg und des Landes Schleswig-Holstein. Im Gegenzug etablierte die russische Seite ein Außenwirtschaftsbüro an der Elbe. Erste echte entspannungspolitische Auswirkungen kamen Ende der 1970er-Jahre zustande. Jetzt gelang es, erwünschte Projekte zu realisieren. Neben einem regelmäßigen Schüleraustausch von Hamburg in die Sowjetunion fanden 1979 die ersten "Leningrad-Tage" in Hamburg statt. Zwei Jahre später wurde eine ähnliche Veranstaltung in Leningrad durchgeführt. Bis die erste Schülergruppe nach Hamburg reisen durfte, dauerte es allerdings noch weitere sechs Jahre.


Als die Sowjetunion zu Beginn der 1990er-Jahre im Zerfall begriffen war, zeigte sich der Wert der Städtepartnerschaft: Die Versorgungslage in Leningrad gestaltete sich zunehmend kritischer, doch durch die gefestigte freundschaftliche Verbindung der Städte bewilligte der Hamburger Senat ein 4,5-Millionen- DM-Soforthilfeprogramm. Noch freundschaftlicher und von einer ungeahnten Hilfsbereitschaft zeigte sich die Anteilnahme in der Hamburger Bevölkerung, die unter der Führung von Wohlfahrtsorganisationen oder auf persönlichen Weg eine "Hilfsbrücke" mit Paketsendungen nach Leningrad schickte, darunter viele Sach- und Geldspenden. Als im Rahmen der Russischen Föderation und des politischen Machtwechsels in Russland aus Leningrad wieder St. Petersburg wurde, war die Freundschaft der beiden Städte bereits tief gefestigt.

In fast allen Bereichen entstanden wichtige Partnerschaften. Das Universitätsklinikum Eppendorf ist seitdem eng mit dem Kinderkrebs- und Knochenmarktransplantationszentrum St. Petersburg verknüpft. Angehende Führungskräfte in Umwelt und Klima besuchten das Schulungszentrum für Verwaltung und Technologie (ECAT), welches heute in Litauen beheimatet ist. Auch wenn sich die politische Situation im globalen Weltgeschehen wieder verändert hat, so ist die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und St. Petersburg ein vorbildliches Beispiel für die völkerverständigende, länderübergreifende Zusammenarbeit.

Fotos: © Visit-Petersburg.ru, © VisitRussia.org.uk © Russian National Tourist Officer

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Autor: VHSt

HBZ · 06/2020
 
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