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Konsulatsstadt Hamburg Teil 2: Frankreich

Savoire-vivre an der Alster

Der Generalkonsul der Französischen Republik: Tristan Fabiani-Pradeilles
Der Generalkonsul der Französischen Republik: Tristan Fabiani-Pradeilles

Seit Jahrhunderten pflegt die Hansestadt wichtige Handels-, Wirtschafts- und Kulturbeziehungen mit Frankreich.

Ein erster Gesandter der Grande Nation reiste bereits im Jahr 1579 nach Hamburg. Der erste Konsul residierte ab dem Jahr 1655 an der Alster und im Verlauf der historischen Entwicklungen wurde Frankreich zum wichtigsten Wirtschaftspartner der Elbmetropole. Heute leben ungefähr 10.000 Französinnen und Franzosen hier. Wir haben uns mit der Geschichte und Gegenwart beschäftigt und den amtierenden Generalkonsul Tristan Fabiani-Pradeilles interviewt.

Amtsantritt inmitten der Pandemie

Der 1977 in Grenoble geborene Tristan Fabiani-Pradeilles trat sein Amt als Generalkonsul in Hamburg im September 2020 an. Politischer Austausch mit den Vertretern der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, um die französische Botschaft in Berlin und das Ministerium für europäische und auswärtige Angelegenheiten in Paris über die Lage vor Ort zu informieren, sind dabei in Krisenzeiten und als Vorbereitung auf die französische EU-Ratspräsidentschaft, die im Januar 2022 beginnt, besonders wichtig. "Die Bewältigung der Gesundheitsund Wirtschaftskrise und die Einigung auf den europäischen Wiederaufbauplan stehen bei meiner Arbeit im Fokus. Mein Auftrag ist es, die deutsch-französische Kooperation auf lokaler Ebene zu verwirklichen und die französischen Sichtweisen über europäischen und internationalen Themen vorzustellen und zu erklären", erläutert Generalkonsul Fabiani-Pradeilles.

Zu den weiteren Aufgaben als französischer Generalkonsul gehört u. a. die Unterstützung der gegenseitigen Investitionen beider Länder und der innovativen Partnerschaften zwischen Hamburger und französischen Unternehmen. "Auch Themen wie Klima, erneuerbare Energien, Digitalisierung und Mobilität, mit denen sich Hamburg intensiv beschäftigt, sind für uns Franzosen von besonderem Interesse. Es sind Bereiche, in denen wir, wie die Deutschen, im Rahmen unseres Wiederaufbauplans viel investieren, um die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft nach der Krise vorzubereiten", sagt Fabiani- Pradeilles. Als Außenstelle der französischen Botschaft hält das Hamburger Generalkonsulat zudem umfangreiche Dienstleistungsangebote für französische Staatsbürger in Hamburg und Schleswig-Holstein bereit.

Das historisch bedeutende Haus in der Heimhuder Straße 55 ist Heimat des Generalkonsulats
Das historisch bedeutende Haus in der Heimhuder Straße 55 ist Heimat des Generalkonsulats

Literatur und Politik Hand in Hand

Bevor Fabiani-Pradeilles sein Diplom in Politikwissenschaften machte und eine politische Laufbahn als Berufsdiplomat einschlug, erwarb er im externen Auswahlverfahren des öffentlichen Diensts die Zulassung, als Dozent an der Universität Literatur zu lehren. "Die Verbindung von Literatur und Diplomatie hat in Frankreich eine lange Tradition und Bedeutung", so Fabiani- Pradeilles. Neben seiner Muttersprache spricht er fließend Deutsch, Englisch, Italienisch und etwas Hebräisch. Hamburg ist seine erste Station als Generalkonsul. Vor seinem Amt in Hamburg war Fabiani-Pradeilles politischer Berater in der französischen Botschaft in London, wo er sich intensiv mit der auswärtigen politischen Strategie des Vereinigten Königreiches im Zusammenhang mit dem Brexit sowie insbesondere in Afrika und dem Nahen Osten beschäftigte. Im deutschsprachigen Raum war er bereits 2005 als Beauftragter für das französische Schulwesen in Deutschland bei der Botschaft in Berlin, lehrte im Anschluss zwei Jahre Literatur in Düsseldorf und war Kulturattaché in Wien.

Im Jahr 2004 zog das französische Generalkonsulat in das Haus der Stiftung Fondation 55, die in einem Gebäude aus dem 19. Jahrhundert in der Heimhuder Straße des Stadtteils Rotherbaum beheimatet ist. "Der Ort ist das ehemalige Haus von Carl Melchior, einer wichtigen Figur der Finanzwelt und Politik, der heute als bedeutender Wegbereiter der deutsch-französischen Versöhnung zwischen den beiden Weltkriegen gilt", erläutert Tristan Fabiani- Pradeilles. An gleicher Stelle befindet sich auch der Sitz des seit 70 Jahren bestehenden französischen Instituts. In enger partnerschaftlicher Zusammenarbeit auf städtischer Ebene ist das Institut vor allem ein multidisziplinäres Kulturzentrum, dessen Direktor der Generalkonsul ist. Es ist treibende Kraft, wenn es darum geht, die deutsch-französischen Kulturbeziehungen zu vertiefen. Hierbei setzt die französische Administration auf ein äußerst fachkundiges Team aus verschiedenen Arbeitsbereichen. So werden Themen wie die französische Literatur, Kunst, Film und Musik, aber auch viele aktuelle Geschehnisse einem interessierten Publikum erörtert. Auch Veranstaltungen wie die jedes Jahr am 21. Juni stattfindende Fête de la musique sind Highlights des Institutslebens. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der französischen Sprache. Als verbindendes und verständigendes Glied bietet das Institut viele Sprachkurse an, die eine Bandbreite vom Anfänger bis in den Hochschulbereich aufweisen.

Es steckt viel Frankreich in der
Hansestadt

Die frankophone Kultur ist in Hamburg weiter verbreitet als vielleicht gedacht und hat tiefere Wurzeln als lediglich die napoleonische Besatzungszeit zwischen den Jahren 1806 bis 1814. Schon im 13. Jahrhundert traten junge Bordeauxweine auf Hansekoggen ihre Fahrt nach Hamburg an. Hanseatische Kaufleute orderten die kostbare Fracht von der Atlantikküste, die über Häfen wie La Rochelle und Nantes in großen Eichenfässern, den sogenannten Oxhoften, in die Elbmetropole gelangte. Längere Frachtfahrten für den schmackhaften südfranzösischen Wein wurden von Marseille, der späteren Partnerstadt Hamburgs, durchgeführt. Die edlen Tropfen erholten sich in den großflächigen Gewölbekellern der hanseatischen Weinhandelshäuser von der Überfahrt und wurden bis zur endgültigen Flaschenreife gehegt. In den Herrschaftsjahren des Königs Ludwig XIV. mussten viele Hugenotten die französische Heimat verlassen und etliche von ihnen gelangten nach Hamburg. Einer war beispielsweise Charles Sarry, der die lange Tradition der Hamburger Freimaurerei mit der ersten Loge begründete.

Andere Hugenotten waren maßgeblich an der städtischen Entwicklung der Hansestadt beteiligt. Das Herz Hamburgs rund um die kleine Alster beruht auf einer planerischen Gestaltung von Alexis de Chateauneuf und das Thalia- Theater wurde im Jahr 1843 von Chérie Maurice gegründet. Ein anderer emigrierter Franzose brachte jede Menge Lebenslust und einen Hauch Glamour in die Hamburger Innenstadt. Im Jahr 1799 eröffnete der Adlige Augustin Lancelot de Quatre Barbes mit dem Alsterpavillon eines der beliebtesten Ausflugslokale. Den Wirren der Französischen Revolution entging Oberst César Rainville, der kurze Zeit später in exponierter Elbhanglage im Stadtteil Hamburg-Ottensen ein vornehmes Gartenrestaurant mit Tanzsaal, die später so bezeichnete Rainville- Terrasse, eröffnete.

Im Dienste der deutschfranzösischen Freundschaft

"Mit der Historie im Hintergrund ist es heute mein Auftrag, die Hamburger mit den aktuellen Fragestellungen meines Landes vertraut zu machen. Gegenseitiges Verständnis und der Austausch zwischen den Zivilgesellschaften der beiden Länder sind Grundbegriffe des bedeutsamen bilateralen Vertrags, der 1963 zwischen De Gaulle und Adenauer unterzeichnet wurde und der vor zwei Jahren durch den Aachener Vertrag ergänzt wurde. Dabei spielen die französischen Vereine in Hamburg und die Partnerschaften mit französischen Städten und Regionen eine wichtige Rolle. 2017 war Nantes der Ehrengast des Hafengeburtstags, 2018 hatten wir das 60. Jubiläum der Partnerschaft mit Marseille gefeiert, 2019 war die südfranzösische Region Okzitanien Länderpartner des Hafengeburtstags. Im selben Jahr machte der Erste Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher einen offiziellen Besuch in Paris, wo er die Bürgermeisterin Anne Hidalgo traf und unter anderem die Pariser Air Show und die Pariser Philharmonie besichtigte", berichtet Generalkonsul Fabiani- Pradeilles.

Französisches Flair an der Elbe

Die Deutsch-Französische Gesellschaft Cluny e. V. Hamburg widmet sich seit den Nachkriegsjahren dem länderübergreifenden Kulturaustausch, veranstaltet Vorträge, Diskussionsforen, fördert die deutsch-französische Annäherung über historische Ansätze und organisiert gegenseitige Reisen. Eine andere Ausrichtung hat der Verein Hambourg Accueil, der neu nach Hamburg gezogene französische Familien unterstützt. Für wirtschaftliche und politische Belange steht der Verein CAFA (Club d'Affaires Franco-Allemande de Hambourg). Der Arabesques e. V. fördert die Zusammenarbeit im künstlerischen Bereich und ist mit dem einmal im Jahr stattfindenden Festival Arabesques und seinem gleichnamigen Ensemble mittlerweile ein fester Bestandteil des hansestädtischen Kulturprogramms.

Orte, an denen man sich wie in Frankreich fühlen kann, sind beispielsweise das Café Paris in der Rathausstraße gegenüber unserem Vereinsbüro (HBZ 12/2020 berichtete) und das Ti Breizh - Haus der Bretagne mit der angeschlossenen Boutique de la Mer und der beliebten Crêperie in der historischen Deichstraße am Kanal. Bei original französischen Spezialitäten und edlem Wein oder frischem Cidre können Besucher den französischen Charme auf sich wirken lassen.

Fotos: Consulat Général de France à Hambourg, Institut français de Hambourg

Quellen: Generalkonsulat der Französischen Republik, Institut français Hambourg, Hamburg.de, CAFA, Cluny, Hambourg Accueil, Monhambourg.de, Ambafrance.org


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Autor: VHSt

HBZ · 07/2021
 
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