VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Ansicht des Chilehauses (c) stahlpress

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Konsulatsstadt Hamburg Teil 1: die USA

Brücke zwischen dem alten Kontinent und der Neuen Welt

Der prachtvolle Bau des US-Generalkonsulats am Alsterufer
Der prachtvolle Bau des US-Generalkonsulats am Alsterufer

Das amerikanische Generalkonsulat ist das bekannteste der fast 100 Konsulate in Hamburg.

Die klassizistische Villa am Alsterufer erinnert mit ihrem markanten Säulenvorbau an das Weiße Haus in Washington D. C. Der US-Generalkonsul in Hamburg vertritt den US-Botschafter bzw. derzeit die US-Geschäftsträgerin, da der Posten des US-Botschafters in Deutschland seit einem Jahr unbesetzt ist, in Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Wir haben einen Blick auf Geschichte und Gegenwart geworfen und den amtierenden Generalkonsul Darion Akins interviewt.

Amtsantritt unter schwierigsten Bedingungen

Der Texaner Darion Akins trat im Juli 2019 seinen Dienst als Generalkonsul in Hamburg an. Akins ist Berufsdiplomat, der an der Texas A&M University Politikwissenschaften und Wirtschaft studierte und seinen Master in Nationaler Sicherheitsstrategie am National War College in Washington D. C. machte. Vor seiner Tätigkeit im auswärtigen Dienst war Akins im Peace Corps und arbeitete an Projekten für Mikrokredite und Einkommensförderung in Sambia. Er spricht neben Englisch auch fließend Deutsch, Japanisch und Chichewa (Sprache der Nyanja in Sambia). Bevor er nach Hamburg kam, war er bereits als Konsul in Sydney tätig und vertrat dort den Generalkonsul. Hamburg ist seine erste amtliche Position als Generalkonsul.

Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika: Darion Akins

Sein Amtsantritt in Hamburg war alles andere als einfach. Zu den abgekühlten Beziehungen zwischen Deutschland und der gesamten EU mit den USA folgten im ersten Amtsjahr die Coronavirus-Pandemie und am 2. Juni 2020 die Amtsniederlegung des US-Botschafters Richard Grenell. Viele große Hindernisse, die den normalen Tagesablauf im Generalkonsulat auf den Kopf stellten. "Die größte Veränderung war der Wechsel von persönlichen zu virtuellen Treffen und der vermehrten Arbeit aus dem Homeoffice, um alle zu schützen", sagt Akins.

Zu den Aufgaben als US-Generalkonsul gehört die Entwicklung von Strategien, um die Beziehungen zwischen den USA und den fünf norddeutschen Ländern aufzubauen, zu pflegen und zu stärken, die den gemeinsamen Interessen zugutekommen. Im Einzelnen bedeutet das für Akins u. a. wissenschaftliche Kooperationen, die den Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigen, um die Bekämpfung des Klimawandels zu fördern, sich mit Regierungsvertretern und Politikern, Pädagogen, Schülern und Studenten, Geschäftsleuten, Wissenschaftlern, Künstlern und religiösen Führern zu treffen und Reden vor verschiedenen Organisationen zu halten. Auch die Teilnahme an Würdigungen von für Norddeutschland und die Vereinigten Staaten historischen Ereignissen, wie den Fall der Mauer, das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung von Konzentrationslagern gehört dazu. Zu den lokalen Traditionsveranstaltungen, an denen er teilnimmt, gehören in Hamburg das Matthiaemahl, das Filmfest und das Reeperbahnfestival. Auf die Frage, was ihm in Hamburg besonders gefällt, meint Akins: "Meine zwei liebsten Orte sind die Alster und die Elbphilharmonie. Mein 17-jähriger Sohn spielt seit 12 Jahren Geige und als wir zusammen die Elphi besuchten, war das etwas ganz Besonderes für die ganze Familie."

231 Jahre bilaterale Beziehungen

Als eine der ersten Konsulatsvertretungen auf deutschem Boden reicht die Historie des US-amerikanischen Areals in Hamburg bis in den Juni des Jahres 1790 zurück. Das neue Jahrhundert und der Beginn der darauf folgenden industriellen Revolution vertieften nicht nur die Handelsbeziehungen der Hansestadt zu den Häfen in der Neuen Welt, sondern befeuerten auch eine riesige Auswanderungswelle. Hamburg war für viele Deutsche der Startpunkt für ein neues Leben auf dem nordamerikanischen Kontinent. Spätestens mit dem Ausbau der großen Schifffahrtslinien wie der Deutsch-Amerika-Linie von Hapag erfüllte sich für unzählige Menschen der Traum nach einem Neustart in den USA.

Die Auswanderer, deren Einfluss bis heute in den USA spürbar ist und viele Gesellschaftsbereiche prägt, brachten handwerkliches Geschick, Kunst und Kultur in die Neue Welt. Auf dem Höhepunkt dieser zeitgeschichtlichen Entwicklung besaß fast jeder dritte US-Bürger deutsche Wurzeln. Heute kann etwa jeder sechste US-Amerikaner auf deutsche Vorfahren zurückblicken, das entspricht rund 45 Millionen. Vielerorts gründeten sich Gemeinden nach deutschem Vorbild, sodass man Städtenamen wie Berlin, Frankfurt, Hannover (oder Hanover) und Hamburg gleich 20-, 30- bzw. 40-mal in den USA findet. Die in Teilen fast vergessenen Episoden einer langen gemeinsamen Geschichte werden in den USA einmal jährlich am German-American Day in Erinnerung gerufen und in den vielzähligen deutsch-amerikanischen Vereinen wie dem German-American Women's Club Hamburg oder dem American Club of Hamburg groß gefeiert.

Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika: Darion Akins
Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika: Darion Akins

Das "kleine Weiße Haus"

Die weiße Villa des US-Generalkonsulats am Alsterufer, die das "kleine Weiße Haus" genannt wird, bestand in ihren Ursprüngen eigentlich aus zwei unterschiedlichen Bauten. Die beiden Villen waren schöne Beispiele für die hanseatische Architektur der Oberschicht im 19. Jahrhundert und wurden von dem prominenten Hamburger Architekten Martin Haller (1835-1925) entworfen, der auch das Hamburger Rathaus errichtete. Das größere Haus wurde 1882 für den Kaufmann Gustav Michaelsen gebaut, der es 1891 an Wilhelm Anton Riedemann, einen der Gründer der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft (später Esso), verkaufte. Das Nachbarhaus wurde 1893 für den Geschäftsmann Julius Rée gebaut. Nach dem Krieg wurde die Villa von den britischen Besatzungstruppen konfisziert und 1950 von den Erben der Eigentümer an die US-Regierung verkauft, die u. a. den klassischen Säulenvorbau errichten ließ, um an das Weiße Haus zu erinnern.

Im August 1951 nahm das Generalkonsulat an diesem Standort seinen Betrieb auf. Über Jahrzehnte gewährleisteten die Amerikaner in Eigenverantwortung die Sicherheit der Konsulatsvertretung. Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 verstärkte sich die Gefährdungslage und die Polizei Hamburg übernahm zusätzliche Objektschutzaufgaben, sodass das Konsulat heute zu den wohl am besten bewachten Orten Hamburgs zählt. Für die Zukunft ist zwar ein Umzug des Generalkonsulats geplant, aber hierzu gibt es noch keine weiteren Informationen.

Der American Way of Life in Hamburg

Das Nachwirken des American Ways of Life ist in der Hansestadt unverkennbar. Besonders der Sport hatte hierbei einen wesentlichen Anteil. Erst nur belächelte Trenderscheinung, sind heute viele Sportarten fest etabliert. Die Hamburger Stealers sind fester Bestandteil der Baseballbundesliga und auch die Erfolge der Softball-Frauenmannschaft Hamburg Knights sind beachtlich. Basketball wurde nicht zuletzt durch die Hamburg Towers prägend für eine ganze Generation. In der Wagnerstraße befindet sich die Bowling-World, die einer original amerikanischen Location in nichts nachsteht, und auch beim American Football der Hamburger Blue Devils und ihren Cheerleadern, den Blue Angels, wuchs der Zulauf in den letzten Jahren stetig an.

Die amerikanische Gemeinde in Hamburg umfasst aktuell rund 4.000 Menschen. Das sind laut Statistischem Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein fast 46 Prozent mehr als noch 2009.

Viele amerikanische kulturelle Belange, Sitten und Bräuche sind heute in Hamburg verinnerlicht und nicht mehr wegzudenken. Während der Independence Day und Thanksgiving eher nur bei amerikanischen Hamburgern und deutsch-amerikanischen Vereinen und Organisationen gefeiert werden, haben sich Halloween und der Valentinstag schon lange durchgesetzt. Auch die Fast-Food-Esskultur oder der Besuch in American Diners gehören fest ins Hamburger Leben. Im Grindelhof beispielsweise lassen sich im Doris Diner die klassischen Pancakes mit Ahornsirup genießen, dazu schmackhafte Burger und traumhafte Milchshakes. Ein typisches Barbeque-Feeling erleben die Gäste im Fat Lenny's in der Bahrenfelder Straße. Hamburg ist Musicalstadt. Der norddeutsche Broadway, damals entflammt durch "Cats", ist bis heute ungebrochener Besuchermagnet. Für Kultur und Kunst steht das Amerikazentrum Hamburg (früher Amerikahaus) am Sandtorkai. Der eingetragene Verein organisiert Veranstaltungen, ist eine wichtige Beratungsstelle und informiert über wesentliche Belange wie beispielsweise Studienstipendien in den USA oder Kursangebote.

Quellen: 60 Jahre US-Generalkonsulat Hamburg, USGeneralkonsulat Hamburg 2. Auflage, August 2011; Kleine Geschichte des US-Generalkonsulats Hamburg, Copyright 2019 US-Generalkonsulat Hamburg; Pressearchiv Hansestadt Hamburg - Hamburg.de; US-Generalkonsulat Hamburg - Public Affairs; US-Generalkonsul Darion Akins; Wikipedia: de.wikipedia.org/wiki/Amerikanisches_Generalkonsulat_in_Hamburg; Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein

Bildergalerie
Zum Vergrößern Bild anklicken.
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern

Autor: VHSt
Fotos: Generalkonsulat der Vereinigten Staaten von Amerika

HBZ · 06/2021
 
Weitere Meldungen:

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 

Keine Angst vor dem Finanzamt

Einkommenssteuerberatung des VHSt

Der erfahrene Steuerberater Jörg Hahn berät alle Mitglieder des Vereins Hamburgischer Staatsbeamten kompetent rund um das Thema Steuererklärung - kostenlos. Fu...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP