Die Peking und ihre Schwesterschiffe
Die letzten Flying P-Liner
Die historische Viermastbark 'Peking' hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen: die Überführung 2017 von New York nach Brunsbüttel, die anschließende dreijährige Restaurierung in der Peters-Werft in Wewelsfleth und schließlich die Rückkehr am 17. September dieses Jahres in ihren Heimathafen Hamburg.
Nun gehört sie der Stiftung Historische Museen Hamburg und liegt am Bremer Kai vor Anker, wo sie ab Frühjahr 2021 zugänglich sein wird, bis sie in einigen Jahren als Leitobjekt des zukünftigen Hafenmuseums im Grasbrook ihren festen Liegeplatz bekommt.
"Peking", "Pommern", "Passat" und "Padua"
Die Viermastbark "Peking" ist einer von den insgesamt 83 legendären Flying PLinern der alteingesessenen Hamburger Reederei F. Laeisz, die 1824 durch Ferdinand Laeisz gegründet wurde. Heute existieren davon nur noch vier Exemplare: "Peking" (Hamburg), "Passat" (Travemünde), "Pommern" (Marieham auf den finnischen Åland-Inseln) und "Padua", die 1946 als Reparationszahlung an die Sowjetunion ging und seither als Segelschulschiff "Kruzenshtern" unter russischer Flagge als einziger P-Liner noch heute im Einsatz ist.
Viermastbark "Peking"
Die "Peking" lief 1911 bei Blohm & Voss vom Stapel. 1932 wurde das Schiff infolge der Weltwirtschaftskrise an die Shaftesbury Homes and Arethuse Training Ship in London verkauft, zu einem stationären Schulschiff umgebaut und in "Arethusa" umbenannt. Im Jahr 1974 wurde die Viermastbark an die J. Aron Charitable Foundation in Jericho, New York versteigert. Im Folgejahr gelangte der Rumpf der "Peking" nach New York, wo sie originalgetreu wieder aufgeriggt wurde. Auch ihr alter Heimathafen Hamburg prangte nun wieder am Heck. Dort lag sie unter ihrem ursprünglichen Namen "Peking" am Pier des South Street Seaport Museums.
Das Kuratorium der Stiftung Hamburg Maritim regte eine Rückholung der mittlerweile völlig maroden "Peking" an und erklärte sich bereit, die Restaurierung zu übernehmen, nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages 2015 eine Zuwendung in Höhe von 120 Millionen Euro für den Aufbau des Deutschen Hafenmuseums in Hamburg bewilligte. Bis zu 26 Millionen Euro waren für die Rückholung und Restaurierung der "Peking" als Leitobjekt des Museums vorgesehen.
P wie Pudel
Die Namen von 66 der 86 Segelschiffe in der Geschichte der Laeisz-Reederei beginnen mit dem Buchstaben P nach dem Spitznamen von Carl Laeisz' Gattin Sophie, die wegen ihrer auffällig krausen Haare "Pudel" genannt wurde. Haupteinsatzgebiet der Flying P-Liner war der Transport von natürlichem Salpeter von Chile um das Kap Hoorn nach Europa bis ins erste Drittel des 20. Jahrhunderts. Salpeter war ein wertvoller Rohstoff für die Herstellung von Dünger und Sprengstoff. Erst mit dem Beginn der industriellen Produktion von Ammoniak wurden diese Transporte unnötig. Die Schiffe transportierten aber auch Getreide von Australien nach Europa. Während sich die "Peking", "Passat" und "Kruzenshtern" allgemein bekannt sind, liegt die "Pommern" abseits der Touristenströme in Mariehamn auf den Åland- Inseln zwischen Finnland und Schweden als Museumsschiff im Dornröschenschlaf.
Viermastbark "Pommern"
Die Viermastbark "Pommern" hat eine wechselvolle Vergangenheit. Sie wurde 1903 in Glasgow, Schottland, für die Hamburger Reederei B. Wencke & Söhne gebaut und nach einer Gepflogenheit der Reederei auf den Namen einer griechisch-mythologischen Gestalt getauft: "Mneme" (Göttin Mnemosyne). Im Jahr 1906 ging sie an die Rhederei-Actien- Gesellschaft von 1896, Hamburg und im selben Jahr an die Reederei F. Laeisz, Hamburg und erhielt als P-Liner den Namen "Pommern".
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges wurde sie in der Salpeterfahrt nach Südamerika eingesetzt und ging 1918 als Reparation an Griechenland, blieb dort aber ohne Verwendung. Im Jahr 1923 erwarb der finnische Großreeder Gustav Erikson die "Pommern" und brachte sie in den Hafen von Mariehamn auf die finnischen Åland-Inseln, wo sie in der Weizenfahrt zwischen Australien und Europa fuhr. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von 1939 bis 1941 in Mariehamn aufgelegt, im Sommer 1944 aus Sicherheitsgründen nach Stockholm verlegt und als Getreidespeicher eingesetzt. Nach Kriegsende kehrte sie mit einer Getreideladung nach Mariehamn zurück. Nach dem Tod des Reeders und erfolglosen Versuchen, die Viermastbark zu verkaufen, verschenkte die Familie Erikson die "Pommern" an die Stadt Mariehamn mit der Auflage, sie im Originalzustand zu erhalten. Dies wurde und wird sehr erst genommen, weswegen die "Pommern" als letzter echter Flying P-Liner der Welt auf und unter Deck im Originalzustand ist. Als Museumsschiff ist sie seit den 1950er-Jahren als Teil des Åland-Sjöfartsmuseum zu sehen.
Quellen: Wikipedia.org: de.wikipedia.org/wiki/Pommern_(Schiff,_1903), de.wikipedia.org/wiki/Kruzenshtern_(Schiff), de.wikipedia.org/wiki/Peking_ (Schiff), de.wikipedia.org/wiki/Passat_(Schiff,_1911), de.wikipedia.org/wiki/Flying_P-Liner; Stiftung Maritim Hamburg, Pressemitteilungen 2017 bis 2020
Fotos: Fotos: "Pommern": Mark A. Wilson, Department of Geology, The College of Wooster - via Wikimedia Commons; "Peking": Samira Aikas
Bildergalerie
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Autor: VHSt
HBZ · 10/2020
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