VHSt - Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
Hamburgischer Verein für den öffentlichen Dienst
 
Aktuelle Ausgabe
Titelfoto: © Titelbild: Innenraum Stilbruch (c) Stadtreinigung Hamburg

Das Mitgliedermagazin

Hamburgische Zeitschrift für den öffentlichen Dienst

 

Mitglied werden

Profitieren Sie von der Mitgliedschaft im VHSt. Einfach ausdrucken und ausgefüllt an uns senden.

 

BESONDERE VERANSTALTUNGEN


 

Top-Themen

Geschichtswerkstätten Hamburgs: Teil 1

Die Geschichtswerkstatt Harburg

'Zur Stumpfen Ecke' in diesem Jahr
'Zur Stumpfen Ecke' in diesem Jahr

Die Harburger Geschichte ist einzigartig. Wussten Sie zum Beispiel, dass Harburg einst den Stader Grafen als Wehrfestung südlich der Elbe diente, dann Residenzstadt des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg wurde und zur hannoverischen Freihafenzone sowie preußischen Industrieperle aufstieg, bevor es 1937 per Gesetzesdekret an Hamburg überging?

Oder kennen Sie die Geschichte des Harburger Hafens? Die Geschichtswerkstatt Harburg vermittelt Bürgern die historischen Gegebenheiten, aber auch die gegenwärtigen Harburger Belange auf vielfältige Weise. Als öffentliche Begegnungsstätte und Veranstalter gibt der gemeinnützige Verein Bürgern Raum für Erinnerungen, Anregungen, Diskussionen und Aktionen mit Harburg-Bezug.

Kultureller Hintergrund

Im Rahmen einer städtischen Reform fielen im Jahr 2008 mit dem Stadtteil Wilhelmsburg ähnlich ambitionierte Projekte sowie Vereine von Harburg und Wilhelmsburg unter die Verwaltung des Bezirks Hamburg Mitte, darunter auch die bis dato mit viel Engagement tätige Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg. Harburg war nun der einzige Bezirk ohne eigene Geschichtswerkstatt. Ein Zustand, der vor allem durch die Initiative der Historikerin und Ethnologin Angelika Hillmer geändert wurde. Der überwiegende Teil der zehn Gründungsmitglieder der neuen Harburger Geschichtswerkstatt kam daher naturgemäß auch aus den Reihen der Kulturwerkstatt Harburg. Der erste Vereinssitz waren Räumlichkeiten im unter Denkmalschutz stehenden Kontorhaus der Firma Renck und Hessenmüller am Harburger Kanalplatz, in dem die bisherige Kulturwerkstatt beheimatet war. Das große "Konsulzimmer", das der Geschichtswerkstatt zunächst kostenlos zur Nutzung überlassen wurde, war jedoch bald zu klein. Trotz geringer finanzieller Mittel, die sich aus Mitgliedsbeiträgen, kleineren Spendenbeträgen und noch eher geringer städtischer Förderung zusammensetzten, versuchte der Verein, das sich seinerzeit in unmittelbarer Nachbarschaft befindende ehemalige Wiegehäuschen als Nutzungsobjekt für den Verein zu übernehmen, das später im Rahmen der Neugestaltung des Kanalplatzes abgerissen wurde.

Die urige Harburger Kneipe 'Zur Stumpfen Ecke' in den 70ern ...
Die urige Harburger Kneipe 'Zur Stumpfen Ecke' in den 70ern ...

Ausstellungen und Vereinsarbeit

Bei der Recherche für ein Buchprojekt stießen Angelika Hillmer und Birgit Caumanns auf die leer stehende alte Fischhalle am Kanalplatz 16. Das 1906 errichtete Gebäude mit seinen imposanten Holzbalkenkonstruktionen, das über viele Jahrzehnte eine Vermittlungsstelle für Hafenarbeiter war, war bereits für den Abriss vorgesehen. Doch dank des Engagements vieler wurden diese Pläne nicht umgesetzt. Ein Jahr später wurde die erhaltenswürdige Fischhalle zum zunächst temporären Veranstaltungsort für eine Ausstellung während des Hafenfests 2010 durch die IBA Hamburg mit der Geschichtswerkstatt. Durch die Ausstellung wieder in den Blick der Öffentlichkeit und Politik gerückt, konnte der Abriss verhindert werden. Die Sanierung der Fischhalle und die Sicherung der monatlichen Mietkosten durch eine öffentliche Förderung ermöglichten der Geschichtswerkstatt eine dauerhafte Nutzung in der Fischhalle als neuem Vereinssitz.

Vielfältige Arbeit und Veranstaltungsprogramm

Ausgerichtet auf die Harburger Alltags-, Firmen- und Arbeitsgeschichte lag der Fokus der Vereinsarbeit der Harburger Geschichtswerkstatt in den ersten Jahren noch zu großen Teilen auf den historischen Entwicklungen des Harburger Hafens, wodurch in diesem Zusammenhang auch einige wichtige Veröffentlichungen erschienen, kamen in der Folgezeit immer weitere Themen und Stadtteile hinzu. Neben den Rundgängen zu Baudenkmälern und wichtigen historischen Plätzen und Themen in Harburg gehören heute auch Ausstellungen, Vorträge und Lesungen sowie die sehr beliebten Klönschnackveranstaltungen zu den Vereinsaktivitäten. Welche Themen behandelt werden, richtet sich hauptsächlich nach den Interessen der Mitglieder oder auch nach für Harburg relevanten Jahrestagen. Weitere Themen sind gegenwärtig u. a. der elektrische Nahverkehr und die Eisenbahn, die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs sowie die Nachkriegszeit, aber auch die Entwicklung der Quartiere. Zudem veröffentlicht die Harburger Geschichtswerkstatt zu vielen Themen Bücher und Broschüren, die im Buchhandel erhältlich sind.

Geschichtswerkstatt Harburg

Kanalplatz 16 (nicht barrierefrei)
Tel.: (040) 76 75 73 07
www.geschichtswerkstatt-harburg.de


Ausstellung über die Zerstörung Harburgs 1944 im Harburger Rathaus im Jahr 2014, 70 Jahre nach dem Bombenangriff
Ausstellung über die Zerstörung Harburgs 1944 im Harburger Rathaus im Jahr 2014, 70 Jahre nach dem Bombenangriff

Aktiv für Harburg

Aber die Geschichtswerkstatt informiert nicht nur, sie engagiert sich auch beim Erhalt von Harburger Baudenkmälern wie beispielsweise der ehemaligen Likörfabrik, für die sie die Aktion "5 vor 12 für die alte Likörfabrik: Rettet Hilke" am Tag des offenen Denkmals 2018 veranstaltete. Während die Zukunft der Likörfabrik noch nicht abschließend gesichert ist, kann der Verein auf viele kleine und größere Erfolge zurückblicken. Unter seiner Mitwirkung wurden gebietsprägende und erhaltenswerte Objekte, die jedoch nicht denkmalgeschützt sind und von Abriss bedroht waren, gerettet, wie die letzte Gleisdrehscheibe auf dem Areal des ersten Harburger Bahnhofs, heute das Projektgebiet Harburger Brücken. In der Broschüre KOSTBARKEITEN im Harburger Binnenhafen sind 22 dieser Objekte mit ihren Hintergründen dokumentiert. Die neueste Veröffentlichung der Geschichtswerkstatt ist die 46-Seiten starke Broschüre Die wilden Harburger Kneipen der 60er und 70er Jahre von Ulrich Wittwer und Jürgen Meyer, Redaktion Klaus Barnick. Die Broschüre stellt 21 der über 100 klassischen Kneipen vor, die in den letzten 50 Jahren in Harburg bestanden. Die Autoren sind Zeitzeugen und beschreiben als profunde Kenner der damaligen Szene die Lage und teilweise auch die Geschichte der einzelnen Lokale. Die Broschüre ist reich bebildert und stellt Fotos der Standorte von damals und heute gegenüber. Wie alle Broschüren des Vereins ist sie im Buchhandel und in der Geschichtswerkstatt Harburg selbst erhältlich.

Jubiläum im Zeichen der Pandemie

Im Jahr 2020 feierte die Harburger Geschichtswerkstatt ihr zehnjähriges Jubiläum, das trotz der pandemiebedingten Einschränkungen und behördlichen Auflagen durch viel Herzblut der Vereinsmitglieder viele Interessierte für die Geschichtswerkstatt begeistern konnte. Weiterführende Informationen oder Termine für geplante Veranstaltungen erhalten Interessierte bei der Geschichtswerkstatt Harburg.

Quelle: Geschichtswerkstatt Harburg e. V.


Bildergalerie
Zum Vergrößern Bild anklicken.
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern
Bild vergrößern

Autor: VHSt
Fotos: (c) Geschichtswerkstatt Harburg e. V.

HBZ · 10/2021
 
Weitere Meldungen:

Aufgeblättert: Buchtipp

Pfeffersäcke mit Nilpferdpeitsche

"Pfeffersäcke" - so nannte der Volksmund die durch Gewürzhandel wohlhabend gewordenen Kaufleute der norddeutschen Hanse spöttisch....
HBZ · 3/2024
 

Geschichten aus Hamburgs Geschichte

Das Chilehaus

Ikone des Backsteinimpressionismus: Das Chilehaus wurde vor 100 Jahren fertiggestellt...
HBZ · 3/2024
 

Nachwuchsnetzwerk zu Besuch

Neujahrsfeier YouNet

Auch in diesem Jahr fand die Neujahrsfeier des Nachwuchskräftenetzwerks YouNet in den Räumlichkeiten des Vereins Hamburger Staatsbeamten r. V. statt....
HBZ · 3/2024
 

Erfolgreichster Bildungsminister Deutschlands tritt ab

Schulsenator a. D. Ties Rabe

Es ist mehr als ungewöhnlich, dass ein scheidender Bildungsminister mit Lob überhäuft wird....
HBZ · 3/2024
 

Ihr Recht in der Praxis

Schlechte Bewertung - was tun?

Heute möchte ich Ihnen eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Thema "Beurteilung" vorstellen (Urteil des 2. Senats vom 12. Oktober 2023, Aktenzeichen 2 A 7.22) - ...
HBZ · 3/2024
 

Das Netzwerk des Führungsnachwuchses

Die Ratten-AG

Sie nennen sich selbst "Ratten". Es zeugt von Selbstbewusstsein und Humor, sich nach Tieren zu benennen, die viele eher als Schädlinge betrachten würden. Dabei gelten die Nager zugleich ...
HBZ · 3/2024
 
 
 
 

TOP