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Naturwissenschaftliches Universalgenie und 'Reichskanzler' der Physik

Hermann von Helmholtz

Hermann von Helmholtz, gemalt in Öl auf Holz von Ludwig Knaus, 1881
Hermann von Helmholtz, gemalt in Öl auf Holz von Ludwig Knaus, 1881
Hermann Helmholtz war einer der einflussreichsten Naturwissenschaftler seiner Zeit.

Seine Forschungsergebnisse trugen wesentlich zur Entstehung einer modernen wissenschaftlichen Struktur bei. Dem respektvoll als "Reichskanzler der Physik" bezeichneten Gelehrten verdanken wir wichtige Beiträge zur Akustik und Optik sowie Thermo- und Elektrodynamik.

Prägendes Studium unter den Größen der Zeit

Hermann Helmholtz wurde am 31. August 1821 in einem gutbürgerlichen Elternhaus in Potsdam geboren. Bereits mit 17 Jahren zeigte sich seine große naturwissenschaftliche Begabung. Da Forschung zu jener Zeit nicht als alleiniger Broterwerb ausreichte, studierte Helmholtz 1838 zunächst Medizin am Friedrich-Wilhelm-Institut in Berlin. Dort kam er unter die Ausbildungsobhut des wohl bedeutendsten Physiologen des 19. Jahrhunderts: Johannes Müller. Auch der an der Universität wirkende "fortschrittliche Kreis" in Form des Mediziners Emil du Bois-Reymond und des Forschers Ernst Wilhelm von Brücke, welche die Wandlung der Physiologie zu einer exakten Naturwissenschaft vorantrieben, prägte den jungen Mann. Unter der experimentellen Arbeitsweise des Physikers Heinrich Gustav Magnus entwickelte sich Helmholtz' eigenes physikalisches und mathematisches Denken.

Im Jahr 1842 bewies Helmholtz in seiner physiologisch-anatomischen Promotionsarbeit über den Ausgang von Nervenfasern in Ganglienzellen, dass er überdurchschnittliches Fachwissen besaß. Helmholz arbeitete als Mediziner an der Berliner Charité, bevor er sich, gemäß den Vereinbarungen aus seinem Studium, in den mehrjährigen Militärdienst stellte und im Jahr 1846 im königlich preußischen Regiment als Arzt diente.

Akademische Karriere, Wirken und Leben

Der weltweit bekannte Forschungsreisende Alexander von Humboldt fungierte als Fürsprecher, damit Hermann Helmholtz den aktiven Militärdienst vorzeitig beenden konnte. Zuvor hatte Helmholtz einige Schriften über Fäulnisund Gärungsprozesse, physiologische Wärmeerscheinungen und den Stoffverbrauch innerhalb der Muskulatur verfasst. Die nachfolgenden zwei Broschüren, in denen es um die Erhaltung und Konstanz der Kraft ging, wurden zu einem bahnbrechenden Erfolg und begründeten den heute noch in der Wissenschaft fundierten Energiesatz.

Im Jahr 1848 folge Helmholtz Ernst Wilhelm von Brücke mit einer Professur für Physiologie in Berlin. Die zarten Wirren der ersten deutschen Revolution und daraus resultierende Vorgänge interessierten den Wissenschaftler wenig. Er widmete sein Schaffen physikalischen Grundprinzipien, thermodynamischen Vorgängen und elektrochemischen Wirkungsweisen und übernahm eine außerordentliche Professur an der Universität in Königsberg, um diese Forschungsarbeiten zu intensivieren.

Im Jahr 1855 wechselte Helmholtz für einen vakanten Physiologielehrstuhl nach Bonn. Inzwischen verheiratet mit Olga von Welten, die das raue ostpreußische Klima nicht vertrug und kurze Zeit später an Tuberkulose erkrankte, bezog die Familie das kleine Barockschloss Villa Vinea Domini direkt am Rheinufer. Drei Jahre später folgte der mittlerweile sehr angesehene Wissenschaftler dem Ruf der Universität in Heidelberg, wo er eine hoch dotierte Lehrstuhlstelle antrat. Zwei Kinder gingen aus der Ehe mit seiner Frau Olga hervor, die im Jahr 1859 starb. Zweieinhalb Jahre später heiratete Hermann Helmholtz die aus Tübingen stammende Anna von Mohl. Das Paar hatte zusammen weitere drei Kinder, darunter auch die Tochter Ellen, die sich später mit dem Industriellensohn Arnold von Siemens vermählte. Im Jahr 1870 trat Helmholtz die Nachfolge seines alten Lehrmeisters Heinrich Gustav Magnus an der Friedrich-Wilhelms- Universität in Berlin mit einer Physikprofessur an.

Zahlreiche Ehrungen und Schicksalsschläge

Die Verabschiedung in Heidelberg glich einer Huldigung. Helmholtz galt als vielseitiger Denker und der Spitzname "Reichskanzler der Physik" in Anlehnung an den "eisernen" Kanzler Otto von Bismarck begann die Runde zu machen. In Berlin wurde Helmholtz zum Rektor der Universität. Aufstrebende Wissenschaftler wie Heinrich Hertz arbeiteten unter ihm. Neben Werner von Siemens, der ein enger Freund war, und Wilhelm Foerster wurde Helmholtz zur treibenden Kraft für die spätere Gründung der Physikalisch-Technischen- Reichsanstalt, die heute noch als Bundesinstitut agiert. Helmholtz wurde in vielen nationalen und internationalen Akademien sowie Gesellschaften aufgenommen und 1883 in den Adelsstand erhoben. Am Ende seines Lebensweges standen viele Schicksalsschläge. So verstarb zunächst sein Sohn Robert, dann sein Freund Werner von Siemens und sein Schüler Heinrich Hertz. Im September 1894 erlag Hermann von Helmholtz den Folgen eines zweiten Schlaganfalles.

Illustration: Hermann-von-Helmholtz-Gemälde von L. Knaus © Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz/Andres Kilger

Quellen: Helmholtz-Gemeinschaft; Neue Deutsche Biographie von H. Helmholtz, von Walther Gerlach, Neue Deutsche Biographie 8 (1969), deutsche-biographie.de; Archiv des Helmholtz Gymnasium Heidelberg, Helmholtz-Heidelberg.de


Autor: VHSt

HBZ · 07/2021
 
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