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Der 'Haynpalast'

Aufmüpfige Studenten retteten Mitte der 1970er-Jahre das einst hochherrschaftliche Etagenhaus Ecke Haynstraße/Hegestraße in Eppendorf vor dem Abriss durch Investoren mit einer gehörigen Portion Chuzpe - und dank eines ausgeklügelten Mietvertrags.

Dessen Clou: Auch die Eigentümer unter den Bewohnern bleiben unter dem Dach dieses Vertrags, und es kann nur allen gemeinsam gekündigt werden. An diesen Klauseln beißen sich alle "Miethaie" bis heute die Zähne aus.

Seit 2009 steht das aufwendig restaurierte Eckhaus im barockisierenden Jugendstil unter Schutz. Erhalten geblieben sei ein "Bau- und Kulturdenkmal ersten Ranges", schreibt der Autor, der zu den Erstbeziehern gehört. Doch das Objekt ist nicht nur kulturhistorisch interessant, sondern auch aus politischen Gründen: Im Vorgarten dieser ungewöhnlichen Immobilie beschützt der "Spekulantenfresser" - ein schauriges Reptil mit einer aus Bettlaken, Handtüchern, Holzspänen und Draht zusammen gepappten Haut - die "Bastion gegen Mietwucher und Bodenspekulation".

Reinhard Barth, der im April 1970 als Student in das Haus einzog, hat dessen bewegte Geschichte mit der "einmaligen bühnenartigen Lage" penibel recherchiert. Der promovierte Historiker bettet die Historie des "Haynpalastes" nicht nur in die Entwicklung des Dorfs Eppendorf zu einem Hamburger Stadtteil ein - er hat auch einen Blick für die Besonderheiten des zweiflügeligen Eckhauses mit Balkonen aus handgefertigtem Eisen, Sprossenfenstern, Ziersäulen, Erkern, Stuck und weiß getünchter Fassade. Wer dieses Heft gelesen hat, der möchte dort sofort einziehen.

Reinhard Barth: Der "Haynpalast" - bewegte Geschichte eines Etagenhauses 1910-2023, hamburger bauheft 41, Hamburg 2023, 68 Seiten, 12 Euro


Autor: Volker Stahl

HBZ · 11/2023
 
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