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Max Brauer und der Elbhöhenweg

Max Brauer, 1927 als Erster Bürgermeister Altonas
Max Brauer, 1927 als Erster Bürgermeister Altonas
Wer einen wunderschönen Wanderweg entlang der Elbe sucht, wird sich zweifelsohne auf dem Elbhöhenweg wiederfinden.

Mit an Hänge geschmiegten Wegen, Steintreppen mit eisernen Geländern, dem Römischen Garten und dem Landhaus Michaelsen, das wir Ihnen auf der nächsten Seite genauer vorstellen, zeigt sich die Hansestadt hier von einer ihrer schönsten Seiten. Nur die wenigsten wissen, dass wir unseren Elbhöhenweg und viele andere grüne Lungen in Hamburg Max Brauer verdanken.

Der Junge aus Altona-Ottensen

Max Julius Friedrich Brauer bezeichnete Altona, wo er am 3. September des Jahres 1887 das Licht der Welt erblickte, stolz als seine Vaterstadt. Insgesamt dreizehn Kinder zählte die Arbeiterfamilie, die in äußerst ärmlichen Verhältnissen in einer Werkswohnung der Gätcke-Glasfabrik lebte, wo der Vater als Glasbläser arbeitete. Die Industrialisierung und das starke urbane Wachstum kennzeichneten auch den Stadtteil Ottensen, der kurz nach Brauers Geburt in Altona eingemeindet wurde. Der junge Max Brauer war wissbegierig und öffnete sich schon sehr früh für viele soziale Thesen. Kurz nach dem Lehrabschluss als Glasbläser auf Wunsch des Vaters in Magdeburg, wo die Familie inzwischen aus beruflichen Gründen lebte, organisierte der junge Max einen Arbeitskampf und fand in der Folge auch über die Landesgrenzen Sachsen-Anhalts hinweg keine Anstellung mehr.

Fortan verdingte sich Brauer als einfacher Fabrikarbeiter, widmete sich aber immer mehr dem Aufbau von gewerkschaftlichen Strukturen und gründete schließlich in Vorpommern-Rügen eine Ortsgruppe der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Zu diesem Zeitpunkt war er noch keine 18 Jahre alt. Die gewerkschaftliche Arbeit und eine Anstellung beim Bau- und Sparverein brachten ihn im Jahr 1909 schließlich zurück an die Elbe. Seinen politischen Ambitionen blieb er treu. Er erntete jede Menge Respekt von Parteikollegen und vertrat noch vor dem Ersten Weltkrieg die für die damalige Zeit revolutionäre Auffassung, dass die Bildungsarbeit mit jungen Menschen wesentlich wichtiger sei als politische Kampagnen.

Demokratisches Herz Weimars

Nach dem Krieg und der Novemberrevolution wurde Brauer zunächst Zweiter, dann im Jahr 1924 Erster Bürgermeister von Altona. Er verteidigte die städtischen Belange gegen den Putschversuch der Nationalisten und erwies sich in den Zeiten der wirtschaftlichen Inflation als sicherer Krisenmanager. Das demokratische Herz der Weimarer Republik, das in Brauer schlug, inspirierte ihn zu einer neuen, nachhaltigen Stadtplanung: Zusammen mit vielen bekannten Architekten und Organisatoren realisierte er diverse Wohnungsbauprojekte, Bildungs- und Sozialeinrichtungen sowie einen naturnahen grünen Gürtel, der die Elbvororte in das neue Groß-Altona und spätere Groß-Hamburg geleiten sollte. Hirschpark, Jenischpark oder der Volkspark mit dem damaligen Altonaer Stadion (heute Volksparkstadion) sind nur einige Beispiele der von Brauer initiierten Maßnahmen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und einer Odyssee im Exil mit Stationen in Paris, China und den USA kehrte Brauer nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1946 nach Hamburg zurück und wurde Erster Bürgermeister der Hansestadt. Mit einer kurzen Unterbrechung von 1953 bis 1957 übte er das Amt bis zum Jahr 1960 aus. Anfang Februar 1973 starb er als einer der bedeutendsten Politiker Hamburgs.

Ein Aussichtspunkt zur Erholung

Auch der Elbhöhen-Wanderweg geht auf eine Initiative Max Brauers und des damaligen Bausenators Gustav Oelsner im Rahmen des Projektes "Grüngürtel" während der 1920er-Jahre zurück. Zwischen Blankenese und dem Naturschutzgebiet Wittenbergen schlängelt sich die Route in Serpentinen am Elbhang und beschert den Wanderern traumhafte Ausblicke auf den wundervollen Fluss mit seinen kleinen Inseln.

Die vermutlich beliebteste Wegstrecke des recht anspruchsvollen Höhenweges beginnt im faszinierenden Römischen Garten, der in Blankenese wie ein Miniaturitalien die Ausflügler überrascht. Im unteren Gartenbereich befindet sich auch ein kleines Amphitheater, das vor allem in der Sommersaison als Bühne dient. Der Wanderweg führt zunächst hinauf zum Aussichtspunkt Falkenstein und dann weiter zum Tafelberg, einer kleinen Plattform mit Rastmöglichkeit, die kurz vor dem Puppenmuseum etwas Zeit zum Luftholen bietet. Über eine steile Treppe gelangen die Besucher weiter hinauf zum Landhaus Michaelsen. Hier beeindruckt das vielleicht herrlichste Elbpanorama und gibt den Blick frei vom Leuchtturm Blankenese bis zum Hamburger Hafen. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt die herrliche Grünanlage des Sven-Simon-Parks. Hinter dem Landhaus führt der Weg wieder hinab und die Ausflugsgäste erreichen das Falkensteiner Ufer mit seinem ausgedehnten Elbstrand.

Max Brauer war nach dem Zweiten Weltkrieg ein Garant für den Aufstieg der Hansestadt und die Bewältigung der katastrophalen Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft. Nicht nur am Elbhöhenweg, sondern auch durch viele von ihm eingeleitete Maßnahmen wirkt sein Erbe bis heute nach.

Quellen: Tourismusinfo Hamburg, Verein Hamburgische Geschichte, Hamburg.de

Foto: Max Brauer, Wikimedia.org, Monographien deutscher Städte, Band XXVII Altona, 1928 Berlin, Minya Diez-Dührkoop

Autor: VHSt

HBZ · 01/2021
 
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