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Mediziner, Mikrobiologe und Hygieniker

Robert Koch

Robert Koch leitete das königlich preußische Institut für Infektionskrankheiten, das spätere RKI, bis 1904
Robert Koch leitete das königlich preußische Institut für Infektionskrankheiten, das spätere RKI, bis 1904

Als Heinrich Hermann Robert Koch im Dezember des Jahres 1843 in Clausthal-Zellerfeld das Licht der Welt erblickte, war nicht zu erahnen, welche grundlegenden medizinischen Beiträge er später zur Mikrobiologie und Infektionslehre leisten würde.

Robert Koch wuchs als eines von 13 Kindern sehr behütet auf. Sein Vater, der zunächst Steiger und später Aufseher des gesamten Bergbaus im Oberharz war, konnte sich für seine Kinder Privatunterricht leisten. Später ging der junge Robert auf das humanistische Gymnasium Clausthal, wo er 1862 sein Abitur machte. Privat galt sein Interesse der zu jener Zeit noch in den Kinderschuhen steckenden Fotografie und der Arbeit mit dem Mikroskop, in die er von seinem Großvater eingeführt wurde. Zum Studium führte der Weg nach Göttingen, wo Koch Medizin belegte und im Jahr 1866 mit Promotion abschloss.

Beginn eines rastlosen Lebensweges

Noch vor dem Staatsexamen entschied er sich, nach Berlin zu gehen, um für kurze Zeit beim bereits damals angesehenen Arzt, Pathologen und Anthropologen Rudolf Virchow zu studieren. Nach dem Examen führte der Weg Kochs zum ersten Mal nach Hamburg, wo er als Arzt am Allgemeinen Krankenhaus tätig war. 1868 zog es den scheinbar rastlosen Mediziner, inzwischen verheiratet mit seiner ersten Frau Emmy und Vater einer Tochter, in das niedersächsische Langenhagen. Neben der Arbeit in einer psychiatrischen Pflegeanstalt für Kinder betrieb er eine Privatpraxis.

Mit Tätigkeiten als Landarzt in der Nähe von Potsdam und in der Provinz Posen folgten weitere Stationen, bevor der Deutsch-Französische Krieg ausbrach. Koch meldete sich freiwillig zum Sanitätsdienst und widmete sich in jener Zeit besonders den Soldaten, die an Typhus oder der Ruhr litten. Vermutlich waren es diese Erfahrungen, die zusammen mit seinen neben der Arbeit immer weitergehenden bakteriologischen Forschungsarbeiten den fachlichen Wirkungskreis Kochs erweiterten. Für die angestrebte Anstellung als Amtsarzt musste Koch zunächst das preußische Physikatsexamen ablegen, das seinerzeit grundlegend war für Medizinalbeamte mit einer geschäftsführenden Tätigkeit und zum ärztlichen Sachverständigen befähigte. Als Leiter eines Kreisgesundheitsamtes mit einhergehender Praxis war Koch fortan erneut in der Provinz Posen beschäftigt.

Entdeckung des Tuberkuloseerregers

Als Anerkennung für seine intensiven Forschungen und seinen hervorragenden Ruf wurde Koch 1880 nach Berlin zur Anstellung am kaiserlichen Gesundheitsamt berufen, wo er fünf Jahre verbrachte. 1882 verkündete Koch am Berliner Institut für Physiologie die Entdeckung des Tuberkuloseerregers. Sein Vortrag "Ätiologie der Tuberkulose" machte ihn weltberühmt. Der mittlerweile durch Kaiser Wilhelm zum Geheimen Regierungsrat ernannte Koch verband seine Arbeit mit zahlreichen Auslandsexpeditionen, um u. a. in Indien und Ägypten Cholerainfektionen zu untersuchen. Außerdem übernahm er einen Lehrstuhl im neu geschaffenen Fachbereich Hygiene an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin.

Der sogenannte Tuberkulin-Skandal von 1890 zwang Koch zunächst in die Defensive. Ein von ihm entwickeltes Tuberkulosemedikament erwies sich in seiner Zusammensetzung als fragwürdig, dem Mediziner wurde Betrug unterstellt. Nachdem Koch zunächst vermehrt ins Ausland flüchtete, übernahm er im Jahr 1891 das eigens für ihn gegründete königlich preußische Institut für Infektionskrankheiten in Berlin, verlor aber das Recht, Patente auf klinische oder medizinische Forschungsergebnisse zu beantragen.

Koch und die Hamburger Choleraepidemie

Als 1892 im Hamburger Gängeviertel die letzte große Choleraepidemie in Deutschland ausbrach, wurde Koch als Experte hinzugezogen. Er war entsetzt über die dortigen Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft. Durch von Koch angeordnete Sofortmaßnahmen wie das Abkochen von Trinkwasser, das Desinfizieren von Wohnbereichen, die Abriegelung des Hafengebietes, Schulschließungen und die sofortige Beisetzung der Toten in Massengräbern konnte die Infektionswelle schließlich nach 8.600 Todesfällen eingedämmt werden.

1890 lernte Robert Koch die damals 17-jährige Hedwig Freiberg in einem Maleratelier kennen und ließ sich drei Jahre später von seiner Frau Emmy scheiden, um sie zu heiraten. Noch bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1904 leitete er das Institut und bekam 1905 für die Entdeckung der Tuberkulosebazillen den Nobelpreis für Medizin verliehen.

Während seines Ruhestands trat er im Auftrag des Auswärtigen Amtes noch eine letzte Auslandsreise an, die seine unrühmlichste wurde. In der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika therapierte eine Gruppe Wissenschaftler um Koch 1906 die dortige Bevölkerung mit Atoxyl wegen der dort grassierenden Schlafkrankheit. Der arsenhaltige Wirkstoff Atoxyl wurde damals bei Haut-, Blut- und Nervenkrankheiten eingesetzt. Da das Mittel die Erkrankten nicht von den Parasiten befreien konnte, verdoppelte Koch die Dosis - mit schrecklichen Folgen: Jeder Zehnte starb. An einer geringer dosierten Atoxyltherapie und anderen arsenhaltigen Präparaten wurde im Kampf gegen die Krankheit noch jahrelang festgehalten.

Das von Robert Koch geleitete Institut erhielt 1912, zwei Jahre nach seinem Tod, den Zusatz "Robert Koch". Gemeinsam mit Louis Pasteur gilt Robert Koch als Wegbereiter der Mikrobiologie.

Quellen: Robert Koch-Institut; deutsche-biographie. de: "Robert Koch" von Werner Friedrich Kümmel, Neue Deutsche Biographie 12 (1979); NDR.de "1892: Die Cholera wütet in Hamburg", 20.4.2020; de.wikipedia.org/wiki/Robert_Koch

Autor: VHSt
Fotos: Robert Koch lesend (c) Robert Koch-Institut

HBZ · 01/2021
 
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