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Beispielhafter Zusammenschluss außeruniversitärer Forschung

Die Leibniz-Gemeinschaft

Das Haus der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin
Das Haus der Leibniz-Gemeinschaft in Berlin

Die Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e. V. ist ganz nach der Vision ihres berühmten Namensgebers ein deutsches Institutsgefüge mit unterschiedlichen Forschungsausrichtungen.

Bereits Anfang des 18. Jahrhunderts träumte Leibniz von einem unabhängigen Netzwerk aus verschiedenen Akademien in den führenden Großstädten Europas und begriff die wissenschaftliche Forschung fachübergreifend als Einheit. Die neuen Strukturausrichtungen bei der Gründung der Bundesrepublik und das Königsteiner Staatsabkommen zur Finanzierung von wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen ebneten den Weg zur Entstehung derartiger Institute.

Bestandteil der Verfassung

Die Förderung und Finanzierung überregionaler Forschungseinrichtungen durch den Bund und die Länder erlangte im Jahr 1969 verfassungsrechtlichen Status und wurde mit dem Artikel 91b in das Grundgesetz integriert. Acht Jahre später erarbeiteten Bund und Länder eine Liste mit förderungswürdigen Einrichtungen, die dem gesamtstaatlichen wissenschaftlichen Interesse der Bundesrepublik genügten. Die seinerzeit 46 Forschungseinrichtungen wurden auf blauem Papier veröffentlicht, sodass der Name Blaue Liste entstand, der bis heute bei den politisch Verantwortlichen gängig ist.

Die Blaue Liste

Die Wende hatte zur Folge, dass die bestehende Blaue Liste vom Wissenschaftsrat neu evaluiert werden musste und sich die Anzahl der förderungswürdigen Einrichtungen nahezu verdoppelte. In diesem Rahmen wurde die Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste gegründet, deren primäre Aufgabe es zunächst war, die damaligen Forschungseinrichtungen bei institutsübergreifenden Fragen administrativ zu vertreten. Durch die weiterführenden Arbeiten und Ausschussbildungen gründete sich aus der Arbeitsgemeinschaft im Jahr 1995 letztendlich die Wissensgemeinschaft Blaue Liste, kurz WBL, die nur zwei Jahre später in Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) umbenannt wurde und bis heute unter der gebräuchlichen Kurzbezeichnung Leibniz- Gemeinschaft agiert. Innerhalb der Rechtsform eines eingetragenen Vereins ist die Leibniz-Gemeinschaft dabei keine Trägerorganisation der einzelnen Institute, sondern verbindende Stelle der öffentlichen Wahrnehmung.

Die beste der möglichen Welten

Mit der Selbstorganisation im Rahmen des Vereins gewährleistet die Leibniz-Gemeinschaft ihren eigenständigen Institutseinrichtungen eine stärkere inhaltliche Zusammenarbeit und die Wahrnehmung ihrer Interessen gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Getreu dem Leibniz'schen Motto "die beste der möglichen Welten" verbindet die Gemeinschaft ein großes Wissenschaftsnetzwerk und dient dem regelmäßigen Informationsfluss sowie dem Erfahrungsaustausch. Aktuell befinden sich 96 eigenständige Forschungseinrichtungen unter dem Dach der Gemeinschaft, deren wissenschaftliche Ausrichtungen eine große Bandbreite abdecken, darunter beispielsweise Wirtschaft, Umwelt, Natur, Ingenieurwesen sowie Sozial- und Geisteswissenschaften.

Eine Wissenschaftlerin des HPI bei der Arbeit an der Sterilbank
Eine Wissenschaftlerin des HPI bei der Arbeit an der Sterilbank

Ausrichtung und Struktur

Die Ausrichtung der Leibniz-Institute zielt auf Lösungsansätze zu bedeutsamen gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Fragestellungen ab. Unter der Einbeziehung von Dienstleistungen, die auf soliden Forschungsgrundlagen basieren, betreiben die Einrichtungen in fundierten Strukturen wissenschaftliche anwendungs- und erkenntnisorientierte Arbeit. Der hieraus resultierende Wissenstransfer ist eine zusätzliche Informationsquelle für die Beratung von Wirtschaft und Politik sowie anderen Organen der Wissenschaft und Öffentlichkeit. Um die Leistungsbereitschaft der Einrichtungen zu gewährleisten, befürwortet die Gemeinschaft weiterführende Kooperationen mit der Industrie, den Hochschulen oder anderen wissenschaftlich relevanten Organisationen im In- und Ausland. Die ständige unabhängige Kontrolle und Transparenz ist dabei unablässige Voraussetzung für die Erfüllung der Förderungsrichtlinien von Bund und Ländern. Das derzeitige Finanzvolumen der Leibniz-Institute mit ihren etwa 20.000 Mitarbeitern beläuft sich auf rund zwei Milliarden Euro.

Organe und Aufgabenfelder

Hauptsitz der Leibniz-Gemeinschaft ist Berlin. Alle vier Jahre wählt die Mitgliederversammlung den Präsidenten oder die Präsidentin. Derzeitiger Präsident und Repräsentant nach innen und außen ist Professor Dr.-Ing. Matthias Kleiner, der im Vorstand von vier Vizepräsidentinnen bzw. -präsidenten zusammenarbeitet. Beraten wird der Vorstand vom elfköpfigen Präsidium, das auch die strategische Ausrichtung der Organisation beeinflusst. Förderempfehlungen, Evaluierungsverfahren, Qualitätssicherung, wissenschaftspolitische Belange, Wettbewerb und Effizienzsteigerungen sind Beispiele für das Aufgabenfeld des Senats. Dieser entscheidet ebenfalls über einzusetzende Forschungsmittel in den entsprechenden Institutssparten und setzt fachspezifische Ausschüsse zur weiteren Bearbeitung ein.

Vielfältige Institute

In ganz Deutschland vereint die Leibniz-Gemeinschaft 96 Institute und Einrichtungen, die rechtlich, wirtschaftlich und wissenschaftlich eigenständig sind. Verschiedene Infrastrukturen decken in dieser Zusammensetzung alle wesentlichen Wissenschaften ab und bedienen auch das breite Spektrum der gesellschaftlichen Ebene.

Bedeutende Einrichtungen für die Hansestadt Hamburg sind beispielsweise das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, das Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie (HPI) oder das German Institute for Global and Area Studies (GIGA). Das Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie hieß seit der Gründung 1964 Heinrich-Pette-Institut nach seinem Gründungsdirektor. Wegen Pettes NS-Vergangenheit wurde der Name dieses Jahr geändert. Es beschäftigt sich u. a. mit Forschungen zu Virusimmunologie, viraler Transformation und antiviralen Strategien. Das German Institute for Global and Area Studies (GIGA) ist ein sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut, das politische, ökonomische und soziale Entwicklungen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost analysiert.

Weitere wichtige Einrichtungen sind das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW), das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie Bremen (BIPS), das Leibniz-Institut für Neurobiologie Sachsen-Anhalt (LIN), das Institut für Klimafolgenforschung Potsdam (PIK) oder das Leibniz- Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP). Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie betreibt beispielsweise Grundlagenforschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Niedertemperaturplasmen. Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig (ZFMK) - Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere beobachtet nichteinheimische Arten in Deutschland, deren Anwesenheit zu einem Verlust der heimischen Artenvielfalt führen könnte.

Leibniz-Gründungspreis: Ansgar Schmidt-Bleker (links) und Jörn Winter, Gründer 'Nebula Biocides'
Leibniz-Gründungspreis: Ansgar Schmidt-Bleker (links) und Jörn Winter, Gründer 'Nebula Biocides'

Die Leibniz-Forschungsmuseen

Eine weitere Besonderheit unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft sind die acht Museen der Forschungseinrichtungen. Die Forschungsmuseen, zu denen auch das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) in Bremerhaven gehört, sammeln, forschen und vermitteln. Ihre Sammlungsarchive umfassen weit mehr als 100 Millionen Objekte und bilden das Fundament für die Forschung zur Erdgeschichte und Artenvielfalt, zur Kultur- und Technikgeschichte und zum Erhalt des wissenschaftlichen und kulturellen Erbes. Mit ihren forschungsbasierten Dauer- und Sonderausstellungen an zwölf Standorten in Deutschland erreichen die Museen jedes Jahr Millionen von Menschen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Wissensvermittlung. Mit vielen Veranstaltungen, Expertisen und der Auseinandersetzung sowie Forschung zu aktuellen Themen der Zeit - darunter natürlich auch die wissenschaftlichen Arbeiten zu Coronavirus, Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder gesellschaftlichen Spannungsfeldern - widmen sich die Einrichtungen der Gemeinschaft stetig neuen Herausforderungen.

Kooperationen und Vernetzung

Gerade unter diesem Aspekt ist eine gute Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen Stellen von großer Bedeutung. Der Daten- und Wissenstransfer der Gemeinschaft, Unternehmenskooperationen und die vielen Kontakte zu anderen Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt bieten hierfür eine exzellente Grundlage. Als nächste Einrichtung wird das Regensburger Centrum für Interventionelle Immunologie (RCI) im Jahr 2022 den Kreis der Leibniz-Gemeinschaft erweitern und als Leibniz-Institut für Immuntherapie der Bund-Länder-Förderung angeschlossen. Preisverleihungen und Förderungen der Leibnizgemeinschaft, wie der Auszubildendenpreis, der Promotionspreis und der Gründungspreis, unterstützen innovative Ansätze und den hauseigenen Nachwuchs.

Interessierte, die mehr über das weite Aufgabenfeld der Leibniz-Gemeinschaft, ihre Arbeitsweise sowie aktuellen Studien erfahren möchten, können unter der Kontaktadresse: Leibniz-Gemeinschaft, Chaussestraße 111, 10115 Berlin Material anfordern oder es im Internet unter www.leibniz-gemeinschaft.de ansehen.

Fotos: Haus der Leibniz-Gemeinschaft © Leibniz-Gemeinschaft/Oliver Lang; Gründungspreis 2021 © Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP); HPI-Gebäude und -Wissenschaftlerin © Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (HPI)/Udo Thomas

Quellen: Leibniz-Gemeinschaft, Deutsches Ärzteblatt, Informationsdienst Wissenschaft


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Autor: VHSt

HBZ · 09/2021
 
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