VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Farbenfrohes Arrangement für die Hansestadt

Hamburger Schnittblumen und Blumenzucht

Schnittblumen aus Hamburg gibt es auf fast jedem Wochenmarkt, Foto: Katharina Kernbichler
Schnittblumen aus Hamburg gibt es auf fast jedem Wochenmarkt, Foto: Katharina Kernbichler

Vielen Besuchern und vermutlich auch etlichen Einheimischen dürfte unbekannt sein, dass sich die Hansestadt Hamburg auch ausgiebig mit der Aufzucht und dem Anbau von Blumen beschäftigt.

Die Region der Hamburger Vier- und Marschlande ist mit einer Größe von 132 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Blumenanbaugebiet in Europa. Und in direkter Nachbarschaft, in Klein Offenseth- Sparrieshoop und in Uetersen, findet man die Weltmarktführer der Rosenzucht. Blumen aus der Region zu bekommen, ist also wesentlich einfacher, als man denkt.

Vom Hopfenmarkt zum Großhandel

Die Wurzeln hierfür wurden früh gepflanzt, noch vor dem großen Hamburger Brand des Jahres 1842. Die aufstrebende Elbmetropole musste vorrangig auf den großen Märkten die Versorgung der Bürger mit Obst und Gemüse sicherstellen und noch nahm ein Mitbringsel in Form eines farbenfrohen Schnittblumenstraußes eine untergeordnete Rolle ein.

Nach der großen Brandkatastrophe organisierten die Stadtväter zunächst in der Hamburger Altstadt den Hopfenmarkt, der für die Bauern aus den Elbmarschen zum größten Verkaufsportal wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts kam ein weiterer Marktplatz zwischen der Wandrahmsbrücke, dem Deichtor und dem Meßberg hinzu. Durch die zunehmende Bedeutung der Hansestadt als Handels- und Wirtschaftszentrum öffnete im Jahr 1911 der Deichtormarkt mit den angrenzenden Deichtorhallen am Klostertor seine Pforten und die alten großen Märkte wurden aufgehoben. Anfang der 1960er-Jahre wurden die Großmarkthallen im südlichen Hammerbrook fertiggestellt, wo in naher Nachbarschaft auch kurze Zeit später der Hamburger Blumengroßmarkt seinen neuen Standort eröffnete.

Vorher hatten viele Bauernhöfe und Kleinbetriebe in den Hamburger Elbmarschen Zierpflanzen und Schnittblumen noch für den Nebenerwerb angebaut. Doch das änderte sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts: Die Anpflanzung von Sonderkulturen, Zier- und Schnittblumen wurde zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig, der vielerorts sogar den Obst- und Gemüseanbau verdrängte. Im Hamburger Umland, besonders im südlichen Schleswig-Holstein, erkannte man die Marktchancen und spezialisierte sich auf gesonderte Zwischenbereiche. So entstanden in der Region nordwestlich von Hamburg zahlreiche Baumschulen. Noch in den 1990er-Jahren hätten viele Kunden beim Besuch eines Blumengeschäftes oder eines Marktes gedacht, der Großteil der angebotenen Ware stammte aus den Niederlanden oder anderen Teilen der Europäischen Union. Weit gefehlt …

Blumen für Welt

Der größte Teil der in den Vier- und Marschlanden produzierten Schnittblumen und Zierpflanzen ist für den heimischen Gebrauch gedacht. Sie schmücken die Wohnzimmer Hamburgs und der norddeutschen Umgebung, zieren Gärten, Balkone oder Grabstellen. Trotz einiger Krisen in der Vergangenheit und Gegenwart ist die Nachfrage immer noch groß und kann kaum gedeckt werden. So gelangen nur wenige Pflanzen in den Export, einige davon allerdings sogar nach Holland, Afrika oder Südamerika. In früheren Jahren erfolgten sogar Zusatzausschreibungen des Senats, um vorhandene Freiflächen in den Vier- und Marschlanden des Bezirks Bergedorf für den Blumenanbau nutzbar zu machen.

Das seit jeher ländlich geprägte Gebiet mit den weiten Wiesenlandschaften bietet optimale Voraussetzungen für die Zucht von Blumen, die inzwischen zu jeder Jahreszeit produziert werden können. Frühblüher wie Stiefmütterchen und Primeln, Beet- und Balkonpflanzen wie Petunien oder Geranien, aber auch Herbstblumen wie Chrysanthemen und Astern sowie Winterblumen wie Christrosen fühlen sich im Hamburger Südosten wohl. Dazu gesellen sich jede Menge Schnittblumen, besonders Rosen, von denen mittlerweile jede vierte der in Deutschland produzierten aus den Vier- und Marschlanden stammt. Rund 370 Pflanzbetriebe, darunter einige mit einer langen Tradition, sind hier inzwischen ansässig. Ein lukrativer Markt, denn nur wenige geben pro Kopf so viel Geld für Zierpflanzen aus wie die Deutschen.

Besonders im Trend liegen heimische Bioschnittblumen, bei denen ähnlich strenge Regeln gelten wie beim Anbau von Biolebensmitteln. Statt auf Herbizide und synthetische Pflanzenschutzmittel setzt man bei Bioblumen auf natürliche Stärkungsmittel wie Gesteinsmehle oder Kräuterauszüge. Als Abwehr werden Nützlinge eingesetzt. Marienkäfer helfen gegen Läuse und Schlupfwespen. Raubmilben sind Fressfeinde der Thripse und Spinnmilben.

Ein wesentlicher Vorteil für die lokalen Anbieter: Die regionale Produktion bleibt stark nachgefragt und kann sich gegenüber der internationalen Konkurrenz gut behaupten, da die Lieferwege kurz sind und die Ware frisch zu den Kunden gelangt. So ist es auch kein Zufall, dass auf dem Hamburger Blumengroßmarkt von etwa 150 vertretenden Erzeugerbetrieben rund 130 aus den Vier- und Marschlanden stammen. Ganz gleich, ob Rosen vom Curslacker Deich, Hornveilchen und Stiefmütterchen aus den großen Gewächshäusern in Ochsenwerder oder Christrosen aus Neuengamme, Hamburger Schnitt- und Zierblumen sind eine Qualitätsmarke und sprechen neben der wunderbaren Farbenpracht für sich.

Autor: VHSt
Fotos: Katharina Kernbichler

HBZ · 09/2020
 
Weitere Meldungen:

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 

Keine Angst vor dem Finanzamt

Einkommenssteuerberatung des VHSt

Der erfahrene Steuerberater Jörg Hahn berät alle Mitglieder des Vereins Hamburgischer Staatsbeamten kompetent rund um das Thema Steuererklärung - kostenlos. Fu...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP