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Lebensräume zwischen Land und Wasser

Geheimnisvolle Moore

Foto: Joanna Schadt
Foto: Joanna Schadt
Moorgebiete sind faszinierende Landschaften und sehr geheimnisvoll, spätestens wenn man die bis zu 2.500 Jahre alten Moorleichen im Schloss Gottorf gesehen oder alte Moorgeschichten gehört hat.

Sie erzählen nicht nur Geschichten, sondern sind auch Speicher und Archiv der Erd- und Kulturgeschichte sowie Faktor im Kohlenstoffkreislauf und bei der Klimaentwicklung.

Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Aufgrund ihrer besonderen Umweltbedingungen beherbergen Moore viele Tier- und Pflanzenarten, die nur dort vorkommen. Da Teile der Moorgebiete sehr nährstoffarm sind, haben sich Pflanzen angepasst und versorgen sich mit Nährstoffen aus der Luft oder wie beispielsweise der Sonnentau mit Insekten.

Moore und ihre Rolle im Kohlenstoffkreislauf

Moore sind wahre Klimaschützer, da sie sechsmal mehr CO2 speichern als Wälder. Torfmoose wachsen praktisch unbegrenzt und an ihrer Wurzel findet eine unvollständige Zersetzung des Kohlenstoffs statt, sodass Torf entsteht. Dadurch wird die Oberfläche immer weiter angehäuft, das Moor wächst. Ein Moor wächst bis zu einem Zentimeter pro Jahr. Wenn wir also Moorböden mit vier Metern Tiefe haben, sind diese 4.000 Jahre alt und global wichtige Kohlenstoffspeicher. Moore können den Klimawandel beschleunigen oder auch aufhalten. Es kommt nur darauf an, wie wir mit unseren restlichen Moorgebieten umgehen, als Senke oder als Quelle.

Abbau von Torf

Über den dunklen, erdigen Abbaugebieten entfaltet sich eine düstere Stimmung. Täglich werden mehrere Hundert Meter Gleise für die Moorbahnen über intakte Moore gelegt, um weitere Moorstreifen zu zerstören. Noch ungefähr vier Prozent der Flächen in Deutschland sind Moore. Seit 200 Jahren wird Torf in Deutschland im großen Stil abgebaut, seit 40 Jahren mit großen Maschinen. Torf ist ein Geschäft, in vielen Bereichen fehlt es an Ideen oder auch am Willen, Alternativen zu wählen.

Moore in der Landwirtschaft

Moore können nur intakt bleiben, wenn sie nass bleiben. Durch Trockenlegung aus den unterschiedlichsten Gründen wie Bebauung oder Gewinnung von Weideland werden sie zerstört und wachsen nicht mehr. Besonders dramatisch ist bei Trockenlegung die Freisetzung von CO2 und anderen Treibhausgasen, die im Moor in Jahrzehnten und Jahrhunderten gespeichert wurden. Moore können zwar unter sehr großem Einsatz neu angelegt werden, aber es dauert Jahrzehnte, bis der Torfaufbau gut läuft. Renaturierung und Wiedervernässung von Mooren sollte daher oberste Priorität haben.

"O schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
Wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte
ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte
es zischt und singt,
O schaurig ist's, übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht
knistert im Hauche!"
Der Knabe im Moor, Anfang der Ballade von Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848)

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es das Greifswald Moor Centrum. Hier wird unter anderem durch eine nachhaltige Nutzung von Paludikulturen eine moorfreundliche Landwirtschaft gefördert. Paludikultur ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore mit Anbau von Reet, Nutzung von Rohrkolben-Biomasse oder Anbau von Torfmoosen als Torfersatz. Das könnte Landwirten eine Alternative zu den bisherigen Bewirtschaftungen geben und damit das Moor als CO2-Senke erhalten.

Moore in Hamburg

In Hamburg gibt es viele Moore in unterschiedlichsten Ausprägungen, die uns zur Naherholung dienen. Das größte Moorgebiet bei Hamburg ist das Naturschutzgebiet Moorgürtel in der Süderelbmarsch im Südwesten. Die kleinen Moore in der Stadt sind das Naturdenkmal Poppenbüttler Graben mit einem Hektar und das Flassbargmoor mit weniger als einem Hektar. Dazwischen gibt es viele Bekannte: das Schnaakenmoor mit 18 Hektar und das Eppendorfer Moor mit sieben Hektar. In Duvenstedt im Naturschutzgebiet finden wir das große Wittmoor als TeSynil der Wittmoormulde. Im Naturschutzgebiet Boberger Dünen kann man auf dem Moorweg mit Aussicht auf ein 30 Hektar großes Moorgebiet wandern.

Moorschutz in Hamburg

In Hamburg ist die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) für die Naturschutzgebiete zuständig. Sie setzt Maßnahmen zum Moorschutz um, wie den Ankauf von Flächen, die Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen, hydrologische und bodenkundliche Gutachten sowie Anstaumaßnahmen und Monitoring. Synergien ergeben sich durch Maßnahmen zur Erhaltung von Arten und Landschaft. Zum Schutz der Hamburger Moore führt der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) eine Fülle an Maßnahmen durch, etwa die Moor-Aktionstage oder Workshops. Hier kann tatkräftig unterstützt werden, damit unsere Moore eine Senke für CO2 bleiben können.

www.doris-wolf.de

Quellen: Greifswald Moor Centrum, www.greifswaldmoor.de; Hamburg.de/moore; NABU, hamburg.nabu.de/

Autor: Doris Wolf
Fotos: Joanna Schadt

HBZ · 11/2021
 
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