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hamburg.de erklärt

Hamburger Straßennamen

Der Hamburger weiss: Die Grosse Bleichen ist keine hochgewachsene blasse Dame und die Veddel keine alte Frau. Aber die genaue Bedeutung? Ob Raboisen, Rutschbahn oder Vorsetzen - hamburg.de erklärt, was sich hinter den aussergewöhnliche Strassen- oder Stadtteilnamen der Hansestadt verbirgt.

Dort, wo sich heute die Shoppingmeile Grosse Bleichen befindet, war früher eine Wiese. Wie auf vielen anderen "Bleichwiesen" rund um die Stadt, bleichten die Bürger (es gab auch gewerbsmässige Bleicher) hier ihr Leinen. Als dort Anfang des 18. Jahrhunderts eine Strasse gebaut wurde, erhielt sie den Namen "Grosse Bleichen." Der seltsame Name der Strasse Vorsetzen in direkter Hafennähe, stammt von den hölzernen Baumpfählen, die in früheren Zeiten das Ausspülen des Geländes verhindern sollten. Alte Pfähle wurden nicht ausgewechselt - man setzte einfach neue davor.

Trinkfreudig

Einige Strassen haben ihre Namen von Kneipen, beispielsweise Schulterblatt oder Rutschbahn. Dort, wo heute die Rote Flora steht, befand sich um 1700 eine Kneipe, die das Schulterblatt eines Wals als Aushängeschild besass. Im Volksmund wurde sie deshalb recht bald "Bey dem Schulterblatt" genannt. Ein Wirt in Rotherbaums nannte seine Kneipe "Zur Rutschbahn", denn er hatte eine Rutschbahn in seinem Garten. Im Jahre 1874 wurde die Strasse nach der Kneipe benannt. Die Milchstrasse hat übrigens nichts mit unserem Universum oder einer Kneipe zu tun, der Name rührt von dort ehemals ansässigen Milchhändlern.

Logisch

Die ABC-Strasse ist eine der ältesten Strassennamen Hamburgs. Sie wurde bereits 1620 erstmals urkundlich erwähnt. Ihr Name rührt von den ursprünglich in alphabetischer Reihenfolge benannten einzelnen Häuser in der Strasse. Nummern erhielten die Häuser erst 1833. Die Strasse Mümmelmannsberg (nach ihr wurde später auch die ab 1970 entstandene Grosswohnsiedlung benannt), trägt ihren Namen seit 1938. Als damals das umliegende Gebiet bebaut wurde, tummelten sich dort - so wie heute noch in vielen Hamburger Stadtteilen - sehr viele Hasen. Just zu dieser Zeit, war die Erzählung "Mümmelmann. Ein Tierbuch" des Autors Herrman Löns (1866-1914) sehr beliebt. So wurde die Strasse/das Areal einfach "Mümmelmannsberg" genannt. Die Rothenbaumchaussee erhielt ihren Namen von einem roten Schlagbaum am Dammtor, dem "Rothen Baum". Bis 1860 musste nämlich Torsperren passieren, wer in die Stadt gelangen wollte. Nach dem "Rothen Baum" benannt wurde nicht nur die Chaussee vom Dammtor nach Eppendorf, sondern auch der umliegende Stadtteil Rotherbaum. Wer sich auf dem Irrweg befindet, ist tatsächlich in eine Sackgasse geraten, welche - offenbar aus reiner Ironie - so genannt wurde. Und ja, wer im Zickzackweg unterwegs ist, läuft wirklich im Zickzack.

Lokalpatriotisch

Die Sternschanze hat ihren Namen von einer sternförmigen Verteidigungsanlage, die 1682 entstand und so mächtig war, dass 1686 die Einnahme Hamburgs durch die Dänen verhindert wurde. Sie war durch einen Laufgraben mit den Wallanlagen verbunden. Dort gab es einen durch Befestigungsanlagen geschützten Wegedurchlass - Durchschnitt - genannt, der entlang der heutigen Rentzelstrasse verlief. 1790 wurde der Name auf die heutige - parallel zur Rentzelstrass verlaufende - Strasse übertragen. Den Stadtteil Sternschanze gibt es übrigens erst seit 1. März 2008.

Der Scheideweg hat in Hamburg nichts mit der Grenze zwischen Leben und Tod zu tun, sondern bildete noch als schmaler, namenloser Weg die Grenze zwischen Eimsbüttel und Eppendorf. Im späten 19. Jahrhundert wurde er dann zur Bismarckstrasse verlängert und "Scheideweg" getauft. Wem der Name Raboisen seltsam vorkommt, ist jedenfalls kein Adelsexperte. Die Raboisen waren holsteinisches Adelsgeschlecht, 1257 wurde der Name erstmals urkundlich erwähnt, im 14. Jahrhundert ist das Adelsgeschlecht ausgestorben. Die Raboisen hatten Besitztümer unter anderem in Elmshorn und Blankenese, in Hamburg besassen sie ein einen mittelalterlichen Wohnturm, der 1730 abgerissen wurde. Nach dem Turm ist heute die Strasse Raboisen benannt.

Traditionsbewusst

Viele Menschen in Norddeutschland kennen und pflegen noch die Tradition des Bosselns. Ziel des Spiels ist es, eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu werfen, die mehrere Kilometer lang sein kann. Wo sich heute die Englische Planke befindet, gab es zwischen 1643 und 1806 mit dem "Bosselhof" einen Sportplatz für die englische Kolonie, auf dem das Spiel betrieben wurde. Leider war der Platz dafür wenig geeignet - die Kugeln rollten ständig bergab Richtung Elbe. Kurzerhand umgab man den Platz deshalb mit Planken.

Nordisch

Die Gross Borsteler Strasse führt von Niendorf in den Stadteil Gross Borstel. Das mag für manch einen nach einem riesigen borstigen Etwas klingen, was gar nicht so falsch ist. Denn Borstel kann nach einem mittelniederdeutschen Wörterbuch auch "Borste" oder "Bürste" bedeuten. Jedoch geht Borstel auf Burstal zurück, wobei bur Haus und stel Stelle bedeutet, kurz gesagt also schlicht Haus. Die Elbinsel Veddel ist erst seit 1768 ein Teil von Hamburg. Vermutlich war in der Vergangenheit damit der Begriff "Wedel", ein Weideland, gemeint, was die Veddel früher auch gewesen ist. Schlump stammt ebenfalls von einer Flurbezeichnung - es bedeutet im Niederdeutschen schlammiges, sumpfiges Gebiet.

Legendär

Sehr geheimnisvoll klingt auch der Strassenname grosser Burstah. Eine Legende besagt, dass es einst zwischen Bierbrauern und Bauern zu einem handfesten Streit gekommen war, weshalb die Brauer riefen "Bur stah!" (Bauer, bleib stehen!). Doch heute ist man davon überzeugt, dass Grosser Burstah "Grosses Bürgergestade" bedeutet, von "Bur" (Bauer) und "Stah" (Stade, Ufer, Gestade), um den Charakter der Anlegestelle zu betonen. Bereits sei Anfang des 14. Jahrhunderts ist der Name "Bei dem Burstah"verbürgt. Da die Strasse nach dem Grossen Brand 1842 stark verbreitert wurde, wurde das "Gross" hinzugefügt. Über die Strasse Pickhuben zwischen St. Annen- und Brookfleet gibt es zweierlei Geschichten: Entweder hat sie ihren Namen von den Pechvorräten, die die ansässigen Schiffbauer dort lagerten oder von einer Richtstätte, wo die Verurteilten kahlgeschoren und mit Pech bestrichen wurden. Auch einem gewissen Herrn Störtebecker soll das hier widerfahren sein…

Quellen: Wikipedia, Beckershaus, Das grosse HH-Buch, Aufriss der Geschichte, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Buch (Lestipp) "Die Hamburger Strassennamen"

Autor: VHSt
Fotos: Bilder: Christoffer und Peter Suhr / hamburg.de

HBZ · 04/2015
 
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