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Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten

Das Robert Koch-Institut in Berlin

Im Hauptstandort am Nordufer befindet sich auch ein RKI-Museum, Foto: Robert Koch-Institut
Im Hauptstandort am Nordufer befindet sich auch ein RKI-Museum, Foto: Robert Koch-Institut

Spätestens seit Beginn der COVID-19-Pandemie kennt jeder Deutsche den Fachtierarzt für Mikrobiologie Prof. Dr. Lothar Wieler, der seit März 2015 Präsident des Robert Koch- Instituts, kurz RKI, ist.

Vor 2020 war das RKI immer präsent, wenn es im Herbst um die nahende Grippewelle oder Impfempfehlungen ging. Deutlich weniger bekannt sind die bewegte Geschichte des Robert Koch-Instituts und dessen Aufgabengebiete vor und während des Coronavirus-Ausbruchs.

Zum Wohl der öffentlichen Gesundheit

Historisch geht die Behörde auf das königliche preußische Institut für Infektionskrankheiten zurück, das im früheren Berliner Arbeiterbezirk Wedding in den Jahren 1897 bis 1900 erbaut und von Robert Koch persönlich bis zum Jahr 1904 geleitet wurde, wie Sie auf der vorherigen Seite in dieser HBZ bereits erfahren haben. In direkter Nachbarschaft zum ebenfalls in dieser Zeit errichteten Rudolf-Virchow-Klinikum sollten in wissenschaftlicher und medizinischer Kooperation die für das gesundheitliche Gemeinwohl gefährlichen Infektionserkrankungen ausgemerzt werden. Noch heute ist der altehrwürdige Bau der Hauptsitz des Instituts. Das RKI ist eines der ältesten noch bestehenden Institute weltweit. Es fungiert als selbstständige Bundesoberbehörde, die direkt dem Bundesministerium für Gesundheit untersteht.

Forschung, Analysen und Empfehlungen

Die Kernaufgabe des Instituts ist die Verhütung, Erkennung und Bekämpfung von Krankheiten mit Hauptaugenmerk auf Infektionskrankheiten. Dabei leistet die Einrichtung viel mehr: Die rund 1.200 Institutsbeschäftigten sind in mehr als 90 Berufsfeldern tätig. Sie koordinieren u. a. gemeinsam mit internationalen Partnern wie der World Health Organisation (WHO) Gesundheitsprojekte und den Aufbau von Laboren im Ausland, schätzen die Gefahrenlagen durch tödliche Krankheitserreger ein, führen Krankheitsregister wie das Landeskrebsregister und forschen an Alternativen zu Tierversuchen. Ihre Arbeit beschränkt sich nicht nur auf Forschung, sondern auch auf die Datenanalyse. Das RKI hilft bei der Entwicklung von Normen und neuen Hygienestandards sowie bei der Erstellung von Handlungsempfehlungen und Hygienekonzepten für Ärzte, Gesundheitsämter, Betriebe und Kommunen.

2014 und 2015 halfen rund 50 Mitarbeiter des RKI dabei, den Ebolafieber-Ausbruch in Westafrika zu bekämpfen, Foto: RKI
2014 und 2015 halfen rund 50 Mitarbeiter des RKI dabei, den Ebolafieber-Ausbruch in Westafrika zu bekämpfen, Foto: RKI

Zeitreise zum modernen Expertenzentrum

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begann auch für das Robert Koch-Institut die Phase des Wiederaufbaus. Im Jahr 1952 wurde es Teil des Bundesgesundheitsamtes der noch jungen Bundesrepublik. Das Gebäude wurde erweitert und modernisiert, wodurch sich besonders die Labore mit den höchsten weltweit geltenden Standards messen konnten. Durch die konsequente Zusammenarbeit mit global agierenden Experten und der WHO erarbeitete sich das Institut zügig auch auf internationaler Ebene einen guten Ruf. Im Jahr 1960 erwarb es die einzige in Deutschland von der WHO lizenzierte Produktionsbefähigung für den Impfstoff gegen die tropische Viruserkrankung Gelbfieber, der bis in das Jahr 2002 für die Allgemeinheit bereitgestellt wurde. Durch weitere Umbaumaßnahmen und Modernisierungen Ende der 1970er-Jahre wurde das Institut zu einer der wettbewerbsfähigsten Laboreinrichtungen in Europa.

Als Anfang der 1980er-Jahre die HIV-Infektionen, auch bekannt als AIDS-Epidemie, deutlich zunahmen, erarbeite das RKI ein umfassendes Fallregister für die Bundesrepublik, das Schwerpunktanalysen und notwendige Maßnahmen gegen die Viruserkrankung erleichterte. Durch die Zusammenlegung mehrerer Sachbereiche infolge der deutschen Wiedervereinigung wuchs auch das Aufgabenfeld des Instituts, beispielsweise im Bereich der nicht übertragbaren Erkrankungen. Im Jahr 1988 erstellte das RKI die erste grundlegende und umfassende Studie über den Gesundheitszustand sowie das Gesundheitsverhalten erwachsener Menschen in der Bundesrepublik. Sie galt als Vorbild für viele weitere Fachanalysen, die Verantwortlichen im medizinischen Arbeitsbereich als wichtige Hilfestellung dienen. Das kurz nach der Jahrtausendwende in Kraft getretene neue Infektionsschutzgesetz stärkte das Arbeitsgebiet des RKI und ermöglichte detaillierte Datenerfassungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Neues RKI-Laborgebäude am Standort Seestraße mit Hochsicherheitslabor, Foto: Robert Koch-Institut
Neues RKI-Laborgebäude am Standort Seestraße mit Hochsicherheitslabor, Foto: Robert Koch-Institut

Aktiv gegen virale Gefahren

Gerüstet für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts, wurde das RKI die zentrale Stelle für alle Gefahrenlagen durch Infektionen oder die Bewältigung von Szenarien, die durch bioterroristische Anschlagsgefahren drohen. Die stetige Berichterstattung und das Gesundheitsmonitoring der in Deutschland lebenden Bevölkerung wurden ab dem Jahr 2006 zur dauerhaften Aufgabe des RKI. Hierzu beschloss auch der Bundestag einen weiteren Strukturausbau für das RKI mit einer deutlichen Personalaufstockung und einer Ausweitung zum Public-Health-Institut. Als im Jahr 2014 in Westafrika die bislang schwerste Ansteckungswelle des Ebolavirus um sich griff, halfen über 50 Institutsangehörige dabei, den Ausbruch der zumeist tödlichen Krankheit einzudämmen. In den darauffolgenden Jahren passte sich das RKI immer weiter den zukunftsorientierten digitalen Notwendigkeiten an. Heute gilt es auch auf internationaler Bühne als gut vernetzte Einheit mit großem Verantwortungsspektrum.

Durch den Aufbau eines Frühwarnsystems zur Prävention, Erkennung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten schafft das RKI besonders auf dem Gebiet der weitreichenden Information wichtige Grundlagen. In der aktuellen weltweiten Coronavirus-Pandemie zeigte das Institut umgehend seine Führungsrolle als Berater der Politik und sammelt täglich wichtige Daten zur Einordnung der Gesamtsituation. Bedingt durch die föderale Struktur und die unterschiedlichen Meldezeitpunkte der einzelnen Gesundheitsämter in der Bundesrepublik liegen diese Analysen naturgemäß nicht immer zu einhundert Prozent zeitgleich vor, sind aber dennoch effektiv.

Erst verzögert, dann durchgreifend

Mitte März stufte das RKI das Coronavirus als hohes Risiko ein und erste Lockdowns folgten. Diese etwas verzögerte Reaktion verhinderte zwar eine Panik in der Bevölkerung, steht aber vielerorts immer noch in der Kritik. Heute präsentiert das RKI täglich aktuelle Risikoeinschätzungen, die durch die eigene Institutsarbeit sowie in Zusammenarbeit mit der WHO, anderen Forschungseinrichtungen und zahlreichen international tätigen Fachleuten erarbeitet werden. Neben vielen anderen Faktoren, zeitgleichen Forschungen und Lösungsansätzen ein entscheidender Punkt beim Überwinden der aktuellen Pandemie und Lehrstoff für zukünftige virale Bedrohungen.

Quellen: Robert Koch-Institut, World Health Organisation (WHO), Redaktionsnetzwerk Deutschland, Bundesministerium für Gesundheit (BMG)

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Autor: VHSt
Fotos: Robert Koch-Institut

HBZ · 01/2021
 
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