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Wilhelm Simonsohn trifft Bundeskanzler a. D. Helmut Schmidt

VHSt-Vereinsleben

Foto: Wilhelm Simonsohn
Foto: Wilhelm Simonsohn

Unser langjähriges Vereinsmitglied und Bundesverdienstkreuzträger Wilhelm Simonsohn aus der Stadtteilgruppe Altona, der in diesem Monat seinen 101. Geburtstag feiert, haben wir Ihnen bereits in der Januarausgabe der HBZ vorgestellt.

Seine Erinnerungen und Gedanken zum Kriegsende teilte Simonsohn in der Maiausgabe der HBZ mit uns. In dieser Ausgabe berichtet er nun über sein persönliches Treffen mit Helmut Schmidt im Februar 2012.

Helmut Schmidt und die NATO

Im Vorfeld des 50. Jahrestages der Hamburger Flutkatastrophe von 1962 traf ich Helmut Schmidt bei einer Tasse Kaffee in seinem ZEIT-Büro am Speersort. Der Kanzler a. D. hatte meine Autobiografie mit großem Interesse gelesen und bat mich auf ein Gespräch.

Ein knappes Jahr jünger als Schmidt teilte ich mit ihm wichtige Erfahrungen: Wir waren beide bei der Hamburger Marine-Hitlerjugend gewesen und hatten den Krieg bei der Luftwaffe mitgemacht. Ich hatte einen jüdischen Adoptivvater, Schmidt stammte von einem jüdischen Großvater ab, was außer ihm selbst kaum jemand wusste, wissen durfte.

Aus dem eineinhalbstündigen Gespräch mit Schmidt erinnere ich mich - abgesehen von der Erörterung unserer Altersgebrechen - vor allem an unseren Dialog über unterschiedliche Auffassungen in Bezug auf die Rolle der von der USA dominierten NATO. Für mich, so sagte ich ihm, sei das transatlantische Bündnis bestenfalls ein notwendiges Übel. Schmidt sagte: "Herr Simonsohn, ich lege den Akzent auf 'notwendig' und überlasse es Ihnen, Ihren Akzent auf 'Übel' zu legen."

Dieses Gespräch mit Herrn Schmidt scheint gegenwärtig insofern wieder eine aktuelle Bedeutung zu gewinnen, als Dr. Magnus Koch, der Kurator der Helmut-Schmidt-Stiftung, Kontakt zu mir aufgenommen hat bezüglich meiner Englischen Kachel.

Die Englische Kachel

Nur wenige Tage nach meinem Treffen mit Helmut Schmidt, am Jahrestag der großen Flutkatastrophe, sah ich mir eine Sendung im Fernsehen an. Schmidt zitierte im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe das berühmte Gelassenheitsgebet, das ihm in vielen schwierigen Situationen seines Lebens geholfen habe und deshalb einen wichtigen Platz einnehme.

» Gott gebe mir die Gelassenheit,
Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern,
die ich ändern kann,
und die Weisheit,
das eine vom anderen
zu unterscheiden. «

Dieses Gelassenheitsgebet in englischer Sprache hing seit 30 Jahren auf einer Kachel im Badezimmer meiner Wohnung. Die Kachel habe ich um 1980 herum bei einem Besuch bei englischen Freunden in Sommerset in einem Porzellanladen in Bridgewater gekauft.

Während Helmut Schmidt den Spruch aufsagte, blieb der damals 92-Jährige - erstaunlicherweise - in der Mitte des Zitats hängen. Er überspielte das Ganze in gekonnter Manier. Mich aber riss es aus meinem bequemen Sofa hoch. Ich eilte ins Badezimmer, beklebte die Kachel auf der Rückseite mit meinem Namen und fuhr am nächsten Morgen erneut Richtung Speersort.

Die Sekretärin von Herrn Schmidt empfing mich und nahm mit einem Lächeln die Englische Kachel als ein Geschenk an ihn entgegen. Ihr Lächeln hatte den Grund, dass nicht nur ich, sondern viele Menschen deutschlandweit den Hänger im Fernsehen mitbekommen hatten und Helmut Schmidt mit einer Vielzahl von EMails auf die Sprünge helfen wollten. Sogar aus England war eine E-Mail dabei, aber meine Kachel - so meinte Schmidts Sekretärin sinngemäß - sei einsame Spitze gewesen.

Wilhelm Simonsohn

Teil der Ausstellung im Helmut-Schmidt-Forum

Die Englische Kachel wird Teil der ständigen Ausstellung über Helmut und Loki Schmidts Leben im neuen Helmut- Schmidt-Forum der Helmut-Schmidt- Stiftung im Kattrepel 10. Die Ausstellung startet am 10. November 2020 und präsentiert die Kachel in einer Vitrine. Per Knopfdruck hören die Besucher eine von Herrn Simonsohn auf Deutsch eingelesene Tonbandaufzeichnung über die Geschichte hinter der Englischen Kachel. Eine von einer professionellen Sprecherin aufgezeichnete Version auf Englisch wird ebenfalls bereitgestellt.

Der Eintritt ist voraussichtlich täglich von 11 bis 17 Uhr möglich und kostenlos. Die Helmut-Schmidt-Ausstellung ist zwar nicht gänzlich barrierefrei, aber rollstuhlgerecht und stellt viele Angebote für Menschen mit eingeschränktem Sehoder Hörvermögen bereit.

Autor: VHSt
Fotos: (c) Wilhelm Simonsohn

HBZ · 09/2020
 
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