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Planetarium Hamburg

Das Planetarium Hamburg im Herzen des Stadtparks, Foto (c) Planetarium Hamburg
Das Planetarium Hamburg im Herzen des Stadtparks, Foto (c) Planetarium Hamburg
Das Planetarium Hamburg ist eines der dienstältesten Sternentheater der Welt und das meistbesuchte im deutschsprachigen Raum.

Es gehört international zur Top-Liga. Wir haben uns mit seiner Geschichte beschäftigt und Planetariumsdirektor Prof. Kraupe interviewt.

Ein Wasserturm wird Planetarium

Von Hamburgs damaligem Baudirektor Fritz Schumacher erbaut und 1916 als Wasserturm in Betrieb genommen, steht das majestätische Gebäude mitten im Stadtpark. Ende der 1920er-Jahre wurde es vom Architekten Hans Loop für die neue Bestimmung aufwendig umgebaut und 1930 als Großplanetarium eröffnet. Dafür wurde unterhalb des früheren Wasserbehälters ein etwa 23 Meter hoher zylindrischer Raum geschaffen, mit der fast 21 Meter durchmessenden Projektionskuppel als Herzstück. Den Eingangsbereich ziert ein von Dorothea Maetzel-Johannsen entworfenes Deckengemälde. Die dort ursprünglich untergebrachte "Bildersammlung zur Geschichte von Sternglaube und Sternkunde" des Kulturwissenschaftlers Aby Warburg ist derzeit eingelagert. Künftig soll sie im oberen Turmbereich wieder ausgestellt werden. Der 65 Meter hohe Bau ist ein Wahrzeichen Hamburgs, dessen Aussichtsterrasse in ca. 40 Metern Höhe eine faszinierende Aussicht bietet.

Auf dem Weg zum Weltruhm

Als Prof. Erich Übelacker (s. Seiten 6 und 7 dieser HBZ) 1975 das Planetarium als erster hauptamtlicher Leiter übernahm, setzte er mit den damals modernsten Projektoren aus dem Hause Zeiss, einem wachsenden Team aus wissenschaftlichen Mitarbeitern und außergewöhnlichen Nutzungen wie Kammerkonzerten unter dem Sternenhimmel neue Standards. So machte er das Planetarium zu einer der größten Attraktionen der Hansestadt, bis er im Jahr 2000 in den wohlverdienten Ruhestand ging.

Prof. Kraupe übernimmt

Der neue Planetariumsdirektor Prof. Thomas Walter Kraupe wurde 1956 in Bamberg geboren. Er studierte Astrophysik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und am Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching. Danach war er zehn Jahre stellvertretender Leiter am Carl-Zeiss-Planetarium in Stuttgart, sowie Direktor des neuen Planetariums auf der Museumsinsel in München. Mehrere Jahre als Berater für Planetarien auf der ganzen Welt folgten. "Das größte Projekt war dabei 1996 bis 2000 die Konzeption des neuen New Yorker Planetariums. Ich hatte aber wieder die Sehnsucht nach einem eigenen Theater, an dem ich neue Formate ausprobieren kann, um dann auch die Reaktion des Publikums direkt zu erfahren. In Hamburg hatte ich auf Einladung von Prof. Übelacker, mit dem ich schon seit 1984 kollegial befreundet war, Vorträge gehalten. Als er in Pension ging und die Stelle ausgeschrieben wurde, bewarb ich mich", erinnert sich Kraupe. Neben der Tätigkeit als Planetariumsdirektor war er mehrfach Präsident der IPS - des Weltverbandes der Planetarien. Kraupe gilt international als Innovator und einer der bedeutendsten Akteure der Planetariumsszene.

Publikum mit 3D-Brillen unter der großen Sternenkuppel, Foto (c) Fotografenwerk Hamburg
Publikum mit 3D-Brillen unter der großen Sternenkuppel, Foto (c) Fotografenwerk Hamburg

Frischer Wind im Planetarium

Nach weiteren Veränderungen gefragt - neben den zahlreichen Umbauten und stetigen technischen Neuerungen, die das Planetariumserlebnis u. a. barrierefrei und dreidimensional machten - antwortet er: "Wir haben unsere Spielzeiten und unsere Angebotspalette deutlich erweitert, auch durch weitere kulturelle Events. Mit Konzerten und Lightshows hatte schon mein Vorgänger experimentiert, aber wir haben den Bogen noch viel weiter gespannt und die dafür nötige Technik stets auf den neuesten Stand gebracht." Für den Erfolg des Konzepts sprechen mehr als 300.000 Besucher pro Jahr. Sein Team besteht aus 14 festen Mitarbeitern sowie Freien. Mehr lassen die räumlichen Grenzen des Turms nicht ohne Weiteres zu.

Das Weltall als Bühne des Lebens

Auf die Frage, was ihn an der Arbeit im Planetarium besonders reizt, antwortet Kraupe: "Dieses Welt-All-Theater zu bespielen und stets neu zu nutzen und dabei zu spüren, dass man Menschen berühren und inspirieren, ja begeistern kann mit den größten Geschichten, die man überhaupt erzählen kann: Wo sind wir im Universum? Woher kommen wir? Wie ist die Erde entstanden? Was passiert mit der Erde und in der Zukunft?" Dabei geht es ihm um "Reisen mit dem Kopf", um das Vorstellungsvermögen besonders der neuen Generation zu beflügeln, die künftig die Entscheidungen trifft, und die Schönheit von Weltraum und Erde erlebbar zu machen. Dass Kunst und Kultur dazugehören, steht für ihn außer Frage: "Heute können wir die Menschen in einem 360-Grad-Rundum-Simulationsraum in vielfältige Szenarios und Denkräume weit jenseits der Sterne eintauchen lassen", so Prof. Kraupe.

Aktuelle Themen wie Virtuelle Realität (VR) und Erweiterte Realität (AR) sind Bereiche, in denen das Planetarium weit vorne mitspielt und in der Lehrerausbildung im Umgang mit digitalen Medien neue Maßstäbe setzen kann. Studienprojekte etwa mit der HAW in puncto immersiver 3D-Ton und 3D-Bild sowie Kooperationen mit wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen wie DESY gibt es bereits und sollen zukünftig verstärkt werden. Aber auch außerhalb des Turms ist das Team aktiv: "Wir haben Formate wie das mobile "Klima-Iglu", mit denen wir in Schulen gehen und den globalen Klimawandel spannend veranschaulichen. Wir hoffen, dies nach der Pandemie ebenso wieder starten zu können wie auch andere Formate, um das Planetarium auch stärker auf das Radar von Mäzenen zu bringen", sagt Prof. Kraupe.

Der Direktor des Planetariums Hamburg, Prof. Thomas W. Kraupe, vor dem Sternenprojektor, Foto (c) Wolfgang Köhler
Der Direktor des Planetariums Hamburg, Prof. Thomas W. Kraupe, vor dem Sternenprojektor, Foto (c) Wolfgang Köhler

Alltag im Planetarium

Die Frage nach seinem Arbeitsalltag kann Prof. Kraupe nicht so einfach beantworten, denn "jeder Tag ist hier anders und oft überraschend". Außerhalb der Pandemiezeit beschreibt er ihn so: "Ich mache zuerst eine Runde durch das Haus, um zu sehen, was in den vergangenen Stunden passiert ist. Danach informiere ich mich durch E-Mails über Anfragen, Probleme sowie News und Entdeckungen aus Umwelt und Kosmos, die mich täglich von Forschungseinrichtungen erreichen und die ich für unsere Shows und Vorträge dann einplane." Für diese übernimmt der Planetariumsdirektor die Planung. Im Planetarium gibt es eben nicht nur großartige Konzerte, sondern auch Programme für Kinder u.a. mit Rolf Zuckowski oder Vorträge mit Philosophen wie Peter Sloterdijk oder Astronautinnen.

"Dazu gehe ich häufig in den Produktionsbereich, um mit dem Team neue Visualisierungen von digitalen Szenen und Flügen ins All abzustimmen. Dann stehen die Vorbereitung der nächsten Tage mit Meetings und Auswärtsterminen an, da wir viele Kooperationen mit anderen Planetarien oder Museen haben. Danach folgen Pressearbeit und die Vorplanung der Programmgestaltung und Spielpläne für die nächsten zwei Monate." Häufig müsse er sich Zeit blockieren oder Wochenenden nutzen, um an Texten und Drehbüchern zu arbeiten, weil so viel gleichzeitig laufe. Er moderiert auch selbst, etwa Liveveranstaltungen wie den "Himmel über Hamburg" oder Diskussionen und Vorträge. Etwas, das in der Corona-Pandemie anders ist als gewohnt: "Während COVID können wir nicht wie üblich mit dem Publikum interagieren oder Live-Veranstaltungen durchführen. Hoffentlich ändert sich das bald", sagt Kraupe.

Auswärtstermine führen ihn immer wieder zu Kooperationspartnern - etwa zu Prof. Weiss an das Archäologische Museum in Harburg, mit dem Kraupe eine konstruktive Zusammenarbeit pflegt: "Weiss gräbt mit seinen Archäologen unter der Erde nach Spuren aus der Vergangenheit und wir als Astronomen und Astrophysiker in den Tiefen des Weltalls. Da kann man in so einem Schulterschluss die Vergangenheit der Menschheit mit einer hoffentlich lebenswerten Zukunft auf unserem Planeten verbinden."

Global Player in der Champions League

Für die Zukunft wünscht sich Prof. Kraupe eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger, der diese Ziele weiterhin mit Wissen, Verstand und Begeisterung verfolgt und das Planetarium als Theater und Denkraum für alle betreibt. Als Begegnungsstätte, die bei allen Altersgruppen für leuchtende Augen sorgt, sie mitnimmt und durch die Verbindung unsere Umwelt mit dem Weltall inspiriert. "Hoffentlich stellt die Stadt Hamburg auch künftig die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen sicher, damit das Planetarium weiter in der Champions League mitspielen kann", sagt Kraupe. Nach Aussage des Präsidenten des nordischen Planetarienverbands zählt das Hamburger Planetarium mit seiner herausragenden Vielfalt zu den modernsten und angesehensten Planetarien der Welt. Das solle Bestand haben.

Erlebnisraum im Stadtpark

Neben den zahlreichen Shows, Vorträgen, Forschungskooperationen und Events ist das Planetarium Hamburg ein wunderbarer Ort für private und firmeninterne Veranstaltungen. Für Getränke, kleine Speisen und Catering im Innen- und Außenbereich sorgt das im letzten Jahr eröffnete Café Schmidtchen. Auf dem Spielplan stehen zur Zeit Themen wie der aktuelle Himmel über Hamburg, das Habitat Erde, der Kosmos in 3D oder Neues aus der Unendlichkeit. Alle Informationen zu den Corona-Regeln, Öffnungszeiten und Ticketpreisen erhalten Interessierte direkt beim Planetarium.

Fotos: Prof. Kraupe © Wolfgang Köhler; Publikum im Sternensaal, Foyer © Fotografenwerk Hamburg; Luftbild des Planetariums © Planetarium Hamburg

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Autor: VHSt

HBZ · 11/2021
 
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